Benn, Gottfried, Schriftsteller (1886-1956).

2.400,00 

Eigenhändiger Brief mit Unterschrift „Benn“. Ohne Ort (Berlin), 14. IX. 1933, Gr.-8° (22,5 x 14 cm). 2 Seiten. Doppelblatt.

Vorrätig

Beschreibung

An die Journalistin Käthe von Porada (1891-1985) in Paris. Der neunzehnte Brief der Folge: „Reizende Briefe! Besonders der letzte! Ach, sowas ist genussreich! Ich war sehr böse im vorigen zu lesen, dass Sie wieder einen traurigen vernichtet hatten und nicht abgesandt, trotz des ausdrücklichen Hinweises meinerseits, sie an mich zu schicken! Süsse, reizende Kati! Ich war so über alle Maassen erkältet, hatte Fieber, Husten, – zum ersten Mal in meinem Leben habe ich gehustet und gleich sehr gründlich. War mehr als erkältet: tief erkrankt, schwerer Stoß ins Zentrum, Absinken, Altern, Sie haben recht, nicht für sich, gnädige Frau, für mich. Heute geht es mir besser. Das Hiersein meiner Tochter [Nele] strengt mich auch enorm an. Bin so absolut nicht gewohnt, ununterbrochen mit jemandem zu reden und zu sein. Die grösste Anstrengung, die mir vorstellbar ist. Morgen ist es vorbei: Dabei ist sie ein ganz reizendes kluges Wesen, mir sehr verwandt. | Schrecklich, was das Leben einem alles an Zerstreuendem und Ablenkendem auferlegt, statt dass man immer konzentriert sein kann. | Dann ein neuer, schwerer, man kann schon sagen übler Angriff in einem neuen Emigrantenblatt gegen mich: ich bin und habe: Tücke, Niedertracht, Mangel an Scham, Mangel an Geist, letzter Tiefstand, halb pathologisch, halb gemein, ekelerregend, hysterisch, Raserei der Brutalität usw. Darüber ein andermal mehr. Heute nur viele Grüsse und Gedanken an Sie. Meine Tochter lässt Sie schön grüssen. Stört Sie das vielleicht? […]“ – Druck: Meine Begegnung mit G. B., S. 138 f. – Gemeint ist die bekannte Kontroverse zwischen Benn und Klaus Mann, der im ersten Heft der Exilzeitschrift „Die Sammlung“ im September 1933 „Gottfried Benn. Oder: Die Entwürdigung des Geistes“ veröffentlicht hatte.