Goethe, Johann Wolfgang von, Schriftsteller (1749-1832).

Brief (von der Hand seines Schreibers Geist) mit eigenhändiger Unterschrift „G.“. Weimar, 14. VI. 1796, 4°. 2 Seiten. Doppelblatt.

Nicht vorrätig

Beschreibung

Inhaltsreiches Schreiben mit vielen interessanten Bezügen an Christian Gottlob Voigt (ohne Anrede): „Schon einige Tage bin ich hier und habe noch nicht das Vergnügen gehabt Sie zu sehen. Auch bey mir häufen sich eine Menge Dinge, und, man mag noch so haushältlich werden, so übernimmt man mehr als man ausführen kann. Als Vortrab schicke ich hier verschiedene Kleinigkeiten, die ich, der bequemen Übersicht willen, sogleich in verschiedene Päktchen separirt habe. | No. 1. zu dem Crusischen [Leopold Kruse; 1766-1850] Aufsatze über die Weiden Ansaat, ein kleines Gutachten von [Karl] Batsch [Botaniker; 1761-1802], das mit jenem völlig übereinkommt und die Nothwendigkeit der unmittelbaren Aussaat des Weidensaamens noch mehr zu bekräftigen scheint. Wäre das nicht eine Frage die in dem unendlich abgeschmackt-nutzbaren Reichsanzeiger ventilirt werden sollte, es wäre eben noch Zeit um eine Menge Menschen mit einer solchen Anfrage in Bewegung zu setzen. | No. 2. Ein Brief eines Grafs [Edmund Gottfried Wilhelm Cornel] Hatzfeld [über die Einsetzung in seine Rechte an den Ritterlehen Maßbach und Poppenlauer]. Sie haben ja wohl die Güte mir die Materialien zu einer Antwort zu verschaffen. | No. 3. Ein Brief des Herrn [Christian Heinrich Gottlieb] Köchy [1769-1828] und ein Empfehlungsschreiben dazu, worüber mündlich mehr. | No. 4. Ein Monstrum absurditates, woran Sie wohl den jüngern [Karl Siegmund Anton von] Göchhausen erkennen werden. Das schlimmste ist, daß in der Idee etwas wahres liegt. | So viel zur Eröffnung unserer fernern Unterhaltung. Da ich durch die sonderbaren und schrecklichen Kriegsbegebenheiten wahrscheinlich für dieses Jahr von dem schönen Lande abgeschnitten bin, so ist eine meiner angenehmsten Ausschichten, daß ich Ihnen um so näher bleibe und daß wir so manche gute Stunde nach alter Art und Weise hoffen können. Ich hoffe Sie bald zu sehen […]“ – Der vielseitig interessierte und auch literarisch tätige Jurist Christian Gottlieb Voigt (1743-1819) war 1766-1770 Assistent in der Bibliothek zu Weimar, trat dann als Regierungsrat in den Staatsdienst des Herzogtums Sachsen-Weimar-Eisenach ein, wurde 1794 Geheimer Rat, 1809 Staatsminister und 1815 Präsident des Staatsministeriums; er war mit Goethe viele Jahre dienstlich und auch in persönlicher Freundschaft verbunden und leitete eine Zeitlang mit ihm gemeinsam die Weimarer Bibliothek. August Johann Georg Karl Batsch (1761-1802) war Botaniker in Jena und gründete die Naturforschende Gesellschaft ebenda; Edmund Gottfried Wilhelm Cornel Graf von Hatzfeldt-Wildenburg zu Weisweiler suchte bei Herzog Karl August um die Wiedererlangung von Lehensrechten an; beim „jüngern Göchhausen“ dürfte es sich um einen Sohn des Geheimrats Ernst August Anton von Göchhausen in Eisenach handeln. Göchhausen hatte eine „Revenüe-Anstalt“ vorgeschlagen, „das aasfreundliche Salpeter-Project“ (RA 2, 196 und 239). Köchy schrieb später das Buch „Göthe als Mensch und Schriftsteller“. Die „Kriegsbegebenheiten“ beziehen sich auf den ersten Koalitionskrieg; am Tag nach der Abfassung des Briefes wurde die französische Sambre-Maas-Armee von den Österreichern unter Erzherzog Karl in der Schlacht bei Wetzlar geschlagen. Während des Jahres 1796 verfasste Goethe zusammen mit Schiller die „Xenien“. – Druck: WA 3324 (Bd. 11, S. 96 f.). – Zwei kleine alte Nummern am oberen, zwei leichte Braunflecken am rechten Rand.