Musäus, Johann Karl August, Schriftsteller und Märchensammler (1735-1787).

Eigenhändiger Brief mit Unterschrift „Joh. Carl Aug. Musäus“. Weimar, 10. V. 1771, Gr.-4°. 3 Seiten. Doppelblatt.

Nicht vorrätig

Beschreibung

Sehr schöner Brief an seinen Schwiegervater, den Handelsherrn und Stadtkämmerer Johann Anton Krüger in Wolfenbüttel, dessen Tochter Juliane Magdalena (1743-1819) er 1770 in Weimar geheiratet hatte: „[…] So wohl die schriftliche Versicherung von Dero Wohlbefinden und der wiederhergestellten Gesundheit der hochgeschätzten Frau Mama [Anna Elisabeth, geb. Eilers], als auch die mündliche Bestätigung hiervon durch den Herrn Bruder aus Hamburg, hat meiner lieben Frau und mir sehr vieles Vergnügen erweckt, und erstere ist dadurch in ihrem sorgsamen Gemüte, da wir vorher einige Wochen lang keine Nachricht durch den Herrn Bruder in Wolfenbüttel erhielten, vollkommen beruhigt worden. Wir wünschen nichts mehr, als bei der Wiederkunft der Mademoiselle Kotzebue die Ihnen vermutlich persönlich diesen Brief behändigen wird, von der Fortdauer Dero beyderseitigen Gesundheit die angenehme Versicherung zu erhalten. Was uns hier betrifft, so befinden sich Ihre Kinder und Enkel allerseits recht wohl, besonders haben wir die wenigen Tage, da wir den so angenehmen Besuch unseres lieben Herrn Bruders von Hamburg genossen sehr vergnügt zugebracht und es fehlte uns nichts als Ihre Gegenwart uum unsre Freude ganz vollkommen zu machen. Vor wenigen Tagen nämlich am 24. April haben meine liebe Frau und ich unseren Trauungstag gefeiert, ich weiß selbst nicht wie unbegreiflich geschwinde mir dieses erste Jahr der Ehe mit ihrer liebenswürdigen Tochter verschwunden ist. Könnte ich doch jemals in meinem Leben Gelegenheit finden Ihnen Theuerster Herr Vater persönlich alle meine dankbaren Empfindungen auszudrücken dass sie mir so vollkommene Frau erzogen und geschenkt haben. Mit einer Art von heimlichem Neide werden wir auf den Montag die Suite unserer Herrschaften vor unserer Wohnung vorbei passieren sehen da so viele Personen darunter sind die in Braunschweig und Wolfenbüttel keine Anverwandten geschweige einen Vater umarmen können, wie gern träten wir an ihre Stelle. Wir wollen uns indessen von unseren Freunden unter der Suite bey der Zurückkunft der Herrschaft zur Entschädigung recht viel schönes von Wolfenbüttel erzählen lassen, unter dem allen aber wird uns dieses das angenehmste seyn, wenn wir vernehmen daß sie den hochgeehrten Herrn Vater und Frau Mutter und Dero ganzes werthestes Haus bei allem selbstwünschendem Wohlergehen angetroffen und verlassen haben […] ich aber verharre mit kindlicher Ehrerbietung Meines Hochzuverehrenden Vaters gehorsamer Diener und Schwiegersohn […]“ – 1763 erhielt Musäus eine Stelle als Pagenhofmeister in Weimar und nahm drei Jahre später eine literaturkritische Tätigkeit als Mitarbeiter der von dem Aufklärer Friedrich Nicolai herausgegebenen Allgemeinen deutschen Bibliothek auf. 1769 wurde er von Herzogin Anna Amalie zum Professor der klassischen Sprache und Geschichte am Weimarer Wilhelm-Ernst-Gymnasium ernannt. An dieser Schule unterrichtete er auch seinen Neffen August von Kotzebue. „Ein klassisches Werk der deutschen Literatur sind Musäus ‚Volksmärchen der Deutschen‘ (5 Bde., 1782-86), die […] bald ins Englische und Französische übersetzt wurden. Ihr Verdienst liegt nicht nur in der frühen Aufnahme der Volksüberlieferung, sondern auch in der bewußten Schaffung eines eigenen Märchenerzählstils.“ (NDB). – Minimal gebräunt. – Briefe von Musäus sind äußerst selten, in den letzten 30 Jahren war nur einer im Handel.