Bismarck, Otto Fürst von, Reichskanzler (1815-1898).

Eigenh. [?] Brief mit Nachschrift und Unterschrift „vBismarck“. Bad Gastein, 31. VIII. 1879, Gr.-4°. 3 1/2 Seiten.

Nicht vorrätig

Beschreibung

An Feldmarschall Edwin von Manteuffel (1809-1885) in Berlin: „“Euerer Excellenz gefälliges Schreiben vom 17. d. M. habe ich erhalten, bin jedoch zu meinem Bedauern nicht im Stande hier der Sache näher zu treten. Einmal bin ich nicht sicher, ob es gesetzlich zulässig ist, daß ich nach dem Ausscheiden der Reichslande aus meinem Ressort Ausgaben für Elsaß-Lothringen auf den Reichs-Dispositionsfond anweise […] Ich kenne ferner die Belastung nicht, welche dem Fond bereits für das laufende Jahr auferlegt ist, und kann deshalb nicht beurtheilen, wie weit verfügbare Gelder vorhanden sind, umsoweniger als Euere Excellenz mir die Höhe der benöthigten Summe nicht bezeichnet haben. Das hauptsächliche Hinderniß indessen erscheint mir darin, daß ich nach der zur Zeit in Kraft stehenden Gesetzgebung nicht mehr befugt bin in die Verwaltung der Reichslande einzugreifen, auch wenn ich in Urlaub und in der Kur die Mittel zu actenmäßigen Entschließungen und Arbeiten besäße. Ich würde Ihren Wünschen gern förderlich sein, aber ich kann Ihr an mich gerichtetes Schreiben nicht in fremde Hände geben und hier in der Kur nicht eigenhändig, ohne Akten und ihre Hülfe, die Erledigung besorgen. Mir ist schon die Kissinger Kur durch Allerhöchste Zusendungen vor Schluß verdorben worden […] Anträge können nur von Euerer Excellenz ausgehn. Vielleicht bietet die nächste Zeit Eurer Excellenz Gelegenheit, die Sache zunächst mündlich bei Seiner Majestät anzuregen. [Nachschrift:] Euere Excellenz bitte ich die Versicherung meiner ausgezeichneten Hochachtung zu genehmigen.“ – Im Juli 1879 war Elsaß-Lothringen in ein neues staatsrechtliches Verhältnis zum Reich getreten. Die Reichslande erhielten einen Statthalter und ein eigenes Ministerium. Zum ersten Statthalter, der einen hohen bundesfürstlichen Rang bekleidete, wurde Edwin von Manteuffel ernannt. – Der größte Teil des Briefes ist mit einer dünnen Feder geschrieben, nur die Nachschrift und die Unterschrift mit breiterer Feder. Es ließ sich nicht präzise feststellen, ob die dünne Feder auch von Bismarck selbst geführt wurde oder ob vielleicht hier sein Sohn Herbert in perfektem Mimikri die Schrift seines Vaters imitiert hat. – Gut erhalten.