Kubin, Alfred, Graphiker und Schriftsteller (1877-1959).

5 eigenhändige Briefe mit Unterschrift Zwickledt und Wernstein, 9. XII. 1942 bis 29. VII. 1943, Verschied. Formate. Zus. ca. 7 1/2 Seiten. Mit 3 eigenh. Umschlägen.

Nicht vorrätig

Beschreibung

An den Sammler Paul Schilgen und seine Frau. – I. (9. XII. 1942:) „[…] Soweit ein Brief aufrichtig ist, ist es gewiß der Ihrige scheint mir – so will ich Ihren Wunsch gewähren – andrerseits in so arger Zeit auch wieder nicht Ihr Haushaltungsgeld stärker belasten – Ich will Ihnen ein Originalblatt m. Hand schicken – begleichen Sie 50 RM in Raten nach Ihrem Möglichen – wobei ich Ihrer Liebe zu Ihrem Gatten zufolge Ihnen um 100% gerne entgegenkomme – In meinem – letztes Frühjahr zum 65 – (bei Piper München) erschienen[en] Band ‚Abenteuer einer Zeichenfeder‘ ist eine ähnliche Zeichnung Tafel 45 unter dem Titel ‚Duo‘ abgebildet – Das für Ihren Gatten ist aber ein farbiges Stück. Ein Drama das ich in den 90er Jahren als Jüngling in Klagenfurt auf dem Theater sah, Svengali (ein dämonischer Geiger) dem eine Sängerin gänzlich hörig wurde, hiess (nach ihr) ‚Trilby‘ – es war aus dem Englischen und ist heute wohl vergessen. Also hoffentlich haben Sie in glücklicher Vereinigung mit Ihrem Mann ein schönes Weihnachten! […]“ – II. (21. I. 1943:) „[…] Es hat mich erfreut in Ihnen einen Anhänger meines Strebens kennengelernt zu haben. Ich bedaure gewiß, daß es nichts aus dem Weihnachtsurlaub wurde. Nun so haben Sie eben Urlaub noch im Voraus während sonsten dies schon wieder hinter Ihnen läge. Zwar bei der Konjunktur wo man für Geld das nötige nicht erhalten kann und sich so viele Menschen welche sonsten kaum je an Kunstankäufe denken bei mir deshalb mit Bitten melden habe ich leider wieder – immer kann man da nicht absagen – zuviel abgegeben aber ich würde Ihrem Idealismus zuliebe – welchen auch Ihre Frau ins Treffen führte, wohl ein besonders gut wirkendes Stück für Sie aussuchen – und ersuche Sie mir mitzuteilen wohin dasselbe zu senden sei – die Rolle worin das Bild verpackt, müßte an mich wieder zurückgesandt werden denn solche Rollen sind leider auch schon knapp geworden – die Zahlung können Sie dann also nach Ihrem Vorschlag machen – bis Ostern RM 100 im Sept. die zweite Hälfte – wobei ich Ihnen entgegengekommen bin – um Ihnen den Besitz zu ermöglichen – Daß Ihnen die sog. Traumbilder besonderen Eindruck machen – spricht für die Tiefe Ihres Erfassens. Ich werde dem Wunsche nach Vermögen nachkommen […]“ – III. (8. II. 1943:) „[…] Ihre freundlichen Zeilen mit der neuerlichen Versicherung Ihrer Anhänglichkeit an meine Kunst nehme ich sehr gerne auf – Ich weiß die Ideale sind dauerhafter wie alles blos Materielle und Sie werden dabei Ihrer inneren Welt teilhaft – leben ein reiches unverwundbares Sein durch den Geist. Ich gebe Ihnen meine Arbeit: chinesischer Zauberer und sehr entgegenkommend für RM 200 überlasse Ihnen also den Zahlungsmodus – dieser Zauberer soll Ihnen magisch dienstbar sein […] im Wunsche auch daß ‚Es‘ Ihnen glückt […]“ – IV. (29. IV. 1943:) „[…] Ihre Briefe, die Ansichtskarte und die anvisierten Raten sind richtig eingetroffen – Um was Sie aber mich da noch ersuchen, muß ich ablehnen. Ach, Sie ahnen gar nicht welcher Postandrang täglich bei mir herrscht – und wie bedrohlich angeschwollen die verschiedenen Nachrichten, Glückwünsche, Verlagskorrespondenzen u. s. w. hier alle sind! Auf der andern Seite ist meine Kraft die ich täglich verausgaben kann – ein einziges Bündel gegen frühere Jahre und schrumpft immer mehr noch zusammen bis die ganze Maschine einmal gänzlich still stehen wird. So kann ich nur zuraten, daß Sie Ihren Buchhändler in D’df schreiben er soll das eben bei Goverts Verlag Hmbg 13 erschienene Buch: ‚Das Irrlicht‘ von Horst Lange, illustriert mit 32 Bildern von A. K. (8.50) für Sie sich bestellen, hat er Glück so wird ihn schon 1 Ex. ‚zugeteilt‘. Sonsten ist man meist auf Antiquariate angewiesen – und da fischen die eigentlichen ‚Sammler‘ meist alles weg […] betreffend Bücher, Bilder etc. muss man halt auf das schauen was man hat und bleibt – es ist allemale noch viel!“ – V. (29. VII. 1943, Faltbrief:) „[…] Wie sehr tut es uns leid, dass die Ihrigen und damit Sie auch von dem Unglück mitbetroffen sind! Ich weiß Ähnliches von einer ganzen Anzahl meiner Freunde – – Was den Betrag betrifft würde ich gewiß damit gewartet haben, so daß Sie Ihrem Vater mit dieser Sache nicht zu kommen hätten gebraucht – inzwischen sind mir in Düsseldorf und München im Kunsthandel befindliche Lithographien durch Angriffe auch verbrannt – Gott sei Dank kein Original […]“ Rückseite mit Transkription. – Einrisse alt hinterlegt.