Kükelhaus, Hugo, Bildhauer, Graphiker und Pädagoge (1900-1984).

69 eigenhändige Briefe mit Unterschrift „Kü“, „H Kükelhaus“ oder „Geo“, davon 26 mit eigenh. Zeichnungen in verschiedenen Techniken (Aquarell, Tusche, Wachsmalkreide, Blei- und Farbstifte), sowie 2 eigenhändigen Postkarten, 7 eigenh. Ansichtskarten mit Unterschrift und 6 Originalfotografien. Meist ohne Ort, Soest, Saas Fee, Luzern, Dakar, Manila, Krim, Istanbul, Dortmund, Göttingen u.a., 18. III. 1954 bis 24. VIII. 1982, Verschiedene, meist große Formate. Zusammen ca. 255 Seiten, häufig auf Doppel- oder mehrfach gefalteten Blättern in den unterschiedlichsten Papiersorten. 1 eigenh. adressierter Umschlag.

Nicht vorrätig

Beschreibung

Inhaltsreiche und persönliche an die Freundin und Geliebte (?) „Gea“ Gisela Schmidt-Reuther (1915-2009), teilweise sehr lang und von Kükelhaus mit schönen Illustrationen versehen, die in den Text übergehend mit diesem eine Einheit bilden. Die beiden Künstler pflegten eine jahrelange intensive Beziehung, deren inniger Ton in den Briefen unverkennbar ist: „Schluß jetzt: im Gewaltverlangen nach einer Woche miteinander. Halte durch – ich will mit dir Stille atmen …“ (20. X. 1979). Darüber hinaus geben die Briefe Einblick in die Vielseitigkeit des künstlerischen, philosophischen und pädagogischen Schaffens von Hugo Kükelhaus, in das Netzwerk von Künstlern, Freunden, Verlegern, Politikern und Wissenschaftlern, mit denen er in regem Austausch stand, vor allem aber in sein organologisches Welt- und Menschenbild des „Homo universalis“, z.B. mit philosophischen Betrachtungen über den „Zufall“: „[…] Der Zufall entscheidet nichts. Die Natur leitet ihre Evolutionen ein durch Ausprobieren von Mutationen, die der Zufall herbeigeführt hat […]“ (5. V. 1966), oder über die Wirklichkeit: „[…] Ein Wirklichkeitskern: das ist, was aus den Händen des Künstlers hervorgeht […]“ (27. VII. 1979), und über die Welt: „[…] Die Welt und das All ist keine Front, mit pro oder contra. Sie ist unser Lebensmedium. Wir stecken drin als dessen Keime. Ich weiß, was mit mir los ist: Ich bin eine Eierschale, darin wird die ganze Welt ausgebrütet […]“ (10. XII. 1979). – Die Bildhauerin und Keramikerin Gisela Schmidt-Reuther korrespondierte schon als junge Künstlerin mit Persönlichkeiten wie Gerhard Kolbe, Heinrich Böll und Hugo Kükelhaus. Über dessen Briefe sagte sie: „In Kükelhaus‘ Briefen erlebte ich, wie die Wesenheit der G(isela) S(chmidt-)R(euther) erkannt wurde und zu gültigen Wortformulierungen führte.“ – Hugo Kükelhaus wurde durch das von ihm entwickelte Erfahrungsfeld zur Entfaltung der Sinne bekannt. Der in Soest lebende gelernte Tischler lehrte u.a. an der Fachhochschule für Design in Münster und entwickelte die sogenannten „Allbedeut-Spielzeuge“ (Greiflinge für Kleinstkinder. Einige der Illustrationen in den Briefen erinnern an die Allbedeut-Spielzeuge. Als Designer, Illustrator, Glaskünstler und Bildhauer waren seine Studien zu den menschlichen Sinnesprozessen und den Prinzipieln des „organologischen“ Bauens wegweisend („Unmenschliche Architektur“, 1973). Als künstlerischer Mitarbeiter setzte er sich für eine „organgesetzliche Architektur“ beim Bau von Schulen, Kindergärten und Industriebetrieben ein. – Sein Nachlass wird von der Hugo Kükelhaus Gesellschaft Soest e.V. und der Hugo Kükelhaus Stiftung in der Schweiz in der Kulturmühle Lützelflüh betreut. – Mit verschiedenen Beilagen, darunter Fotografien von Kükelhaus, Werkverzeichnisse und 5 Kassetten mit Vorträgen „Im Gedenken an Hugo Kükelhaus“. – Vgl. Gisela Schmidt-Reuther. Bildhauerin und Keramikerin. Gedanken von 1950 bis 2000. Hrsg. von Klaus Reuther (https://gisela.schmidt-reuther.org/gsr/text/6-Gedanken/, 29. Mai 2019).