Nolde, Emil, Maler (1867-1956).

Eigenhändiger Brief mit Unterschrift, Diktatbrief (von der Hand seiner Frau) mit eigenhändiger Unterschrift und 2 eigenhändigen Postkarten mit Unterschrift Berlin und Utenwarf, 1917-25, Verschied. Formate. Zus. 9 Seiten. 2 Doppelblätter und 2 Karten.

Nicht vorrätig

Beschreibung

Schöne Briefe an den Wiesbadener Kunstsammler und Mäzen Heinrich Kirchhoff (1874-1934), der eines von Noldes Hauptwerken besaß, nämlich das 1912 entstandene Triptychon „Heilige Maria Aegyptiaca“ (heute in der Hamburger Kunsthalle). – I. Eigenh. Brief, Berlin, 24. III. 1917: „[…] Es freute uns Ihre Mitteilung daß ein kleines Mädel angekommen sei und wir hoffen sehr daß es Mutter und Töchterchen wohl geht. Wir senden herzlichst unseren Glückwunsch. Wir danken Ihnen auch für dieWeinliste und Ihrer Mitteilung von dem Marienbilde. Es muß sehr schön aussehen in dem etwas eigenen dunklen Raum, ich habe auch mehrere Zuschriften erhalten wie schön und stark das Bild sei. Der Herausgeber vom Kunstblatt [Paul Westheim] war heute hier und zeigte die Aufnahmen. Sie sind annähernd gut, und glaube ihm die Genehmigung zum Druck zu geben. Er will noch vom dritten Bild eine Vergrößerung nach der kleinen Aufnahme machen, wo diese gut ist, vielleicht giebt es dabei ein besseres Resultat! Ich darf Sie gewiß bitte[n] durch den Photographen mir je 2 Aufnahmen senden zu lassen. Es waren die nun verflossenen drei Wochen ernst und schwer für uns. Meine Frau mußte sich zu einer ernsten Operation entschließen. Die bangen Wochen gingen langsam, aber nun seit drei Tagen ist sie wieder hier und es geht leidlich gut und täglich etwas besser. Wir denken aber nun doch ob wohl ein paar Wochen in Ihrem milderen Wiesbaden nicht schneller eine volle Genesung geben würden, ob wir uns hier dazu entschließen sollten, sobald sie reisen kann. – Ich gebe gern zu daß hierbei auch der Wunsch ein wenig mitspricht Ihre ausgestellte Sammlung und das Marienbild zu sehen. Gegen Abend wird meine Frau sehr matt, sie schläft bereits, sonst gewiß würde sie mit mir Ihrer verehrten Gattin [Antonie, gen. Tony] und Ihnen freundlichsten Gruß senden […] Ich darf Sie vielleicht noch nach einer Pension oder Hotel fragen, wo wir Aufenthalt nehmen können, ersteres wohl am ehesten. Wir sind für ihren freundlichen Rat dankbar.“ – II. Eigenh. Postkarte mit Adresse, Utenwarf, 27. VI. 1918: „[…] Die 800 M bitte ich an mein Conto bei der deutschen Bank, Berlin […] senden zu wollen. – Es ist schön daß sie die Mappe behalten haben. Wir senden Ihrer Gattin und Ihnen unseren sehr freundlichen Gruß […] an neuere[r] Graphik – darnach Sie fragen – habe ich eine Serie Holzschnitte ‚Werbung‘ ‚Tändelei‘ ‚Jestri‘ etc. gemacht, die Sie vielleicht noch nicht kennen.“ – III. Eigenh. Postkarte mit Adresse, Utenwarf, 28. VIII. 1918: „[…] Es kam vom Kunstverein Essen die Mitteilung daß die Leiste mit der Schrift für die hl. Maria sich gefunden habe, ich veranlaßte daß sie Ihnen zugesandt wird und sende dem starken Bilde meinen Gruß […]“ – IV. Diktatbrief, Utenwarf, 20. VIII. 1925: „[…] Meinen Dank möchte ich Ihnen sagen, daß sie das Marienbild nach Zürich gesandt haben und sich solange davon trennen wollen. Professor Fehr sandte das Pfingstbild, von den eigenen Bildern sind vier mit ausgestellt in einem eigenen Raum, der gewiß nicht sehr groß ist, aber Doktor Wartmann schreibt sehr warm und froh darüber. Die Ausstellung greift etwas weit zurück und einige Franzosen sind mit besonders große[r] Zahl Bilder dort, aber sonst ist die Ausstellung gewiß eine Tat, wir hätten sie gern gesehen. – Es lag mir doch viel daran, daß die ‚Maria‘ hinkam. Es ist eigentümlich, daß wir nie Gelegenheit hatten Ihren Garten in seiner Blumenzeit zu sehen, wir haben nur die Ahnung, daß er sehr schön sein kann und wissen es, weil Sie es uns sagen. Im eigenen kleinen Garten sitzen und gehen wir so viel und freuen uns an jeder kleinen aufblühenden Blume oder Staude, aber auch an die [so!] Pracht der ganzen Farben und Gruppen. Wir verstehen sehr gut Ihre innige Freude daran. In Wiesbaden mag es gewiß außergewöhnlich warm gewesen sein, hier lähmte es uns schon zeitweise, wir vegetierten, aber jetzt gehen die Tage bei ernster Arbeit. Jetzt kommt wohl bald der Tag, wo die Franzosen ausrücken, wir leben die Freude mit, daß sie jetzt schon nicht mehr in Essen und im Ruhrgebiet sind. Wir erwidern sehr herzlich den Gruß von Ihrer Frau und senden Ihnen unserer beiden herzlichsten Gruß […] Ich bitte auch Herrn und Frau Jawlenski einen Gruß zu bestellen.“ – Jawlenski lebte seit 1921 in Wiesbaden, wo ihn mit Kirchhoffs eine enge, mäzenatische geprägte Freundschaft verband. – Das in unseren Briefen mehrfach erwähnte dreiteilige Gemälde Noldes zeigt die wenig bekannte Legende der Maria von Ägypten. Das Publikum nahm Noldes religiöses Gemälde nicht nur positiv auf, doch er selbst verstand es als ‚Wende vom optisch äußerlichen Reiz zum empfundenen inneren Wert‘ und zählte es zu den Höhepunkten seiner künstlerischen Arbeit. Das Triptychon wurde 1947 von Kirchhoff durch Carl Georg Heise für die Hamburger Kunsthalle erworben. – Gut erhalten.