Grass, Günter, Schriftsteller und Nobelpreisträger (1927-2015).

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Maschinengeschriebener Brief mit 2 eigenh. Zusätzen U. „Günter“. Paris, 25. V. 1957, Fol. 1 Seite. Mit eigenhändigen Umschlag.

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Beschreibung

An den Malerfreund Karl Oppermann (1930 – 2022) in Berlin: „Lieber Karl, es wäre sehr schön, Dich hier im September zu sehen. Höchstwahrscheinlich hin ich hier, nur Anna wird um diese Zeit in der Schweiz sein. Denn im Oktober vergrössert sich unsere Familie. Ihr könntet dann gut hier wohnen [eigenh.: ausgenommen letzte Sept. woche!] Vielleicht ergibt es sich, dass wir beide im Herbst, wenn auch in verschiedenen Stadtvierteln, so doch im gleichen Berlin ausstellen. Das Kunstamt Tempelhof wird Ende Oktober Zeichnungen und Plastiken von mir zeigen. Ausserdem liest der Dichter aus seinen Werken. Auch mit meinem Theater habe ich mich in Berlin angesiedelt. Ab Juni vertreibt der Verlag Kiepenheuer meine Stücke. So wird es sich doch dann und wann ergeben, dass ich Bahnhof Zoo aussteige. Deine Gedichte habe ich aufmerksam gelesen. Sie gefallen mir gut: nur solltest Du wenigstens jedes zweite Adjektiv streichen und sparsamer mit dem Ausrufezeichen umgehen. – Na ja, Ratschläge. Im Augenblick habe ich mich wieder der Plastik zugewandt. Daneben schreibe ich ein Libretto für ein klassisches Ballett: Die Vogelscheuchen. Drei Aufzüge mit Gesang. Die Premiere soll im Theater der Stadt Bonn sein. Der dortige Ballettmeister, Marcel Luipart [eig. Fenchel; 1912-1989] (Er hat Abraxas [von Werner Egk] in München einstudiert), wohnt in Paris. So können wir gemeinsam arbeiten: eine gute Sache. Vielen Dank für die Zeitungsausschnitte. So ganz schlau kann ich aus der Palastrevolte nicht werden? Meine Verbeugung vor Erika im weissen Kleid [… eigenhändig: Günter. Auch von Anna]“ – Ab den fünfziger Jahren kam es zu Kooperationen Luiparts mit Günter Grass, der Libretti zu drei von Luipart choreographierten Balletten schrieb: 1954 wurde das Ballett „Die Gans und die Fünf Köche“ zu Musik von Horst Geldmacher uraufgeführt, 1957 folgte das Ballett „Stoffreste“ zu Musik von Aribert Reimann. Erst 1970 schließlich wurde das Ballett „Die Vogelscheuchen“, das zuvor bereits Eingang in Grass‘ Roman „Hundejahre“ (1963) gefunden hatte, uraufgeführt. Die Musik schrieb wieder Aribert Reimann. Marcel Luipart selbst erscheint in „Hundejahre“ in der Figur des Marcel Fenchel.