Brod, Max, Schriftsteller (1884-1968).

Eigenhändiger Brief mit Unterschrift „Max Brod“. Prag, Schalengasse 1, 24. XII. 1909 (Poststempel), Gr.-8° (21,5 x 14 cm). 2 Seiten. Doppelblatt. Mit eigenhändigen Umschlag.

Nicht vorrätig

Beschreibung

An den Schriftsteller Erich Mühsam (1878-1934) in Berlin-Charlottenburg: „[…] ich danke für Ihre lieben Zeilen. Aber ich selbst bin nicht der rechte Mann zum Vorträge arrangieren. Ich habe keine Verbindungen in Prag und suche sie nicht, denn es ist eine sehr banausische Stadt. Ich lebe ohne Geselligkeit und ohne Vereine und sehr entfernt von Finanzleuten und Mäcenen. Nach mir selbst zu schließen, ist viel Interesse für Sie da. Das heißt: ich habe Interesse für Sie, ich schätze Ihren sehr eruptiven ‚Krater‘, Ihre kraftvollen Verse. – Ob noch sonst viele Leute in Prag so wie ich denken, kann ich leider nicht beurteilen. – Das einzige, was ich für Sie tun kann, ist: Ihnen hiemit die Adressen der Schriftsteller angeben, die in Prag wirklich Einfluß haben und sich am öffentlichen Leben beteiligen: 1.) Dr. Hugo Salus [1866-1929 …] 2.) Paul Leppin [1878-1945 …] 3.) Verein der Schriftsteller ‚Concordia‘ […] 4.) Lese und Redehalle der deutschen Studenten […] Ich bin ein geplagter Postbeamter, der sieben Stunden täglich im Büreau sitzt und nicht Zeit für seine primitivsten künstlerischen Bedürfnisse findet. – So sehr es mich freuen würde, Sie in Prag und bei mir als Gast zu sehen, – ich habe momentan drei Bretter vor dem Kopf, ich kann nichts unternehmen. Seien Sie deshalb nicht böse […]“ – Mühsams Gedichtband „Der Krater“ war 1909 erschienen. Im selben Jahr zog er nach München-Schwabing. Hier gründete er die dem Sozialistischen Bund angehörenden Gruppen „Tat“ und „Anarchist“.