Döblin, Alfred, Schriftsteller und Arzt (1878-1957).

Eigenhändiger Brief mit Unterschrift Paris, 10. IX. 1953, 8°. 4 Seiten. Mit eigenhändigen Umschlag.

Nicht vorrätig

Beschreibung

An den Verlag Kerle in Heidelberg, in Altersschrift: „[…] ich bestätige den Empfang Ihres Briefes vom 28. Aug. Sehr danke ich Ihnen für die Gedichte von Dylan Thomas, die ich nicht kannte. Ausserordentliche, bald grossartige, bald verworrene Dinge, prophetisch unverständlich; ich lese noch darin, manches wirkt schizophren, aber doch das meiste strotzt vor genialen Bildern. Ich sah Ihre ‚Kleine Bücher-Brücke‘ durch (entschuldigen Sie die Schrift dieser arthritisch versteiften Hand), Sie haben da Expressionisten, aber wie Stramm dazu paßt, sehe ich nicht recht. Walden und der Sturm-Kreis machten vor dem 1. Krieg einen Koloss aus ihm, Rudolf Blümner konnte ihn hinreissend lesen. – Das ist nur eine starke expressionistische Formbegabung, ich mochte diesen Lärm nie, – aber bitte wenden Sie sich für einen Essay an Lothar Schreyer (die Adresse giebt Ihnen m. frühere Sekretärin Fr. Sosky, Mainz-Bretzenheim, Kaiserstr. 93). Er gehörte zum Kreis und ist (trotz seines Katholizism) noch heute interessiert. Mir fiel bei Durchsicht Ihres kleinen Katalogs ein: Würden Sie sich interessieren für eine Erzählung o. Legende, die ich vor Jahren schrieb; ‚Die Pilgerin Aetheria‘, Länge ca. 150 Druckseiten? Eventuell lasse ich sie Ihnen zugehen. Ihnen nochmals für den Dylan Thomas dankend verbleibe ich als Ihr ergebener Alfred Döblin.“ – Die erwähnte Erzählung erschien erst 1955. Schöner Brief, der Döblins waches Interesse und literarisches Engagement auch nach seiner zweiten Emigration dokumentiert. Ergreifend ist die schwer lesbare Handschrift, der man ansieht, wie große Mühe Döblin das Schreiben gemacht hat.