Gellert, Christian Fürchtegott, Schriftsteller (1715-1769).

Eigenhändiger Brief mit Unterschrift Leipzig, 5. VII. 1760, Gr.-8°. 2 Seiten.

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Beschreibung

An Jacob Friedemann Graf von Werther(n) (1739-1806): „Liebster Herr Graf, Sie haben also Ihre freywillige Krankheit glücklich, Dank sey Gott! sehr glücklich überstanden? Wie froh müssen Sie nicht über dieses Glück seyn, da es mich so herzlich erfreut! und wie dankbar wird Ihr Herz für diese Wohlthat seyn, da sie der sichtbarste Beweis der Vorsehung ist, die über die Erhaltung Ihres Lebens gewacht. Kommen Sie denn, liebster Graf, gerettet, gesund und höchst zufrieden zu uns. Alle Ihre Freunde erwarten Sie mit freudigen Glückwünschen, und keiner sehnlicher, als ich. Ihr Sulzer, ja, der muß Ihnen zeitlebens das seyn, was er ist, der Wohlthäter Ihres Lebens, dem Sie nächst Gott sich selbst schuldig sind. Daß Er es ist, und kein anderer, muß auch mir wichtig seyn; denn ich höre, er ist ein Bruder meines lieben [Johann Georg] Sulzers [1720-1779] in Berlin. Ich grüße ihn, als wäre er dieser Sulzer selbst. Ihr guter [Christian August] Clodius [1738-1784], auch der hat sich ein großes Recht auf Ihre Liebe und auch meiner Dankbarkeit erworben. Er muß sich sehr gefallen, daß er bis zum Heroismo in der Freundschaft geschickt war. Aus meiner zitternden unleserlichen Hand können Sie auf meine Gesundheit leider zuverlässig schließen. Ich habe viel, ach Gott! wieder viel gelitten. Aber ich schweige, um nicht durch klagen zu sündigen, und stuhr durch Stillseyn und Hoffen stark zu werden. Gestern [am 4. Juli] war mein Geburtstag; er war traurig für mich, aber nicht so traurig, dass ich nicht Dank und Wohlthat hätte fühlen sollen! Ja, liebster Graf, auch wenn uns Gott rauhe Wiege führt, sollen wir ihm dafür danken, eine schwere Tugend, und doch die Pflicht eines Christen. Ich umarme sie mit Liebe, Freude und Hochachtung, grüße den lieben Clodius nachdrücklich und bin zeitlebens der Ihrige [……]“ – Gellert litt seit Anfang Juni 1759 an einer Krankheit, dazu kamen in den Tagen vor unserem Brief Zahnschmerzen und ein Abszess. Ein typischer Freundschaftsbrief Gellerts voll weichen Gefühls und ernster Religiosität. – Nicht gedruckt und nicht erwähnt in: Gellerts Briefwechsel, hrsg. von John F. Reynolds, Bd. III. – Etw. gebräunt und fleckig. – Aus der Sammlung Künzel.