Lasker-Schüler, Else, Schriftstellerin (1869-1945).

Eigenhändiger Brief mit Unterschrift und kleiner Blumenzeichnung. Berlin, Motzstr. 78 [heute 7], „Der Sachsenhof“ [Hotel Koschel], Sonnabend, 25. VII. 1931, Gr.-4°. 2 1/2 Seiten auf 3 Blättern.

Nicht vorrätig

Beschreibung

An den Schriftsteller René Schickele (1883-1940) in Badenweiler: „[am Rand, neben der Anrede: wie viel Geld wohl im Ausland liegt von Milliomilliardären? || Caro Elfriede | Fürstenstr. 4 Berlin W | ich Hab Euch, schwöre, beide geliebt.] Verehrter René Schickele | Ich bitte Sie recht herzlich, an Frau Dr. Caro einen lieben Brief (aus eigener Initia[ti]ve kommend, zu schreiben.) Auch Ihre Frau Gemahlin. Aber jeder von Euch einen, also zwei Briefe. Direkt Liebesbriefe hört! Bitte nur für Sie und d. Frau Doktor die an Hautkrebs operiert worden und noch sehr leidend. [Rand: Nur nicht kleinlich in diesem Fall.] || Ein Glück, dass es nicht ein innerer Krebs war, auch dass die schreckliche Krankheit noch nicht die Lymphdrüsen zerstört hat. Alles Liebe haben ihre Schwester, ich und meine Moiki und ihre Kinder ihr angetan und noch – selbstredend. Sie ist total melancholisch. Nun hat sie Euch beide (im Grunde ja, Euch Ekels, beide geliebt. Bitte schreibt ihr sofort unendlich liebe Briefe. [Rand: Bitte macht, als ob Ihr gehört habt, Sie hätte – etwa – schweres Rheuma!] Sie müsste mindestens jetzt 4 Wochen in Wannsee sein (Klein Gasthaus [d. i. Hotel Petit?]) aber ich kann irgendwo nicht was aufbringen!! [Rand:(könnt Ihr es kriegen?) 250 mk wäre genug. Wir haben alles was wir besessen.] Operation kostete etc. schon Vermögen. Lag im Privathospiz: Derfflingerstr. […] Hospiz. Ich schreibe Euch zwei, direkt mit Thränen. Eure Else Lasker Schüler. [Rückseite: Rainer ist herrlich anzusehen: Theodor Körner. | Ihr könnt nicht an ihn noch ihr […] Seine Begleitung entzückendes Geschöpf | Im Winter Theater wo ich vortrug]“ – Elfriede Caro (geb. Rosenfeld; ?-1939) war die Frau von Else Lasker-Schülers früherem Anwalt Hugo Caro (ca. 1871-1918; Tod durch Gasvergiftung) und eine enge Freundin der Dichterin. Sie lebte ab Herbst 1933 in Jerusalem. Lasker Schüler hat ihr das Gedicht „O, meine schmerzliche Lust …“ gewidmet und sie mehrfach erwähnt, z. B. in „Das Hebräerland“ als „meine liebste Freundin, die vielgeliebte morgenländische Frau des im Weltkriege gefallenen Berliner Advokaten Hugo Caros“ oder als „aus dem Testament entsprungene Frau – mit dem biblischen Schmelz im Auge.“ – Rainer Schickele, der älteste Sohn von René, (1905-1989) studierte Landwirtschaft in Berlin. – In der Kritischen Ausgabe nicht gedruckt. – Kleiner Randeinriß.