Mann, Katia, geb. Pringsheim, Ehefrau Thomas Manns (1883-1980).

1.200,00 

Eigenhändiger Brief mit Unterschrift St. Moritz, 13. II. 1961, Gr.-8° (29,5 x 21 cm). 2 Seiten. Mit gedrucktem Briefkopf „Chantarella House“ und Vignette sowie eigenhändigen Umschlag (Frankatur ausgeschnitten).

Vorrätig

Beschreibung

Schöner Brief, reich an familiären Details, an Emil August Fester (1877-1974) in Frankfurt am Main. Katia Mann spendet dem erkrankten Jugendfreund Trost: „[…] Die Hauptsache ist doch, dass Sie gern leben was ich von mir eigentlich gar nicht sagen kann. Für meine Jahre die den Ihren sehr nahe kommen, bin ich sicher eher rüstig, aber mit der Lebensfreude ist es nicht weit her. Mein Mann pflegte zu sagen, wir böten eben dem Schicksal eine so breite Angriffsflaeche, und an allerlei Sorgen fehlt es nie. Seit vielen Monaten macht mir Erika rechten Kummer; ich weiss nicht, ob ich Ihnen von ihrem schweren, nun annähernd ein halbes Jahr zurückliegenden Unfall schrieb, einen abscheulichen, vielfach gesplitterten Bruch des Schenkelhalses. Noch immer ist sie nicht richtig geheilt und allerlei unerfreuliche Nebenübel hat die lange Immobilisation mit sich gebracht. Sie kann sich ja nur mit zwei Stöcken einigermassen bewegen und ist zur Zeit in Behandlung eines Wiener Arztes, zu dem wir Vertrauen haben (die Schweizer haben, trotz des weithin gerühmten Hochstandes der Medizin, recht versagt); ich werde wohl nächstens einmal nach Wien fliegen müssen, der stürmischen Einladung meines Zwillingsbruders Klaus, ihn in Tokyo zu besuchen, dagegen doch nicht folgen. Augenblicklich bin ich, wie Sie sehen, hier oben gewissermassen zu Besuch meines jüngsten Sohnes Michael, der mit seiner besonders liebenswerten Gattin in der Nähe ein Häuschen hat. Sie leben in den Staaten, aber er hat auf ein Jahr eine Europa-Scholarship und tritt im Herbst eine Stellung in Berkeley an […]“ – Katia Manns Zwillingsbruder Klaus Pringsheim (1883-1972) lebte als Professor der Musikakademie in Tokio. – Katia Manns jüngster Sohn Michael Mann (1919-1977) war mit der Schweizerin Gret Moser (1916-2007) verheiratet. – Emil August Fester war ein Kinder- und Jugendfreund der Familie Pringsheim. Über seine Zeit in München verfasste er „Münchener Erinnerungen“, die im Typoskript in der Münchener Monacensia erhalten sind: ein wichtiger, bislang unbeachtet gebliebener Quellenbestand zur Geschichte der Familie Pringsheim und zu den Jugendjahren Katia Manns. Der Spross einer Frankfurter Bankiersfamilie wurde in München geboren, wo sein Vater Direktor der Bayerischen Vereinsbank war, und kam mit 13 Jahren nach Frankfurt. Dort absolvierte er eine Kaufmannslehre. 1905 wurde er in das Bankhaus Jakob S. H. Stern berufen, später ging er nach New York zur American Metal Company, arbeitete für Edward D. Adams, dem Präsidenten der Northern-Pacific-Railway und Vertreter der Deutschen Bank. 1909 wurde Fester als Prokurist von der Philipp Holzmann A.G. zum Bau der Bagdad-Bahn übernommen.