Mann, Thomas, Schriftsteller und Nobelpreisträger (1875-1955).

Eigenhändiger Brief mit Unterschrift Küsnacht, 26. X.1934, Gr.-4°. 1 Seite. Briefkopf. Mit eigenhändigen Umschlag.

Nicht vorrätig

Beschreibung

Wichtiger unveröffentlichter Brief in deutscher Kurrentschrift an den Zürcher Komponisten Karl Heinrich David (1884-1951), den Redakteur der „Schweizerischen Musikzeitung“: „[…] unter den verblüffend zahlreichen Zuschriften, die mir mein kleiner Rundfunk-Spruch eingetragen hat (man sieht, was für eine öffentliche Gewalt das Radio ausübt), hat mich die Ihre am meisten gefreut, weil sie von einem Musiker kommt. Ich habe mit der Musik immer auf gutem Fuße gestanden und bei Musikern mit meinen eigenen Darbringungen Glück gehabt. Auch lese ich gern meine Sachen vor, weil ich mich bei aller Sprödigkeit meiner Mittel getraue, das Musikalische daran besser zur Geltung zu bringen, als das gedruckte Buch es vermag. Da die Musik bei mir sozusagen latent geblieben ist und sich nur auf übertragene Weise äußern kann, freut es mich desto mehr, daß sie bei meinem jüngsten Sohn [Michael], der hier in Zürich von [Willem] de Boer zum Geiger ausgebildet wird, manifest geworden ist. Ich danke Ihnen sehr für Ihre freundlichen Worte, auch für die über den ‚Wagner‘. Es ist mein bester Aufsatz und und hat lange Wurzeln in meinem Leben. Sollte man glauben, daß er in Deutschland als Pamphlet empfunden werden konnte? Er ist der unmittelbare Grund meines Außenseins […]“ – Gemeint ist „Leiden und Größe Richard Wagners“, vorgetragen am 10. Februar 1933, der nach dem unseligen „Protest der Richard-Wagner-Stadt München“ am 16./17. April 1933 Thomas Mann bewog, aus einem Erholungsaufenthalt in Arosa nicht mehr nach Deutschland zurückzukehren. – Sein „Gruß an die Schweiz“ im Schweizer Rundfunk am 22. Oktober 1934 hatte „zahlreiche, z. T. sehr erfreuliche Zuschriften aus der Schweiz über den Radio-Vortrag, darunter solche von […] einem Musiker David in Zürich, auch über den ‚Wagner'“ hervorgerufen (Tagebuch, 24. X. 1934; Davids Zuschrift liegt im TMA); den hier wohl erstmals gedruckten Brief erwähnt er im Tagebucheintrag vom 26. X. 1934. – Nicht in Reg. – Wohlerhalten.