Meckel, Christoph, Schriftsteller und Graphiker (geb. 1935).

„Passage“. Zyklus von 58 Original-Radierungen mit Plattenton. Jedes Blatt in Bleistift am Unterrand eigenh. signiert, datiert und bezeichnet. Ohne Ort, 1976, Blattgr.: 38 x 53,5 cm. Plattengr.: 24,5 x 29,5 cm.

Nicht vorrätig

Beschreibung

Nr. IV von 5 Ex. der Gesamtauflage, vom Künstler am Unterrand numeriert. – Meckels grafisches Werk rankt sich um die „Weltkomödie“: In zwölf Zyklen, schon als junger Mann begonnen und bis 1993 fortgesetzt, führt Meckel seine Protagonisten durch Leben und Welt, Zeit und Raum. Die Blätter wurden von Meckel selbst als Handabzüge in Auflagen von in der Regel nur rund fünf Exemplaren angefertigt; nur einzelne Zyklen wurden ausgestellt, lediglich der Zyklus „Passage“ ist als Buch veröffentlicht. Der Kern der Weltkomödie, begonnen 1957, beendet 2004, besteht aus elf umfangreichen Zyklen. Passage, einer der zentralen Zyklen in der Mitte des Bildepos, umfaßt 58 Blätter und entstand in den Siebziger Jahren. Meckel schreibt darüber 2006 in der Buchausgabe: „In Onitscha, Nigeria, am Ufer des Niger, sah ich ein paar Schwarze die Reste eines PKW aus dem dunklen, schnell fließenden Wasser auf die Ufertreppen wuchten. Es kann sein, dass das Hauptmotiv der Passage – Transport eines Autowracks über Land – auf diese Szene zurückgeht. Es handelt sich um Radierungen der einfachen Machart: Strichätzung ohne Kaltnadel und Aquatinta. An dieser Technik hielt ich fest, sie ist elementar. Alle Verfeinerung, die sich notwendig ergab, hielt am einfachen, genauen Zeichnen fest. Mein Werkzeug ist die spitze Radiernadel, die Grundbewegung meines Zeichnens auf Zinkblech ist der Strich. Ich hatte mich früh für Zinkblech entschieden, mir gefiel der reiche, warme Plattenton. Im Lauf eines Jahres erarbeitete ich ein technisches Alphabet, das erzählendem, epischem Zeichnen entsprach, und ein immer wieder wechselndes Hoch- und Querformat zwischen 25 und 45 Zentimetern, mit dem ich uneingeschränkt hantieren, das hieß unterwegs sein und arbeiten konnte […] Die Auflagen blieben auf 5 bis 25 Exemplare beschränkt. Ich stellte nicht Verkaufsauflagen, sondern Dokumente der eigenen Arbeit her. Sorgloses Zeichnen war besser als Selbst-verwaltung. Radieren ist ein Handwerk in vielen Stadien. Der Zeichner kauft große Zinkbleche, schneidet aus ihnen Formate, die er braucht (Blechschere), glättet die Kanten mit Feile und Sandpapier, reinigt die Platte mit Terpentin oder Cocacola, trägt einen Grundierlack auf (erhitzte Ofenplatte, Walze, zähflüssiger Lack), zeichnet dann in den erkalteten, harten Lack, ätzt das Gezeichnete ins Metall (Säurebad), beseitigt den Lack und reinigt die Platte mit Terpentin, färbt sie mit Kupferdruckfarbe ein (erhitzte Ofenplatte), trägt mit Gaze die Farbe wieder ab, dass nur in den Vertiefungen Farbe haftet (Radierung = Tiefdruck), feuchtet Kupferdruckpapiere an, dreht mit Papier bedeckte Platte durch die Radierpresse (Walzendruck), trocknet die Blätter, sortiert und signiert sie […] Epische Bewegung bestimmt die Zyklen, Serien und Friese der Weltkomödie. Passage folgt dieser epischen Bewegung, sie hat keine Handlung. Haufen und Horden von Menschen sind unterwegs, zu Land und zu Wasser, in Vorzeit, Neuzeit und Gegenwart. Es sind Potentaten, Könige mit ihrem Gefolge, Sklaven, Vagabunden und Komödianten, Frauen, Weiber und Kinder – Stiefkind und Findel -, Maskengeschöpfe, Maschinenwesen, Gestalten mit und ohne Namen. Einige dieser Gestalten kommen wieder – Moel, Bobosch, Balsam der Spieler etc. – in eigenen und anderen Zusammenhängen. Die Komödie beginnt in vorgeschichtlicher Zeit und verliert sich in dem, was Zukunft heißt, Bild des Menschen in Raum und Zeit.“ – „Meine Auflagen sind sehr klein, immer kleiner geworden. Der Kupferdruck ist so teuer geworden – die Arbeitszeit, das gute Papier -dass nur noch Auflagen von fünf bis sieben Exemplaren möglich sind.“ – Gut erhalten. – Sehr selten. – Beiliegend ein etwas größeres eigenh. Widmungsblatt.