Seidenstücker, Johann Heinrich Philipp, Philosoph und Schulmann (1765-1817).

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Eigenhändiger Brief mit Unterschrift Soest, 18. XII. 1814, 4°. 4 Seiten..

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Beschreibung

Sehr ausführlicher Brief, der den Lebenslauf und die Werke des Pädagogen und Schulbuchautors reflektiert, wahrscheinlich an den Pädagogen Heinrich Stephani (1761-1850) in Ansbach mit Dank für dessen Brief und mit Erwähnung seines Buches „Grundriß der Staatserziehungswissenschaft“ (1797 und 1804): „[…] wie gern hätte ich mich in Ihre Nähe, und noch lieber Ihre Verbindung versetzt gesehen! Wirklich weckte meine ökonomische Lage in Lippstadt, mehr als einmal, den Gedanken, mich Ihnen zu eröfnen, um durch Ihre Güte und Ihren Einfluß auf Baierischen Boden verpflanzt zu werden, doch mein Gemüth war durch die unseligen Lippstädtischen Streitigkeiten [vgl. hierzu ADB] verstimmt, mein Muth und Selbstvertrauen gelähmt worden; ich fürchtete, auch die Besseren wären mir unhold. So schloß ich mich denn in mein Kämmerlein, und ertrug im Stillen, bis die Zeit so manches milderte. Jetzt hat sich Gottlob! alles geändert und gebessert; Soest hat mich ganz wieder mit der Welt befreundet – ich lebe hier seit vier Jahren in den angenehmsten amtlichen und bürgerlichen Verhältnissen, und vorzüglichzeigt sich mir jetzt das Schicksal von einer sehr heitern Seite. In der Mitte des verfloßenen Sommers erhielt ich von Bremen die Anfrage, ob ich als Pädagogiarch an die Spitze ihrer vereinigten, und ganz in Unordnung gerathenen Gymnasien treten wollte; ich wurde im Bejahungsfalle zu einer Reise nach Bremen eingeladen, um sogleich die Sache abzuschließen. Hätte mich nicht die Entbindung meiner Frau von unserm 7. Sprößlinge und mein Rheumatismus […] an der Reise gehindert, so säße ich vielleicht jetzt schon in Bremen […] Nun wurde die Sache aber auf den langsamern Briefweg gezogen, und dadurch erhielt die hiesige Scholarchie und der Magistrat, welche mich wider Vermuthen in Verein mit der Bürgerschaft hier zu halten suchten, Zeit, die Landesbehörden zu bestürmen; unser Gouverneur trägt die Sache dem Ministerium des Innern vor, und auf einmal erhalte ich von demselben in schmeichelhaften Ausdrücken, auf die Staatskasse, nicht auf die Stadtskasse angewiesen 200 Rth. jährl. Zulage […] Sie sehen Freund, daß ich nun für immer dem Preußischen Staate angehöre; ich kann jetzt in ökonomischer Hinsicht meine Pflichten als Bürger und Familienhaupt erfüllen […] und kann ich auch Hand an meine solange angekündigte kritische Grammatik legen; drei Jahre bestimme ich dazu […] Vor der Hand aber erhalten Sie von meinem Verleger ein lateinisches Elementarbuch, welches ich vor allen in den Schulen eingeführt wünschte, daß ich selbst von der gewählten Methode sehr eingenommen bin, ist natürlich […] Sie erhalten dieses Paket von Freund Gutsmuths […]“ Weiter sehr ausführlich über seine Methode im Elementarunterricht und beim Buchstabieren. – Zu Seidenstücker vgl. ADB XXXIII, 630-632. – Minimal fleckig. Schöner Brief.