Wolfskehl, Karl, Schriftsteller (1869-1948).

Eigenhändiger Brief mit Unterschrift „Karl Wolfskehl“. München, 20. I. [1910], 4°. 4 Seiten. Doppelblatt.

Nicht vorrätig

Beschreibung

An den Verleger Wilhelm Langewiesche-Brandt in Ebenhausen, über Rudolf Borchardt (1877-1945) und den George-Kreis: „Ich wünschte Ihre Anfragen besser beantworten zu können, bezeichnender. Leider aber ist mir dies nicht möglich. Mit Borchardt steht mein Kreis dem er sich ja auch öffentlich entgegen gestellt hat in gar keiner Verbindung, es ist mir auch über seinen jetzigen Verbleib nichts bekannt geworden. Die Pindar-Übertragungen welche ich übrigens nicht sehr hoch einschätze, standen vor Jahren in den hiesigen süddeutschen Monatsheften, auf deren Redaktion liesse sich die nähere Datierung sicher beibringen. Sonst kenne ich von Borchardt noch die im Sammelband ‚Hesperus‘ erschienenen Übertragungsproben aus Dante, in einer altertümelnden Diktion abgefasst. | Über Klopstock hat soviel ich weiss Keiner der Unsern öffentlich gesprochen. Unsre Schätzung dieses großen Dichters, dessen mächtige Kraft eine ganze Dichtersprache gebildet hat kennen Sie eher aus dem dritten Bande der Sammlung ‚Deutsche Dichtung‘ (Berlin Bondi). Wie gesagt, es tut mir leid Ihnen nicht mehr sagen zu können, zumal Ihr Brief mich gefreut hat. Ich bitte Sie, vorkommenden Falles sich wieder an mich wenden zu wollen, vielleicht bin ich ein andres Mal auskunftsfähiger. Auch zu nur mündlicher Aussprache bin ich gern bereit, eine solche ist gerade in einem Falle wie dem Ihren oft ergebnisreicher als eine schriftliche Auseinandersetzung […]“ – Das erwähnte Jahrbuch „Hesperus“ mit den Dante-Übersetzungen erschien im Insel-Verlag im Oktober 1909, im März 1910 publizierte Gundolf seinen Angriff auf Rudolf Borchardt im „Jahrbuch für die geistige Bewegung“, danach war kein ruhiges Reden zwischen den Parteien mehr möglich. Die Pindar-Übersetzungen waren bereits 1908 im Juniheft der „Süddeutschen Monatshefte“ (S. 641-46) erschienen. Im November 1910 veröffentlichte Borchardt sein „Intermezzo“ in den „Süddeutschen Monatsheften“, wo es über die Sanktionspolitik des George-Kreises heißt, seine jeweils angedrohten „zeitlichen und ewigen Strafen“ gegen Abtrünnige bestünden darin, „Gedichte von Henry Heiseler auswendig zu lernen, oder Ulais von Herrn Wolfskehl von einem Buchdeckel bis zum andern durchlesen.“ (Prosa I 2002 S. 108). – Alte Interlinearglossen in Bleistift.