Furtwängler, Wilhelm, Dirigent und Komponist (1886-1954).

3 masch. Briefe mit eigenhändiger Unterschrift Clarens und Zürich, 30. V. 1951bis 2. X. 1952, Verschied. Formate. Zus. 3 Seiten.

Nicht vorrätig

Beschreibung

An den Dramaturgen Bruno von Niessen (1902-1981). – I. (30. V. 1951): „[…] Ich konnte Ihre Zeilen vom 4. Januar nicht beantworten, weil ich selber die letzten Monate hindurch außerordentlich in Anspruch genommen war. Auch jetzt kann ich Ihnen nicht viel Tröstliches sagen, als dass ich Ihre Situation voll begreife. Ich selber bin aus dem deutschen Opernbetrieb heraus. Ich habe so sehr den Kontakt mit den einzelnen Personen verloren – vielfach mögen sie inzwischen auch gewechselt haben – dass ich Ihnen selbst beim besten Willen nicht helfen kann. Da es sich bei allem vorwiegend um eine ‚Leistungskrise‘ handelt, ist auch meine Meinung oder besser gesagt: dass man durch bessere Leistungen die Krise verringern kann. Die Tatsache, dass eine Oper kein Institut ist, das sich, kommerziell gesehen, bezahlt macht, bleibt natürlich immer bestehen. Es würde mich sehr interessieren zu hören, was Sie weiter machen und ob es Ihnen gelungen ist, eine Tätigkeit zu finden […]“ – II. (1. X. 1952): „[…] Beifolgend einige Zeilen über F. W. Herzog. Infolge meiner Erkrankung ist die Angelegenheit etwas in Verzug geraten […]“ – III. (2. X. 1952): „[…] Friedrich Wilhelm Herzog war, wie jedermann wusste, der diese Zeit in Deutschland durchgemacht hatte, einer der Publizisten, die die Freiheit des Musiklebens mit am meisten in Frage gestellt haben. Er tat dies, indem er die offiziellen Richtlinien der nationalsozialistischen Kulturpolitik nicht nur einhielt, sondern in scharfmacherischer Weise noch weit übertrieb. Seine Mitwirkung bei meinem Rücktritt und dem ‚Fall Hindemith‘ ist mir deutlich in Erinnerung […]“