Nansen, Fridtjof, Polarforscher und Nobelpreisträger (1861-1930).

Eigenhändiger Brief mit Unterschrift Lysaker, 8. X. 1919, 8°. 3 Seiten. Doppelblatt. Mit eigenhändigen Umschlag.

Nicht vorrätig

Beschreibung

Schöner, langer Brief des berühmten Forschers in deutscher Sprache an Walter Haeckel (1868-1939) in Jena zum Tode seines Vaters, des Zoologen Ernst Haeckel (1834-1919) und wegen der Spende zur Errichtung des Ernst-Haeckel-Museums: „[…] Bei meiner Rückkehr vom Gebirge […] habe ich Ihren freundlichen Brief vom 27. August gefunden und bedaure sehr, daß meine Antwort so verspätet kommt. Immer seitdem ich Ernst Haeckel, als ich ein junger Mann war, zuerst in Weimar begegnete, habe ich ihn als Vorscher [so!] und als Mensch bewundert, und es ist so wie mutig zu wissen das er nicht mehr unter den lebenden ist. Sein großes Lebenswerk wird doch leben, und er hatte das seltene Glück so lange zu leben, dass er wirklich, jedenfalls das meiste ausführen konnte, was er als seine Aufgabe sah. Es ist eine schöne Gedanke daß sein Haus als ‚Ernst-Haeckel-Archiv‘ fortleben soll, und gern wollte ich damit helfen, die wissenschaftlichen Kreise im Auslande besonders in Amerika für die Erhaltung dieser Stiftung zu interessieren. Ich glaube aber dass es am besten wäre, damit zu warten. Nach allem was ich gehört habe, scheint es noch sehr schwierig zu sein, in den Entente-Ländern und auch in Amerika Interesse und Sympathie für eine Annäherung zwischen den wissenschaftlichen Kreisen der feindlichen Völker. Es wird gewiss kommen, aber es wird noch eine Zeit dauern, und man wird kaum viel ausrichten können falls man zu früh einen Versuch macht. Unter diesen Bedingungen Geld für eine Stiftung in Deutschland zu sammeln, glaube ich wird von wenig Nutzen sein, ob es auch für Ernst Haeckel ist, der so viele Verehrer in Amerika hat. Und man würde vielleicht auch die Möglichkeit später etwas mehr effectiver zu tun, vermindern. Ich glaube daher, dass es am klügsten ist, noch eine Zeit damit zu warten. Wie es in den neutralen Ländern jetzt ist, wage ich nicht bestimmt zu sagen. Aber die Verhältnisse sind hier in ökonomischer Beziehung sehr schwierig, und es ist nicht leicht Geld für öffentliche Unternehmungen zu sammeln. Wie bald das sich ändern kann ist sehr unsicher. Die Schwierigkeit wird in dieser Verbindung sein, dass besonders die wissenschaftlich[en] Kreise, die für diese Sache Interesse haben, darunter sehr leiden, und es gibt sehr viel Armut, und die Lebensbedingungen sind außerordentlich schwierig für die wissenschaftlich[en] Leute, deren Einkunft nicht gestiegen ist. Ich bin daher sehr zweifelhaft wie es am besten eingerichtet werden sollte. Ich werde aber mit anderen darüber sprechen […]“ – 1918 übereignete Haeckel sein Wohnhaus „Villa Medusa“ der Carl-Zeiss-Stiftung und bestimmte, dass hier ein Museum eingerichtet werden solle. Nach seinem Tode verblieb der Nachlass vom Mobiliar bis zu Briefen und Zeichnungen im Hause. Hinzu kam Haeckels Archiv, das seit 1916 in der Universitätsbibliothek gelagert war. Am 31. Oktober 1920 konnte das Ernst-Haeckel-Museum eröffnet werden.