Brahm, Otto, Schriftsteller und Theaterleiter (1856-1912).

10 eigenhändige Briefe mit Unterschrift sowie Brief mit eigenhändiger Unterschrift Berlin und Kaltenleutgeben, 27. III. 1882 bis 13. XI. 1905, Verschied. 8°-Formate. Zus. 18 Seiten. Meist Doppelblätter.

Nicht vorrätig

Beschreibung

Interessante Brieffolge an den Schriftsteller Anton Bettelheim (1851-1930) in Wien. – (11. X. 1889:) „[… Paul] Schlenther, oder um gleich im Stile des ‚vierten Gebots‘ [von Ludwig Anzengruber] zu reden, Schalenther sagt mir von der durch Sie vermittelten, freundlichen Absicht der Herrn Martinelli und Tyrolt in der Aufführung der Freien Bühne mitzuwirken. Wir wollen den Anzengruber entweder im Dezember oder im Januar bringen […] Anzengruber schrieb mir, dass er im Januar etwa nach Berlin komme, dass er aber der Aufführung lieber aus dem Wege gehe […] Wir haben in dieser Freien Bühne einen so complizierten Organismus, dass alles, was die Übersicht und die Vorausbestimmung des Spielplans uns erleichtert sehr erwünscht ist […]“ – (31. XII. 1894:) „[…] Wie man Theater-Director wird, soll ich erzählen? Ja, wenn ich das nur selber wüsste! Ich frag mich vergeblich, wieso ich eigentlich es geworden bin. Und ausserdem: Director werden ist nicht schwer, Director sein aber sehr! […]“ – (24. XII. 1896:) „[…] lassen Sie sich vielmals danken für die Weihnachtsfreude die Sie mir mit dem famosen Anzengruber gemacht haben. Er liegt bereits über meinem Schreibtisch und stiert mich mahnend zu fragen: Freunderl, warum spielst mich nicht? Ja, wenn man nur könnt, wie man möcht! […]“ Dann über Marie von Ebner-Eschenbach. – (25. X. 1897:) „[…] ich möchte heute Ihren Rath für ‚Agnes Jordan‘ [Schauspiel von Georg Hirschfeld] in Wien erbitten. Hirschfeld wird Ihnen das Buch zusenden, die Bühneneinrichtung schicke ich Ihnen. Falls Sie sich überhaupt dafür interessieren wollen – was soll man thun, um diesem Bahr’schen Geschmus wegen des gefährlichen Judenthums entgegenzutreten? Sie werden sich überzeugen, dass man es – das Judenthum – bis auf ein Minimum, oder auch ganz und gar, abstreifen kann; und, dies geschehe, meinte sogar der Wien- und Theaterkenner L’Arronge gestern: ein ordentlicher Erfolg dort sei gar nicht unwahrscheinlich. Nun haben mir sowohl [Max] Burckhard [Burgtheaterdirektor, 1854-1912] der das Stück kennt, wie [Adolf] Rakovics [Schauspieler, 1860-1907] der es nicht kennt, von jener Judenfrage gesprochen, als tödlich; der Zweite wünschte aber wenn möglich doch, der Sache näherzutreten. Die erste Frage also wäre: ob man von Burckhardt ganz absehen oder auf oder auf Umwegen nochmals bei ihm anklopfen sollte? Das könnte – meinte [Hugo von] Hofmannsthal – so geschehen, dass Gompertz (wohl der Professor?) auf Speidel, Sp. auf B. drückte. Halten Sie das für gut? Und würden Sie event. mit G. sprechen können, den auch Hofm[annsthal] kennt und in Behandlung nehmen könnte? (Ich glaube, bei ‚Liebelei‘ [von Arthur Schnitzler, UA 1895] hat er’s gethan) […]“ – (13. XI. 1905, diktiert; mit eigenh. Grußformel und U.:) „[…] ‚Die Mißvergnügten‘ [von Prosper Merimée, übers. von A. Bettelheim] haben mich beim Lesen sehr vergnügt. Merimées geistvoller Spott ist immer gleich köstlich, und Ihre Übertragung hat ihm nichts von seiner Feinheit genommen […]“ – Ebenso über Gerhart Hauptmann, Georg, Hirschberg, Paul Schlenther, Max Burckhardt u. v. a. – Umfangreiche Transkription liegt bei. – Dazu: 3 auf Brahm bezügliche Beilagen.