Freud, Anna, Kinderpsychologin und Tochter Sigmund Freuds (1895-1982).

Eigenhändiger Brief mit Unterschrift Ohne Ort, 8. IX. 1954, Fol. 3 Seiten auf 3 Blättern. Gehämmertes Luftpostpapier.

Nicht vorrätig

Beschreibung

An die Haushälterin der Familie von Sigmund Freud Paula Fichtl (1902-1989): „[…] Ich wache jetzt jeden Morgen um 5h oder 6h auf und denke nach, was ich machen könnte, um Ihnen den augenblicklichen Zustand zu erleichtern. Wie es vor zwei Jahren so arg war, hatte ich mir ja fest vorgenommen, Ihnen so etwas nicht mehr anzutun. Jetzt ist es doch wieder so gekommen und ich ärgere mich darüber sehr mit mir selber. Ich habe die Malerei von außen einfach unterschätzt, sonst hätte ich es nicht so machen lassen. Aber jetzt weiß ich es für die Zukunft. Ich habe es mir so überlegt: entweder wir finden einen kleinen Mann, wie damals Vater und Sohn, der wirklich anständig ist, oder ich gehe zu einer ganz großen Firma […] Aber so wie diesmal ist es das letzte Mal. Also, verlieren sie den Mut nicht ganz und werden sie mir nicht krank! Das ist das Wichtigste. Sie müssen denken, wie arge Sachen wir schon überstanden haben: Krieg, Hitler und noch Ärgeres. Das Haus braucht nicht schön sein, wenn wir kommen. Wir wissen alle, daß es diesmal nicht möglich ist. Malerei ist überall durch den vielen Regen aufgehalten worden; so werden die Patienten das auch verstehen. Sie hätten sich nicht so viel Arbeit mit dem Essen für uns machen sollen. Es ist alles wunderbar, aber ich möchte noch lieber denken, daß sie auch manchmal auf einem Sessel sitzen und ausruhen […] Tinky [Burlingham] hat kein Wort gesagt, wo sie geschlafen hat. Hoffentlich nicht im Haus. Von heute an habe ich nur mehr zwei Patienten […]“ – Serhr schöner Brief.