Schopenhauer, Arthur, Philosoph (1788-1860).

9.800,00 

Eigenhändiger Brief mit Unterschrift „S[ine] L[oco] & A[nno]“ [Frankfurt],, 9. IV. (Poststempel) 1844 (erschlossen), 4°. 1 Seite. Doppelblatt mit Adresse und Poststempel.

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Beschreibung

Schopenhauers erster Brief (von 6) an seinen Tischgenossen, späteren engen Freund und Berater in Rechtsfragen Martin Emden (1801-1858): „Lieber Herr Doctor Emden! Es lastet auf meinem Gewissen, daß ich Ihnen gesagt habe, ich wäre jeden Abend im Weidenbusch zu finden; wodurch Sie vielleicht bewogen worden sind, dort einzusprechen; während ich, von der Menge der Meßferianten schon seit 8 Tagen von dort vertrieben und in meinen alten Stall, den Englischen Hof, zurückgebracht bin, wo es jetzt, zumal im hinteren Zimmer, hübsch geräumig und still ist: davon ich Sie bitte, sich baldigst zu überzeugen zur herzlichen Freude Ihres aufrichtig ergebenen A. Schopenhauer“. – Die erwähnten Frankfurter Gaststätten Weidenbusch (Steinweg) und Englischer Hof (Roßmarkt; Schopenhauers Stammlokal) wurden gegen Ende des 18. Jahrhunderts errichtet und beherbergten nacheinander bis 1860 den Konzertsaal der Frankfurter Museumsgesellschaft, wo Künstler wie Berlioz, Mendelssohn, Paganini und Wagner konzertierten. Beide Häuser wurden später durch gründerzeitliche Neubauten ersetzt und im II. Weltkrieg zerstört. – Schopenhauers Briefe an Emden zeigen eine fortlaufende Entwicklung von anfänglicher Zurückhaltung und Förmlichkeit zu immer größerer Vertraulichkeit; um 1848/49 nennt er ihn sogar „Lieber Schatz“. In seinem Testament vom 26. Juni 1852 hat Schopenhauer seine Bibliothek seinem „besten, vieljährigen Freund“ Martin Emden vermacht. Da der designierte Testamentsvollstrecker Emden aber bereits am 3. November 1858, also vor Schopenhauer, starb, kamen die Bücher an den Biographen Wilhelm Gwinner, der den Großteil über den Frankfurter Antiquar Joseph Baer zum Verkauf brachte. – Vgl. P. Arnsberg, Die Geschichte der Frankfurter Juden, Bd. III, S. 530. – Druck: Gesammelte Briefe (2. Aufl. 1987), Nr. 197 (nach dem Erstdruck). – Kleine Einrisse in der Knickfalte, rechts unten Siegelausriss.