Vossler, Karl, Romanist und Sprachphilosoph (1872-1949).

107 eigenhändige Briefe mit Unterschrift (3 auf Karten). München und Stuttgart, 19. VII. 1921 bis 14. IX. 1923, 8°. 580 Seiten. Überwiegend Doppelblätter, davon einige mit Trauerrand.

Nicht vorrätig

Beschreibung

Umfangreiches Briefwerk, überwiegend an seine spätere zweite Frau Emma, geb. Thiersch, verwittwete Zeller, gerichtet; einige wenige Briefe auch an seine Schwiegermutter; der letzte Brief an seine Mutter in Stuttgart. – Die vollständigen und unveröffentlichten Brautbriefe von Karl Vossler (1872-1949) an seine zweite Frau Emma (geb. Thiersch, verw. Zeller; 1887-1968). – Bereits 1921 hatte Vossler im Hause des Architekten Friedrich von Thiersch (1852-1921) in der Münchner Georgenstrasse 16 dessen verwitwete Tochter Emma Auguste Zeller (1887-1968) kennen gelernt. Diese war seit 1908 mit Albrecht Zeller (1880-1918) verheiratet gewesen und hatte aus dieser Ehe eine Tochter Lotte. Ihre Schwester Frieda Thiersch (1889-1947) richtete später mit Willy Wiegand im Nebenhaus die „Bremer Presse“ ein. – Karl Vossler lebte seit 1911 in München. Er hatte 1900 die Römerin Ester (Esterina) Gräfin Gnoli (1872-1922) geheiratet und mit ihr die Söhne Walter (1900-ca. 1940) und Otto (1902-1987) sowie eine Tochter Laura. – Unser Briefverkehr setzt am 19. Juli 1921 ein, intensiviert sich im April und nach dem Tod von Vosslers erster Frau im Dezember 1922 und endet mit der Hochzeit am 6. September 1923. Die meisten Briefe sind umfangreich und umfassen bis zu 16 Seiten. – Erwähnt den Fotografen Philip Kester, Vosslers 50. Geburtstag, Hofmannsthal und Borchardt. – Emma Vossler hatte eigene schriftstellerische Interessen und arbeitete 1921 in der Schriftleitung der „Süddeutschen Monatshefte“. – Den Schlusstein der Briefsammlung bildet ein Brief von Vossler an seine Mutter Anna in Stuttgart aus Passau, den 14. September 1923 über die Hochzeit: „Liebe Mutter, ich muß dir nun doch von den vielen und schönen Erlebnissen der letzten Woche Einiges erzählen. Am Morgen des 6. September um 10 Uhr wurden wir auf dem Standesamt und um 11 Uhr in der evangelischen Kirche der Gabelsbergerstrasse getraut. Ein Freund des Hauses Thiersch hatte sein Automobil, das blitzblank und mit Blumen geschmückt war, zur Verfügung gestellt. Trauzeugen waren Otto Gaupp und Oberstleutnant Weissmann, ein Schwager von Mutter Thiersch. Emma, in einem silbergrauen Samtkleid, sah königlich aus. In der Kirche sprach der Dekan Lembert sehr herzlich und schlicht und ein Mörikelied, gesungen von einer kräftigen Frauenstimme, beschloß die Feier: Herr, schicke was du willt, | ein Liebes oder Leides, | Ich bin vergnügt, daß Beides | Aus deinen Händen quillt. | Wollest mit Freuden | Und wollest mit Leiden | Mich nicht überschütten; | Doch in der Mitten | Liegt holdes Bescheiden. | Die guten Leutchen wußten, daß das ein Lieblingslied von mir ist […]“ (Volletxt des Briefes auf Wunsch verfügbar). – Einigartiges menschliches Dokument und Denkmal des grossen Romanisten.