Album amicorum -, .

„Dem Andenken heilig C. F. Keitsch 1809“ (Deckeltitel). Stammbuch des Carl Friedrich Keitsch. Frankfurt an der Oder, Viadrina, Oels, Breslau u.a., 1802-1805, Quer-8°. Mit 1 Gouache mit Netzkappe, 1 Aquarell und einer kolorierten Blumengirlande in Scherenschnitt. 137 Blatt mit ca. 133 Einträgen. Rotes Maroquin der Zeit mit Deckel- und Rückenvergoldung, goldgeprägten Signets auf Vorder- und Rückendeckel, Stehkantenfileten, gepunztem dreiseitigem Goldschnitt und marmorierten Vorsätzen, in zeitgenössischem Schuber aus Herrnhuter Papier „Absint obscoenae notae“.

Nicht vorrätig

Beschreibung

Schmuckstück des außerordentlich inhaltsreichen und mit vielen seltenen Memorabilien bereicherten Studentenstammbuches aus dem Kreis der Viadrina in Frankfurt/Oder ist eine fein ausgeführte ganzseitige Gouache einer blühenden Bougainville mit großer Netzkappe über der geöffneten Blüte, verziert mit Blättern, Zweigen und Knospen. Auf der gegenüberliegenden Seite eine in Aquarell angedeutete Buchseite mit dem darauf eingetragenen Sinnspruch: „Mit Juristen geht’s recht schön. Heute kommen sie ins Gimnasium, und doch zu hören, Was die Professoren lehren. Diese sprechen grade weg Ueber Dinge, wie zum Ecxempel über Würgebänder, meines Nächsten Zaun-Geländer, Nur der liebe Gott weis mehr – Wie ein wahrer Senateur – Aber, sind die Herrn des Teufels? Herscht hier noch ein Grad des Zweifels? Ihre Hörer Alzumahl kommen nicht zur Gnadenwahl – Ausgenommen Friedrich Keutsch dieser ist zu bieder – deutsch.“ – Der Stammbuchhalter C(arl) F(riedrich) Kei(u)tsch, der sich 1812 in das Stammbuch von Gottlob Schmieder in Breslau eintrug, stammte vermutlich aus Oels und studierte seit 1809 an der Viadrina in Frankfurt/Oder. Zahlreiche Kommilitonen, darunter Studenten der Rechts- und Kameralwissenschaften und der Theologie, haben sich eingetragen, häufig neben Sinnspruch und Symbolon mit ausführlichen, teils mehrseitigen Memorabilien, in denen Erinnerungen an gemeinsame Studienjahre und Begebenheiten aus dem Studentenleben erzählt werden. Zum Beispiel der spätere pommersche Gutsbesitzer Ernst von Wedell (Frankfurt 20. März 1811): „Mem.: Die Reise nach Berlin, fideles Nachtlager, unsere Tanzparthien, Schlittenfahrt nach Buschmühlen – mein Pech dabei – Rondeau [?] bei der vorlezten Tanzparthie – häufiges Zusammentreffen in der Güntherschen Kneipe […]“. Auch F. A. von Wedell aus der bis Schleswig-Holstein, Dänemark und Norwegen weitverzweigten Adelsfamilie trug sich als „Stud. Juris aus Malchow in der Uckermark“ ein (Frankfurt 8. August 1811). Weitere Einträge von: Henriette und Mathilde Henckel (von Donnersmarck) aus Breslau, C. Hansel „cand. jur.“ (Frankfurt 24. VII. 1810), Wilhelm Kühn „jur. Cand.“ (Viadrina 8. III. 1810), W. Koehne „Cand. jur.“ (Frankfurt August 1809), Nikisch „Cand. jur.“ (Frankfurt 29. VIII. 1809), Striez „cand. theol.“ (Viadrina 21. VIII. 1809), Hagedorn „cand. theol.“ (Viadrina 13. VIII. 1809), J. W. Grüneberg „Stud. Theol.“ (Frankfurt 17. II. 1811), F. L. Geiseler (Frankfurt 22. II. 1811), Carl Ludwig Voigt „Cand. theolog.“ (24. VIII. 1810 Frankfurt), Puttkammer „Candidat der Cameralwissenschaften“ (Berlin 1811), E. F. Günther „Herzogl. Bibliothekar“ (Oels 3. IV. 1809). Ein Kommilitone aus Schmollen verewigte sich am 29. II. 1816 mit dem Apercu: „Ein Weib ohne Geld ist wie ein Spiel ohne Matador“. – Ca. 6 Blatt entfernt, 1 Blatt mit Textausschnitt, sonst sehr gut erhalten. – Vgl. Otto Grofebert: Aus Stammbüchern, in: Archiv für Stamm- und Wappenkunde 9, 1908, S. 79 f.