Schriftsteller, Theater- und Musikkritiker und Freund Franz Kafkas (1884-1968)

Max Brod war ein tschechoslowakisch-israelischer Schriftsteller, Theater- und Musikkritiker. Sein einst erfolgreiches literarisches Werk ist heute weitgehend unbeachtet. Bedeutungsvoll sind seine Verdienste um den Erhalt der Werke des Schriftstellers Franz Kafka als deren Herausgeber, Bearbeiter und Interpret. Darüber hinaus war Brod Förderer der Komponisten Leo? Janá?ek und Jaromír Weinberger. Er gilt auch als Entdecker des Dichters Franz Werfel.
Quelle: Wikipedia
-
Verkauft
Brod, Max, Schriftsteller (1884-1968).
Eigenh. Manuskript mit Unterschrift „Max Brod“. Ohne Ort und Jahr [Prag, November 1926], 4° (21 x 14 cm). 3 Seiten auf 3 Blättern.
"Meine Lieder", erstmals gedruckt im "Berliner Tageblatt" vom 12. Februar 1927. Dort erschien eine ganze Seite "Zur Erstveröffentlichung von Kompositionen des Prager Dichters Max Brod" die außer Brods eigenem Text auch Beiträge von Richard Müller-Freienfels ("Das 'Geheimnis' der Doppelbegabung"), Walter Mehring und Alfred Kubin enthielt. Das Zeitungsblatt liegt hier bei: "Mit meinen Kompositionen habe ich eine seltsame Erfahrung gemacht. Zunächst muß ich sagen, daß ich sie für durchaus ebenbürtig meinen Dichtungen (man mag diese Wertbestimmung, je nach Geschmack, hoch oder niedrig ansetzen), ja sogar nur mit meinen besten Gedichten und besten Romanszenen vergleichbar halte. Gerade weil ich zu meinen Kompositionen [...] eine innige Beziehung der Liebe und des Dankes für sehr ..."Meine Lieder", erstmals gedruckt im "Berliner Tageblatt" vom 12. Februar 1927. Dort erschien eine ganze Seite "Zur Erstveröffentlichung von Kompositionen des Prager Dichters Max Brod" die außer Brods eigenem Text auch Beiträge von Richard Müller-Freienfels ("Das 'Geheimnis' der Doppelbegabung"), Walter Mehring und Alfred Kubin enthielt. Das Zeitungsblatt liegt hier bei: "Mit meinen Kompositionen habe ich eine seltsame Erfahrung gemacht. Zunächst muß ich sagen, daß ich sie für durchaus ebenbürtig meinen Dichtungen (man mag diese Wertbestimmung, je nach Geschmack, hoch oder niedrig ansetzen), ja sogar nur mit meinen besten Gedichten und besten Romanszenen vergleichbar halte. Gerade weil ich zu meinen Kompositionen [...] eine innige Beziehung der Liebe und des Dankes für sehr glückliche Stunden meines Lebens habe, gerade deshalb habe ich sie ängstlich von allem, was 'Betrieb' ist, ferngehalten [...]" Die Kompositionen erschienen 1927 bei der Wiener "Universal-Edition". - Der letzte Absatz mit 6 Zeilen ist im Manuskript getilgt. - Minimal gebräunt.zzgl. Versandkosten
-
Verkauft
Brod, Max, Schriftsteller (1884-1968).
Eigenhändiger Brief mit Unterschrift Prag, Brehová 8, 23. VI. (1920), Kl.-4° (18,5 x 14 cm). 2 Seiten. Doppelblatt.
Wahrscheinlich an den Herausgeber Max Krell (1887-1962): "[...] Mein Freund Franz Kafka ist jetzt in Meran, kommt aber in den nächsten Tagen heim. Seine Adresse ist: Prag, Poric, Arbeiter-Unfall-Versicherung. Ich gestatte gern den Nachdruck meiner Novelle 'Notwehr'. Bei der Korrektur werde ich ein paar kleine Stellen ändern. Es ist mir aber angenehm, daß Sie gerade auf diese Arbeit verfallen sind. Ich las sie heute daraufhin durch, nach langer Zeit, und fand sie merkwürdig aktuell. Natürlich müßte es mir frei bleiben, die Novelle später in ein Buch von mir aufzunehmen [...]" Brod war richtig informiert: Kafka verließ am 28. Juni Meran in Richtung Wien, wo er am nächsten Vormittag ankam. Er blieb noch bis zum 4. Juli in Wien, wo er täglich mit Milena Jesenská (verh. Pollak) ...Wahrscheinlich an den Herausgeber Max Krell (1887-1962): "[...] Mein Freund Franz Kafka ist jetzt in Meran, kommt aber in den nächsten Tagen heim. Seine Adresse ist: Prag, Poric, Arbeiter-Unfall-Versicherung. Ich gestatte gern den Nachdruck meiner Novelle 'Notwehr'. Bei der Korrektur werde ich ein paar kleine Stellen ändern. Es ist mir aber angenehm, daß Sie gerade auf diese Arbeit verfallen sind. Ich las sie heute daraufhin durch, nach langer Zeit, und fand sie merkwürdig aktuell. Natürlich müßte es mir frei bleiben, die Novelle später in ein Buch von mir aufzunehmen [...]" Brod war richtig informiert: Kafka verließ am 28. Juni Meran in Richtung Wien, wo er am nächsten Vormittag ankam. Er blieb noch bis zum 4. Juli in Wien, wo er täglich mit Milena Jesenská (verh. Pollak) zusamentraf. - Bereits am 2. April war Kafka von Prag nach Meran gefahren. Er war auf der Suche nach seelischer Balance, die immer wieder von individuellen Beziehungen, dem Krieg und der lauten Lebenswirklichkeit verhindert wurde. Das sonnige, mediterrane Klima Merans sollte sein Lungenleiden verbessern. Anfang Mai erschien "Ein Landarzt. Kleine Erzählungen." - Max Krell gab 1921 im Rowohlt Verlag den Band "Die Entfaltung. Novellen an die Zeit" heraus, in dem auch der erwähnte Text Brods enthalten ist. Auf letztem Blatt Bleistiftnotiz: "dieser Br. kam offen".zzgl. Versandkosten
-
Verkauft
Brod, Max, Schriftsteller (1884-1968).
Eigenh. Manuskript mit Namenszug „Max Brod“. Ohne Ort und Jahr [Prag, Juli 1912], Gr.-Fol. (33,5 x 21 cm). 6 Seiten auf 6 Blättern. Mittelfalz.
"Die Axiome über das Drama und Shakespeare". Im Druck erschienen in der Zeitschrift "Die Schaubühne", Jg. VIII, Bd. 2; August 1912, S. 150-64): "Das alles Dramatische seiner Natur nach - bei scheinbarer Unbegrenztheit - im Grunde die engsten stilisiertesten Grenzen hat, dass es seine Wirkungen gerade aus seinen immanenten Mängeln holt und holen muss, glaube ich (in Nummer 38 des siebenten Jahrgangs der 'Schaubühne') nachgewiesen zu haben. Nur die Reden der handelnden Personen, ihre gesprochenen Gedanken, allenfalls auch die verhehlten und die groben Umrisse der Handlung kann die Bühne eindeutig vermitteln. Alles andere dagegen (Kostüm, Milieu, Stimmung, Masseneffekte) bleibt den ungelenk umherirrenden Blicken des Publikums wehrlos ausgesetzt, bleibt vielen Deutungen und, was das ..."Die Axiome über das Drama und Shakespeare". Im Druck erschienen in der Zeitschrift "Die Schaubühne", Jg. VIII, Bd. 2; August 1912, S. 150-64): "Das alles Dramatische seiner Natur nach - bei scheinbarer Unbegrenztheit - im Grunde die engsten stilisiertesten Grenzen hat, dass es seine Wirkungen gerade aus seinen immanenten Mängeln holt und holen muss, glaube ich (in Nummer 38 des siebenten Jahrgangs der 'Schaubühne') nachgewiesen zu haben. Nur die Reden der handelnden Personen, ihre gesprochenen Gedanken, allenfalls auch die verhehlten und die groben Umrisse der Handlung kann die Bühne eindeutig vermitteln. Alles andere dagegen (Kostüm, Milieu, Stimmung, Masseneffekte) bleibt den ungelenk umherirrenden Blicken des Publikums wehrlos ausgesetzt, bleibt vielen Deutungen und, was das Entscheidende ist - denn auch Worte haben viele Deutungen - vielen berechtigten Deutungen offen [...] Shakespeare hat die Stilisierung seiner Kunst wie keiner nach ihm begriffen, er hat von allen seinen Figuren und Geschehnissen nur die dramatische Essenz gezeichnet, nicht mehr. Daher sind viele Auffassungen, Ausfüllungen möglich, weder Akteure noch die Künstler der Regie fühlen die Hände gebunden. Es entsteht ein Gesamtkunstwerk. Nicht dadurch, dass die drei Künste von vornherein aufeinander abgestimmt werden, sondern dadurch, dass jede für sich nach ihrer eigenen Vollkommenheit strebt." - In Max Brods deutscher Schrift. Mit einigen Korrekturen von der Hand des Herausgebers der "Schaubühne", Siegfried Jacobsohn (1881-1926).zzgl. Versandkosten
-
Verkauft
Brod, Max, Schriftsteller (1884-1968).
Eigenhändiger Brief mit Unterschrift Tel Aviv, 31. V. 1946, Gr.-8° (22 x 14 cm). 2 Seiten. Gelocht.
An den Pegasus Verlag in Zürich: "[...] von allem besten Dank für Ihre Bücher über den Staat [...] Dostojewski wird von seiner schrecklichsten Seite gezeigt, was aber auch belehrend ist. Denn die Wahrheit über einen Mann, sei sie noch so abstoßend, muß letzten Endes, da sie Wahrheit ist, gute Folgen haben. Auch für Ihren Brief besten Dank. Mein Buch über Kafka ('Krisis der Seelen') ist ins Stocken gekommen, vor allem deshalb weil ich meine ganze Zeit der neuen 10bändigen Kafka-Ausgabe widme, die bei Schocken in New York erscheinen wird. - Hätten Sie in ihrem Brief etwa in dem Sinne geschrieben, daß sie dringend eine Herausgabe dieses kleinen Buches wünschen, so hätte ich wohl die vorhandenen Skizzen ausgearbeitet. Sie schreiben aber, daß es nicht verlockend ist (unter den ...An den Pegasus Verlag in Zürich: "[...] von allem besten Dank für Ihre Bücher über den Staat [...] Dostojewski wird von seiner schrecklichsten Seite gezeigt, was aber auch belehrend ist. Denn die Wahrheit über einen Mann, sei sie noch so abstoßend, muß letzten Endes, da sie Wahrheit ist, gute Folgen haben. Auch für Ihren Brief besten Dank. Mein Buch über Kafka ('Krisis der Seelen') ist ins Stocken gekommen, vor allem deshalb weil ich meine ganze Zeit der neuen 10bändigen Kafka-Ausgabe widme, die bei Schocken in New York erscheinen wird. - Hätten Sie in ihrem Brief etwa in dem Sinne geschrieben, daß sie dringend eine Herausgabe dieses kleinen Buches wünschen, so hätte ich wohl die vorhandenen Skizzen ausgearbeitet. Sie schreiben aber, daß es nicht verlockend ist (unter den heutigen Umständen) und willigen gleichsam nur aus Gefälligkeit ein, dieses Buch herauszubringen, - das hat mich natürlich nicht ermuntert. Und etwas Ermunterung hätte ich wohl gebraucht, um dies Buch zu vollenden; denn ich bin ja mit anderer Arbeit überhäuft. So habe ich es denn vorläufig wieder liegen gelassen. Ich will nur noch bemerken, daß mich nicht Ihre Honorarbedingungen abgeschreckt haben. Ich hätte sie so, wie sie sie vorgeschlagen, akzeptiert; denn an Geld liegt mir nichts. Mein Freund Karl Seelig in Zürich, den sie gewiß kennen, ist so liebenswürdig, sich um meine Schriften zu kümmern zu wollen. Er weiß auch, was ich in den letzten Jahren geschrieben habe, nämlich ein großes politisch-theologisches Buch 'Diesseits und Jenseits', - dem ich eine große Bedeutung zumesse. Es knüpft an Plato, Novalis, Kierkegaard, Goethe und Kafka an - es wendet sich gegen Nietzsche, Spengler, Dilthey - nebenbei auch gegen Karl Kraus, dessen Ich-Besessenheit ich immer abgelehnt habe und den ich in Ihrem Verlag überschätzt finde [...]" - Der verlegerische Außenseiters Gregor Müller gründete 1944 in Zürich seinen Pegasus-Verlag.zzgl. Versandkosten
-
Verkauft
Brod, Max, Schriftsteller (1884-1968).
Eigenhändiges Gedichtmanuskript (4 Zeilen) mit Unterschrift Tel Aviv, 11. XI. 1946, Gr-4° (28 x 22 cm). 1 Seite.
Überschrieben: "Mit einem Originalbrief Kafkas | S. Schocken überreicht." - "Was der Freund dem Freunde schrieb, | Ist ein schaffendes Bewegen. | Mag es seinen Ruf und Trieb | In bewegte Seele legen! [...]" - 1935-38 hatte Max Brod im Verlag von Salman Schocken (1877-1959) die erste Kafka-Ausgabe in 7 Bänden vorgelegt, die trotz ihrer editorischen Schwächen den Grundstein zu Kafkas Weltruhm legte. - Umschlagfaltung.Überschrieben: "Mit einem Originalbrief Kafkas | S. Schocken überreicht." - "Was der Freund dem Freunde schrieb, | Ist ein schaffendes Bewegen. | Mag es seinen Ruf und Trieb | In bewegte Seele legen! [...]" - 1935-38 hatte Max Brod im Verlag von Salman Schocken (1877-1959) die erste Kafka-Ausgabe in 7 Bänden vorgelegt, die trotz ihrer editorischen Schwächen den Grundstein zu Kafkas Weltruhm legte. - Umschlagfaltung.zzgl. Versandkosten
-
Verkauft
Brod, Max, Schriftsteller (1884-1968).
Eigenh. Manuskript mit Unterschrift sowie eigenh. Begleitbrief mit Unterschrift „Max Brod“. Prag, 6. VI. 1932, 4° und 8°. Zus. ca. 3 Seiten.
Mit einem Beitrag für die Generaldirektion des Hessischen Landestheaters Darmstadt: "Für die Provinztheater. Gegenüber den zentralisierten Nationen des Westens ist Deutschland durch die Mannigfaltigkeit seiner landschaftlich gegliederten Geisteswerte bevorzugt. Wie wenig Originales begegnet einem in der Normandie, in der Bretagne; wie drückt sich dagegen in Deutschland in Bauweise, Sprachkultur und nicht zuletzt auch in den Kunstzentren des Theater- und Musiklebens die Eigenart der Provinz aus! Wohl sind die höchsten geistigen Tendenzen allmenschlicher Art; aber der Körper, in dem sie erstehen, gewinnt seine Gliederung und damit auch seine Echtheit aus der vielfach abgetönten Variation dieser Menschlichkeit. - Die Unabhängigkeit von dem Urteil der Hauptstadt scheint mir ein ...Mit einem Beitrag für die Generaldirektion des Hessischen Landestheaters Darmstadt: "Für die Provinztheater. Gegenüber den zentralisierten Nationen des Westens ist Deutschland durch die Mannigfaltigkeit seiner landschaftlich gegliederten Geisteswerte bevorzugt. Wie wenig Originales begegnet einem in der Normandie, in der Bretagne; wie drückt sich dagegen in Deutschland in Bauweise, Sprachkultur und nicht zuletzt auch in den Kunstzentren des Theater- und Musiklebens die Eigenart der Provinz aus! Wohl sind die höchsten geistigen Tendenzen allmenschlicher Art; aber der Körper, in dem sie erstehen, gewinnt seine Gliederung und damit auch seine Echtheit aus der vielfach abgetönten Variation dieser Menschlichkeit. - Die Unabhängigkeit von dem Urteil der Hauptstadt scheint mir ein weiteres Plus der Provinz zu sein; nicht weil etwa das kritische Urteil gerade der Hauptstadt besonderen Irrungen erliegt, sondern weil Kritik im Ganzen etwas sehr Fehlbares und im Grunde der eigentlichen Ebene der Kunst als einem ans Metaphysikum grenzenden sehr Fernes ist [...]" - Der Begleitbrief mit zwei Eingangsstempeln ist adressiert an und gezeichnet von Kurt Hirschfeld (1902-1964). Dieser war 1930-33 Dramaturg des von Gustav Hartung (1887-1946) geleiteten Landestheaters. Brod bittet ihn Hartung zu grüßen.zzgl. Versandkosten
-
Verkauft
Brod, Max, Schriftsteller (1884-1968).
Eigenhändiger Brief mit Unterschrift „Max Brod“. Prag, 1. XI. 1907, Gr.-8°. 3 Seiten. Doppelblatt.
An den Schriftsteller Hugo Salus (1866-1929) über sein eben erschienenes Buch "Die Blumenschale": "Ich habe viel Vergnügen von Ihrem neuen Buch gehabt und danke Ihnen sehr. Während ich die Verse las, geschah etwas Seltsames: Mir fiel ein, daß Sie mir dies und jenes von den schönen Gedichten schon vorgelesen haben 'Die Serenade der alten Männer' 'Charonsrufe' 'Bauernkrieg' 'Traurige Bergfahrt' 'Schöne Zeile' 'Die ewige Stimme' und viele andere. Und sofort traten mir die verschiedenen Gelegenheiten in den Sinn, ich hörte Ihre zärtliche Stimme, manchmal stockend, wenn das Stenogramm zu undeutlich war, ich sah mich selbst in all den mannigfachen Stimmungen bei Ihnen zu Gast, in Ihrer alten lieben Wohnung in der Heinrichsgasse, oder jetzt in dem freundlichen Zimmer am Ufer des ...An den Schriftsteller Hugo Salus (1866-1929) über sein eben erschienenes Buch "Die Blumenschale": "Ich habe viel Vergnügen von Ihrem neuen Buch gehabt und danke Ihnen sehr. Während ich die Verse las, geschah etwas Seltsames: Mir fiel ein, daß Sie mir dies und jenes von den schönen Gedichten schon vorgelesen haben 'Die Serenade der alten Männer' 'Charonsrufe' 'Bauernkrieg' 'Traurige Bergfahrt' 'Schöne Zeile' 'Die ewige Stimme' und viele andere. Und sofort traten mir die verschiedenen Gelegenheiten in den Sinn, ich hörte Ihre zärtliche Stimme, manchmal stockend, wenn das Stenogramm zu undeutlich war, ich sah mich selbst in all den mannigfachen Stimmungen bei Ihnen zu Gast, in Ihrer alten lieben Wohnung in der Heinrichsgasse, oder jetzt in dem freundlichen Zimmer am Ufer des Celakovskyparkes. Alles wurde in mir lebendig, meine Hoffnungen damals, meine verzweifelten Stunden, in denen Sie mich durch freundliche Worte getröstet haben, meine müden Augenblicke, mein Stolz und meine Scham. So ist es mir nun, als hätte ich diese Gedichte mit Ihnen erlebt, als enthielte diese 'Blumenschale' auch die Blumen meiner vergangenen sorglosen jungen jungen Tage. Und so wie ich irgend ein Epheublatt aufhebe, das mir einmal die Geliebte abgepflückt hat, so wie ich mit heimlichen Schauern manchmal in einsamer Stunde meine alten Notizbücher oder Schulhefte durchlese, so stelle ich Ihr neues Buch mit tiefer Andacht zu meinen schwermütigen Reliquien. Ach daß alles so vorbeigeht! Wie viele schöne Stunden haben wir miteinander verlebt [...]! Manchmal waren wir uneinig. Aber, nicht wahr, auch dann blieben wir uns bewußt, daß uns beide ein gemeinsames Streben nach Schönheit verbindet und in unsern besten Augenblicken aus dem Treiben dieser verhärteten zweckmäßigen (aber oft sonst nichts, rein gar nichts!) Welt ausgesondert ... Ich wünsche sehr, daß Sie mich weiter lieb behalten wie ich sie und daß unser letzter Spaziergang (gegen den Friedhof zu) nicht der letzte bleibt. Es ist wohl das größte Lob, wenn man sagen kann, daß man ein Buch in einheitlicher Stimmung verläßt wie einen Tempel, ein Naturereignis. Und so geschah es mir diesmal, heute, an einem wehmütigen süßen sterbenskranken erhabenen Feiertags-Nachmittag. Ich fühle mich den Rätseln der Welt näher als sonst, ich bin matt und zufrieden und in einer ganz verklingenden Freundlichkeit. Details sind mir nicht bewußt; in einer sanften Einheit, einer blassen Mondscheibe ähnlich, runden sich diese Verse mit Erinnerungen und vagen Gefühlen zu einem vollkommenen Kunstwerk, das mir lieb ist ..." - Brod promovierte 1907. - Selten so früh.zzgl. Versandkosten
-
Verkauft
Brod, Max, Schriftsteller (1884-1968).
Eigenhändiger Brief mit Unterschrift „Brod“. Prag, 11. VI. 1914, Gr.-8° (22,5 x 14,5 cm). 4 Seiten. Doppelblatt. Briefkopf „Prag, Postdirektion“.
An den Schriftsteller Alfred Wolfenstein (1883-1945) über dessen lyrischen Erstling "Die gottlosen Jahre" (1914): "[...] Ich habe den k. k. ärarischen Feiertag abgewartet, um Ihnen mit Sammlung über den Eindruck Ihrer Verse zu schreiben. Was mir das Wesentliche an ihnen scheint: sie sind lieber bedeutend als 'schön' in dem Sinne, den Flaubert als 'pohésie' der ewigen Verachtung überliefert hat. Diese Ihre Verse haben eine ganz eigentümliche 'Naivität' der Geistigkeit, die vielleicht das tiefste Rassenmerkmal unseres Volkes ist, haben jene Ungehemmtheit und göttliche Schamlosigkeit der Bewußtheit, die ich an ostjüdischen Studenten bewundere und die ein Zimmer, in das so einer eintritt, sofort mit Nachdenken bis zur Decke anfüllt und sprengt. Durch die Teilung in drei Abschnitte ...An den Schriftsteller Alfred Wolfenstein (1883-1945) über dessen lyrischen Erstling "Die gottlosen Jahre" (1914): "[...] Ich habe den k. k. ärarischen Feiertag abgewartet, um Ihnen mit Sammlung über den Eindruck Ihrer Verse zu schreiben. Was mir das Wesentliche an ihnen scheint: sie sind lieber bedeutend als 'schön' in dem Sinne, den Flaubert als 'pohésie' der ewigen Verachtung überliefert hat. Diese Ihre Verse haben eine ganz eigentümliche 'Naivität' der Geistigkeit, die vielleicht das tiefste Rassenmerkmal unseres Volkes ist, haben jene Ungehemmtheit und göttliche Schamlosigkeit der Bewußtheit, die ich an ostjüdischen Studenten bewundere und die ein Zimmer, in das so einer eintritt, sofort mit Nachdenken bis zur Decke anfüllt und sprengt. Durch die Teilung in drei Abschnitte ist im Sinn manches noch klarer geworden. Nur scheinen mir die beiden ersten Abschnitte ihr Thema deutlicher zu umfassen als der dritte das seinige. Ich liebe zwar unendlich das letzte Gedicht, mit seinem zarten einfachen zerschmetternden 'Ich sei so nicht gerne' (wie das im Ohre nachklingt!); aber der Weg in die Landschaft aus der Stadt ist doch nur ein Symbol für eine innere Befreiung aus dem Nur-Rationalen in den Mitfühlenden des Volkes und damit der Welt. Hier sehe ich Ihren ferneren Weg angedeutet, zu einem gleichsam substantielleren Gefühl als dem nur traumhaften der 'Vereinigung' (Seite 76), zu einer Pflicht und ernsten Aufgabe, zu einem 'Du sollst'. - Ich glaube daß Ihre weitere Entwicklung uns noch näher zusammenführen wird. Haben Sie meinen Aufsatz im Aprilheft der 'weißen Blätter' gelesen, - eine Ehrenrettung der Ratio, die Statuierung einer Synthese zwischen ihr und dem jetzt allzu modernen Irrationalismus, mit der aber Ernst gemacht werden muß? Vielen Dank für Ihre Kritik, die mir ausgezeichnet erscheint. Dieses Grundthema unserer gegenseitigen Beziehung (Ratio: Irrat.) schlägt eine wahrhaftige Brücke zu dem Wesen des Buches, wie es auch mir erscheint, und deshalb täte es mir leid, wenn ihre Arbeit verloren gienge. Ich schreibe zunächst an [Franz] Blei um Aufklärung und werde Ihnen dann weiter berichten [...]" - Seite 1 mit kleinem Feuchtigkeitsfleck.zzgl. Versandkosten
-
Verkauft
Brod, Max, Schriftsteller (1884-1968).
Eigenh. Manuskript mit Namenszug „Max Brod“. Ohne Ort [Prag, 5. bis 7. VI. 1926], 4° (20,5 x 17 cm). 11 Seiten auf 7 Blättern.
"Der Tod ist ein vorübergehender Schwächezustand. Erzählung". Erstdruck in: Jahrbuch. Wien, Zsolnay 1929 (erschien Ende 1928), S. 41-52 und als Separatdruck 1928: "Die Exkursion dänischer Hörer betrat die psychiatrische Klinik. Inspektor Rottley empfing sie. Führte sie durch enge Korridore. Es war die Abteilung für ungefährliche Irre. Einige der Anstaltsinsassen gingen vorbei, mit Eimern und Besen, in dunkelblauen Mänteln, die bis an die Fußknöchel reichten. Der Inspektor führte die Studenten ins Empfangszimmer des Dozenten Herr Häberlein. Da sollten Sie ein Weilchen warten, während er selbst den Dozenten suchen ging [...] Was dulden sie es denn, dass Klas sich in den Korridoren herumtreibt und Besucher belästigt! - Meine Herren, wir beginnen den Rundgang. Einen der ..."Der Tod ist ein vorübergehender Schwächezustand. Erzählung". Erstdruck in: Jahrbuch. Wien, Zsolnay 1929 (erschien Ende 1928), S. 41-52 und als Separatdruck 1928: "Die Exkursion dänischer Hörer betrat die psychiatrische Klinik. Inspektor Rottley empfing sie. Führte sie durch enge Korridore. Es war die Abteilung für ungefährliche Irre. Einige der Anstaltsinsassen gingen vorbei, mit Eimern und Besen, in dunkelblauen Mänteln, die bis an die Fußknöchel reichten. Der Inspektor führte die Studenten ins Empfangszimmer des Dozenten Herr Häberlein. Da sollten Sie ein Weilchen warten, während er selbst den Dozenten suchen ging [...] Was dulden sie es denn, dass Klas sich in den Korridoren herumtreibt und Besucher belästigt! - Meine Herren, wir beginnen den Rundgang. Einen der interessantesten Fälle haben Sie schon eben gesehn." - Manuskript mit Korrekturen, Streichungen, Überarbeitungen und Einfügungen, diese oft auf der Rückseite der Manuskriptblätter. Wiederabdruck in der Anthologie "Novellen aus Böhmen" (Amterdam 1936). - Minimal gebräunt.zzgl. Versandkosten
-
Verkauft
Brod, Max, Schriftsteller (1884-1968).
Eigenh. Manuskript mit Unterschrift „Max Brod“. Ohne Ort und Jahr [Prag, 1927], 4°. 3 Seiten auf 3 Blättern.
Selbstanzeige seines 1927 bei Zsolay in Wien erschienenen Romans "Die Frau, nach der man sich sehnt": "Ist Liebe möglich? Ein großes starkes dauerndes Liebesgefühl? Fast alle meine Bücher haben sich mit dieser Frage befaßt. Die 'Liebe zweiten Ranges' habe ich in 'Franzi' beschrieben und den Umweg über das Böse in 'Räuberei'. (Daß mein Werk in zwei Kategorien, in historische und in Liebes-Romane zerfalle, ist eine jener vielen oberflächlichen Ansichten über meine Dichtung, die sich mit der Zeit wohl von selbst richtig stellen werden; denn der Grundzug in allem, was ich schreibe, ist streng einheitlich.) - In meinem neuen Buch lasse ich nun den Helden, einen Offizier aus Alt-Österreich, wirklich die große Passion erleben und erleiden. Nicht ohne tiefere Bedeutung schließt ...Selbstanzeige seines 1927 bei Zsolay in Wien erschienenen Romans "Die Frau, nach der man sich sehnt": "Ist Liebe möglich? Ein großes starkes dauerndes Liebesgefühl? Fast alle meine Bücher haben sich mit dieser Frage befaßt. Die 'Liebe zweiten Ranges' habe ich in 'Franzi' beschrieben und den Umweg über das Böse in 'Räuberei'. (Daß mein Werk in zwei Kategorien, in historische und in Liebes-Romane zerfalle, ist eine jener vielen oberflächlichen Ansichten über meine Dichtung, die sich mit der Zeit wohl von selbst richtig stellen werden; denn der Grundzug in allem, was ich schreibe, ist streng einheitlich.) - In meinem neuen Buch lasse ich nun den Helden, einen Offizier aus Alt-Österreich, wirklich die große Passion erleben und erleiden. Nicht ohne tiefere Bedeutung schließt das Buch an Stendhals Grab. Ich finde, daß man seit Stendhal (und Flaubert) die Liebe, als die große, das ganze Leben ausfüllende Leidenschaft nicht mehr in der ihr angemessenen Weise zum Gegenstand der Dichtung gemacht hat [...]" - "Die Frau, nach der man sich sehnt" ist Max Brods erfolgreichster Liebesroman aus dem Jahr 1927 und wurde mit Marlene Dietrich verfilmt. Mit dem Roman um eine "femme fatale" erzählt Max Brod eine spannende Liebesgeschichte und erweist sich als Meister der Charakterzeichnung. - Wohl verfaßt für die Zeitschrift "Wiener literarische Signale", der Hauszeitschrift der Buchhandlung Moritz Perles.zzgl. Versandkosten
-
Verkauft
Brod, Max, Schriftsteller (1884-1968).
Eigenhändiger Brief mit Unterschrift „Max Brod“. Prag, Schalengasse 1, 24. XII. 1909 (Poststempel), Gr.-8° (21,5 x 14 cm). 2 Seiten. Doppelblatt. Mit eigenhändigen Umschlag.
An den Schriftsteller Erich Mühsam (1878-1934) in Berlin-Charlottenburg: "[...] ich danke für Ihre lieben Zeilen. Aber ich selbst bin nicht der rechte Mann zum Vorträge arrangieren. Ich habe keine Verbindungen in Prag und suche sie nicht, denn es ist eine sehr banausische Stadt. Ich lebe ohne Geselligkeit und ohne Vereine und sehr entfernt von Finanzleuten und Mäcenen. Nach mir selbst zu schließen, ist viel Interesse für Sie da. Das heißt: ich habe Interesse für Sie, ich schätze Ihren sehr eruptiven 'Krater', Ihre kraftvollen Verse. - Ob noch sonst viele Leute in Prag so wie ich denken, kann ich leider nicht beurteilen. - Das einzige, was ich für Sie tun kann, ist: Ihnen hiemit die Adressen der Schriftsteller angeben, die in Prag wirklich Einfluß haben und sich am öffentlichen ...An den Schriftsteller Erich Mühsam (1878-1934) in Berlin-Charlottenburg: "[...] ich danke für Ihre lieben Zeilen. Aber ich selbst bin nicht der rechte Mann zum Vorträge arrangieren. Ich habe keine Verbindungen in Prag und suche sie nicht, denn es ist eine sehr banausische Stadt. Ich lebe ohne Geselligkeit und ohne Vereine und sehr entfernt von Finanzleuten und Mäcenen. Nach mir selbst zu schließen, ist viel Interesse für Sie da. Das heißt: ich habe Interesse für Sie, ich schätze Ihren sehr eruptiven 'Krater', Ihre kraftvollen Verse. - Ob noch sonst viele Leute in Prag so wie ich denken, kann ich leider nicht beurteilen. - Das einzige, was ich für Sie tun kann, ist: Ihnen hiemit die Adressen der Schriftsteller angeben, die in Prag wirklich Einfluß haben und sich am öffentlichen Leben beteiligen: 1.) Dr. Hugo Salus [1866-1929 ...] 2.) Paul Leppin [1878-1945 ...] 3.) Verein der Schriftsteller 'Concordia' [...] 4.) Lese und Redehalle der deutschen Studenten [...] Ich bin ein geplagter Postbeamter, der sieben Stunden täglich im Büreau sitzt und nicht Zeit für seine primitivsten künstlerischen Bedürfnisse findet. - So sehr es mich freuen würde, Sie in Prag und bei mir als Gast zu sehen, - ich habe momentan drei Bretter vor dem Kopf, ich kann nichts unternehmen. Seien Sie deshalb nicht böse [...]" - Mühsams Gedichtband "Der Krater" war 1909 erschienen. Im selben Jahr zog er nach München-Schwabing. Hier gründete er die dem Sozialistischen Bund angehörenden Gruppen "Tat" und "Anarchist".zzgl. Versandkosten
-
Verkauft
Brod, Max, Schriftsteller (1884-1968).
Eigenhändiger Brief mit Unterschrift „Max Brod“. Tel Aviv, (Ende 1954), Fol. (28 x 18 cm). 1 Seite. Luftpost-Faltbrief mit Adresse. Absenderstempel..
An Frau A. Christoph in Dresden: "[...] Ich danke für Ihren Brief und das echte Gefühl, mit dem Sie am Grab Franzens [auf dem Neuen Jüdischen Friedhof Prag] standen. Die [hebräische] Inschrift habe ich mir zwar auch einmal abgeschrieben, kann sie jetzt aber nicht finden. Meiner Erinnerung nach lautet sie völlig formelhaft: Hier liegt der gelehrte junge Mann (bachúr) Doktor F. K. - Es war überdies durchaus im Sinne Kafkas, gemeinsam mit seinen Eltern begraben zu werden. Auch der Brief an den Vater zeigt ja seine große Liebe zu diesem Mann, der ihn (bei seiner Intelligenzstufe, trotz aller Klugheit) nicht verstehen konnte. Übrigens ist seine Mutter Julie in demselben Grab beigesetzt - nicht die Schwester - alle drei Schwestern Kafkas sind von den Nazis spurlos vernichtet, vergast, ...An Frau A. Christoph in Dresden: "[...] Ich danke für Ihren Brief und das echte Gefühl, mit dem Sie am Grab Franzens [auf dem Neuen Jüdischen Friedhof Prag] standen. Die [hebräische] Inschrift habe ich mir zwar auch einmal abgeschrieben, kann sie jetzt aber nicht finden. Meiner Erinnerung nach lautet sie völlig formelhaft: Hier liegt der gelehrte junge Mann (bachúr) Doktor F. K. - Es war überdies durchaus im Sinne Kafkas, gemeinsam mit seinen Eltern begraben zu werden. Auch der Brief an den Vater zeigt ja seine große Liebe zu diesem Mann, der ihn (bei seiner Intelligenzstufe, trotz aller Klugheit) nicht verstehen konnte. Übrigens ist seine Mutter Julie in demselben Grab beigesetzt - nicht die Schwester - alle drei Schwestern Kafkas sind von den Nazis spurlos vernichtet, vergast, verbrannt worden, auf Ottla. Es ist schön, daß das von Kafka ausgehende Licht durch Sie Verbreitung und Erläuterung findet [...]"zzgl. Versandkosten
-
Verkauft
Brod, Max, Schriftsteller (1884-1968).
Eigenh. Manuskript mit Namenszug „Max Brod“. Ohne Ort und Jahr [Tel Aviv, September 1954], Kl.-4° (21 x 15 cm). 4 Seiten auf 4 Blättern. Gelocht.
"Ein Geburtstagsgruß [...] Zum 65. Geburtstag, den Heinrich Eduard Jacob [Schriftsteller, 1889-1967] Mitte Oktober feiert, überkommt mich die Freude und die Notwendigkeit, dieses ausgezeichneten Mannes und Freundes zu gedenken, dessen Werk mich wesentliche Teile meines Lebens lang begleitet hat [...] Das Werk, - nicht der Mensch selbst, denn wir haben leider immer fern von einander gelebt. Auch der Briefwechsel war dünn. Und als wir einander endlich, nach Dezennien, neulich wieder begegneten, kam er aus Amerika, ich aus Asien; so weit hatte das Schicksal, unser früher gemeinsames Berlin-Prag-Wiener Schicksal, uns auseinandergerissen [...] Umgeben von Ewigkeit und Überraschungen ahnt man die unerschöpfliche Weite und Bedeutung des Daseins." Jacob gilt mit seinen kulturgeschichtlichen ..."Ein Geburtstagsgruß [...] Zum 65. Geburtstag, den Heinrich Eduard Jacob [Schriftsteller, 1889-1967] Mitte Oktober feiert, überkommt mich die Freude und die Notwendigkeit, dieses ausgezeichneten Mannes und Freundes zu gedenken, dessen Werk mich wesentliche Teile meines Lebens lang begleitet hat [...] Das Werk, - nicht der Mensch selbst, denn wir haben leider immer fern von einander gelebt. Auch der Briefwechsel war dünn. Und als wir einander endlich, nach Dezennien, neulich wieder begegneten, kam er aus Amerika, ich aus Asien; so weit hatte das Schicksal, unser früher gemeinsames Berlin-Prag-Wiener Schicksal, uns auseinandergerissen [...] Umgeben von Ewigkeit und Überraschungen ahnt man die unerschöpfliche Weite und Bedeutung des Daseins." Jacob gilt mit seinen kulturgeschichtlichen Büchern über Kaffee und Brot zu den Begründern des modernen Sachbuchs.zzgl. Versandkosten
-
Verkauft
Brod, Max, Schriftsteller (1884-1968).
Eigenhändiger Brief mit Unterschrift „Max Brod“. Ohne Ort [Prag], 19. I. 1907, Gr.-8°. 4 Seiten. Doppelblatt.
An Olga Salus (1874-1926), die Frau des Schriftstellers Hugo Salus (1866-1929) in Prag: "[...] Ich will Ihnen schon seit gestern für das außerordentliche Glück danken, dass Sie mir durch das 'Tagebuch der Goncourts' bereitet haben. Ich kann sagen, dass ich noch nie etwas mit solchem Eifer in einem Zug zu Ende gelesen habe. Gleich Abend, nachdem es mir die Schwester gebracht hatte. - Und seither habe ich's schon zwei Freunden vorgelesen, und sogar zu Hause beim Mittagessen in Teilen. - Dieses Buch hat mich ganz tief unten irgendwo aufgewühlt; ich werde Geld sammeln, um mir die vollständige Ausgabe französisch [...] zu verschaffen. Ich bin überzeugt, dass Sie genauso wie ich eine große Periode der Menschheit lebhaft aus diesen Seiten rekonstruiert haben, eine Periode, die ich jetzt ...An Olga Salus (1874-1926), die Frau des Schriftstellers Hugo Salus (1866-1929) in Prag: "[...] Ich will Ihnen schon seit gestern für das außerordentliche Glück danken, dass Sie mir durch das 'Tagebuch der Goncourts' bereitet haben. Ich kann sagen, dass ich noch nie etwas mit solchem Eifer in einem Zug zu Ende gelesen habe. Gleich Abend, nachdem es mir die Schwester gebracht hatte. - Und seither habe ich's schon zwei Freunden vorgelesen, und sogar zu Hause beim Mittagessen in Teilen. - Dieses Buch hat mich ganz tief unten irgendwo aufgewühlt; ich werde Geld sammeln, um mir die vollständige Ausgabe französisch [...] zu verschaffen. Ich bin überzeugt, dass Sie genauso wie ich eine große Periode der Menschheit lebhaft aus diesen Seiten rekonstruiert haben, eine Periode, die ich jetzt geneigt bin, für die größte der Dichtkunst überhaupt zu erhalten. - Ich habe seit einem Jahr kein Buch aus der deutschen Literatur gelesen (außer einigen Modernen) und sie erscheint mir im Vergleiche zur französischen lächerlich und geschmacklos, roh, borniert! Ich bedaure täglich, daß ich nicht Französisch schreibe. In der Sprache Flauberts hätte ich vielleicht alles sagen können, während ich in deutschen Sätzen immer um Plattitüden herumzugondeln das Gefühl habe. - Unlängst schlug ich einen deutschen Roman auf. Welch eine erbärmliche Prosa. Gleich auf der ersten Seite (von Kurd Lasswitz [1848-1910]) steht 'im fahlen Dämmer'. Das ist grammatisch vielleicht richtig, aber 'der Dämmer' klingt [...] wie eine Abendröte aus Salamischnitten oder so etwas. Und so etwas kann einem im Französischen nie passieren. Wie gepflegt und logisch und träumend dabei (diese drei Eigenschaften muß ein vollkommenes Kunstwerk haben, glaube ich) klingt jeder französische Satz. Aber diese Meister haben auch an ihrer Sprache gearbeitet wie Passagiere eines sinkenden Schiffes an den Pumpen. Gegen die Verrohung! Und immer zärtlich ... Diese Geschichte von Flaubert, daß ihn zwei Genitive hintereinander unglücklich gemacht haben, ist etwas Rührendes und Großes ... Ich lese jetzt seine Briefe. Er hat 20 Werke durchstudiert, um einen Satz richtig zu schreiben; von Sachlichkeit und Präzision erfüllt, wie er es immer verlangte. Er schreibt einen tadelnden Brief an Maupassant über eines von dessen Gedichten, in dem die Phrase avoir des ailes vorkommt: 'Avoir des ailes! Potztausend. Dieser Wunsch ist sehr verbreitet. - Dann Je voudrais, je voudrais ... Mit dieser Phrase kann man bis in alle Ewigkeit fortfahren, solange die Tinte reicht'. - Ich labe mich an solchen Kritiken und werde täglich überzeugter davon, dass nur das Neue schön ist! Und diese Goncourts! Wie haben sie das Neue geliebt. Es waren herrliche Vorkämpfer. Und sie fanden das Neue schön, ob es [...] eine japanische Bronce oder ein Dichter oder eine Dirne oder etwas ganz Unflätiges oder ein Witz war ... Ich liebe sie schon und ich beginne heute ihren Roman Germinie Lacerteux zu lesen. Wenn er sie interessiert, werde ich Ihnen ihn (beachten Sie das häßliche Deutsch! Diese Assonanz, gegen die ich in der Prosa vergeblich ankämpfe und die Flauberts Abscheu war!) bringen. Sie sagen sehr nette Dinge über meine Sophie. Hoffentlich haben Sie recht mit Ihrer guten Ansicht. Jetzt bin ich mitten in meiner großen Arbeit des Romans ['Schloß Nornepygge', 1908]. Er macht mich glücklich. Und ich bin ganz überzeugt, dass dieser für alle Zeiten stehn bleiben wird ... Nur macht er mich jetzt zum Einsiedler, ich drehe ohne Ende meine Perioden hin und her, bemühe mich um eine ganz phrasenlose Prosa und habe von all diesen Mühen den Kopf so bedrängt, daß ich fast 12 Stunden täglich schlafen muß [...]" - Seite 1 etw. angestaubt.zzgl. Versandkosten