Brod, Max, Schriftsteller (1884-1968).

200,00 

Maschinengeschriebener Brief mit eigenhändiger Unterschrift Tel Aviv, 19. I. 1954, Fol. (30 x 17 cm). 1 Seite. „Aerogramm“-Faltbrief mit Adresse.

Vorrätig

Beschreibung

An seine Cousine Steffi Glaser (Schwester von Willy Brod) in Montreal: „[…] Ich erinnere mich nicht, Dir geschrieben zu haben, dass die ‚Apostel gelogen haben‘. – Hätte ich das getan, so nehme ich es zurück, denn es wäre eine sehr irreführende und vergröbernde Ausdrucksweise. – Was ich meinte, ist Folgendes: In den Evangelien stehen historische Irrtümer, tendenziöse Varianten dessen, was einst geschehen ist. Die Evangelien sind ja keineswegs von den Männern geschrieben, deren Namen sie tragen, – sondern 100 bis 150 Jahre später auf Grund von Originalwerken in aramäischer Sprache […] Wahrscheinlich gehen alle auf einen gemeinsamen Bericht zurück, der vielleicht wirklich von Markus herrührt, aber nicht mehr vorliegt. Johannes trägt offensichtlich einen andern Charakter aus späterer Zeit, er ist von griechischer Philosophie […] beeinflusst. Aber die drei ersten Evangelien, die sogenannten Synoptiker, zeigen noch deutlich den ursprünglichen Charakter einer jüdischen Sekte. Bei der Niederschrift haben sich dann zahlreiche Einflüsse (gegen die orthodoxen Juden und vor allem für die Römer) geltend gemacht, die ursprünglich im wirklichen Bericht des Markus und Matthäus nicht gestanden haben können […] Das ist meine Meinung […]“