Album amicorum -, .

Stammbuchkassette des Karlsruher Geheimrates Fidel Baur aus Meßkirch und der Konstanzerin Louise Leiner (geb. Stark) aus St. Blasien. Dillingen, Feiburg, St. Blasien u.a., 1812-1829, Qu.-8°. Mit 12 tls. kolor. Beilagen. 76 Bl. Hldr. d. Zt..

Nicht vorrätig

Beschreibung

Bemerkenswerte Stammbuchkassette aus dem weiteren Umkreis der Revolution in Baden 1848, mit einer reizvollen „Ansicht der Stadt Dillingen von Mitternacht“ in Tuschfederzeichnung ausgeführt, gekonnt aquarelliert und voll signiert „C. Hartmann pinxit 1817“. Besitzer des mit zahlreichen Aquarellen, Zeichnungen, landschaftlichen Szenen, Freundschaftsaltären und floralen Motiven ausgestatteten Album amicorum waren Dr. Franz Fidel Baur (1796 -1861), Geheimer Hofrat in Karlsruhe, und Louise Leiner, geb. Stark (1808-1871), Tochter des Großherzoglichen Bezirksphysikus Johann Stark in St. Blasien und Ehefrau des Apothekers und Botanikers Franz Xaver August Leiner (1804-1846). Der Konstanzer kaufte 1844 wesentliche Teile der botanischen Sammlung des Josef Alois von Frölich, die den Grundstock für die botanische Sammlung der Universität Konstanz bildete und heute als sog. Leiner-Herbar im Bodensee-Naturmuseum in Konstanz aufbewahrt wird. – Franz Fidel Baur führte das Album von 1812 bis 1820 während seiner Ausbildungszeit am Königlichen Lyzeum in Dillingen und an der Albertina in Freiburg; die Louise Leiner gewidmeten Einträge stammen aus deren Schulzeit bis zur Hochzeit aus den Jahren 1826 bis 1829). Ihre Ehemann bildet das Bindeglied zwischen den beiden Stammbuchblattgruppen, hat er sich doch bereits 1817 bei Baur mit einer Zeichnung verewigt. Überhaupt sind die genealogischen Überschneidungen zwischen der Leinerschen und der Baurschen Familie vielfältig, so heiratete z.B. Louise Leiners einziger Sohn die Nichte Karolina Thekla Baur. Leiner (1830-1901) wiederum war Apotheker und Stadtrat und Gründer des Rosgartenmuseums in Konstanz. – Von besonderem Interesse sind die vielen Memorabilien, die auf den Rückseiten der Stammbuchblätter notiert wurden, ein bei lose in Kassetten eingelegten Stammbuchblättern eher seltenes Verfahren. Ins Stammbuch eingeschrieben hat sich u.a. Gebhard Gagg (1802-1866). Der gebürtige Konstanzer wurde 1839 Lehrer, später Direktor an der Bürgerschule in Offenburg. Weil diese Schule als Demagogennest galt, wanderte Gagg 1848 als Hochverräter ins Gefängnis. Sein Tagebuch zur Badischen Revolution gilt noch heute als eine wichtige historische Quelle. – Weitere Beiträger: Freiherr Ignaz von Rotberg, Großherzoglicher badischer Forstinspektor und Mitglied der badischen Ständeversammlung 1858; Anton Nokk (1797-1869), seit 1838 Direktor der Lyzeen in Bruchsal und Freiburg, 1848 Mitglied der 2. Badischen Kammer; Anton von Blarer (1798-1864), Schweizer Politiker und einer der führenden Mitglieder der Unabhängigkeitsbewegung der Landschaft Basel von der Stadt; Johann Karl Hartmann (1800-1864), seit 1836 „Medizinaldoktor und Bezirksphysikus“ in Donauwörth, ab 1839 Landgerichtsarzt in Kempten, dann Chirurg des Stiftsspitals und Vater des wichtigsten Wegbereiters der Theosophie im deutschsprachigen Sprachraum Franz Johann Baptist Hartmann; Kasimir König (1792-1858), Domkapitular und Synodal-Examinator am Bistum Augsburg; Lorenz Stempfle (1798-1844), Theologieprofessor in Dillingen, Verfasser einer Geschichte der Universität Dillingen und Stifter von über 1400 Büchern an die dortige Bibliothek; Joseph Dominik Brugger (1796-1865), Autor und katholischer Priester bis zum Kirchenaustritt 1846, anschließend Prediger der deutsch-katholischen Gemeinde in Heidelberg; Martin Riß (1792-1862? ), Professor in Dillingen von 1826-1854, zahlreiche Veröffentlichungen; Josef Buzorini (1799-1846), Justizsekretär in Ellwangen, Amtsrichter in Neresheim und ein früher Limesforscher. – Literatur: Eintrag Nr. 2 im Ehebuch St. Blasien für das Jahr 1829; Tatiana Sfedu, Museumsgründung und bürgerliches Selbstverständnis, Die Familie Leiner und das Rosgartenmuseum in Konstanz, Dissertation 2006; Schematismus der Geistlichkeit des Bistums Augsburg für das Jahr 1858, S. 5; Jahrbuch des Historischen Vereins Dillingen an der Donau Bd. 61/63, S. 69; ADB 23, 757; Wilhelm Weiß, Chronik von Dillingen im Regierungsbezirk Schwaben, 1861, S. 286.