Album amicorum, .

„Stamm-Buch“ (Rückentitel) aus Schillers Umfeld. Stuttgart, Dürrmenz, Kirchheim und Augsburg, 1782-87, Qu.-8° (20 x 13 cm). Mit 2 Tuschfederzeichnungen (eine in Rot). 30 Seiten mit Eintragungen. 209 mit Bleistift neu paginierte Seiten. Marmoriertes, geglättetes Kalbldr. d. Zt. mit Deckel- und Stehkantenbördüre sowie Rückenvergoldung, dreiseitiger Goldschnitt und Marmorpapiervorsätze (berieben, Rücken mit Wurmlöchlein).

Nicht vorrätig

Beschreibung

Der unbekannte Stammbuchhalter ist im Stuttgarter Umkreis von Schiller zu suchen, wie die Eintragungen von Schillers Zimmerwirtin Louise Dorothea Vischer (1751-1816) und seines Mitschülers, des Malers Viktor Heideloff (1757-1817) nahelegen. Mit wenigen Ausnahmen stammen alle Einträge aus Stuttgart. – Luise Dorothea Vischer, die sich am 17. September 1787 mit 8 Zeilen aus Goethes Gedicht „An Lottchen“ („Still und eng und ruhig auferzogen“) eingetragen hat, war 1781/82 Schillers Zimmerwirtin im Haus Eberhardstraße 63. Das Haus gehörte dem Karlsschullehrer Balthasar Haug. Schiller bezog dort als Untermieter am 1. Februar 1781 ein Zimmer mit Herd und eine Kammer. Hier vollendete er seine „Räuber“ und begann seinen „Fiesco“. Am 23. September 1782 flüchtete Schiller nach Mannheim. Nach der Überlieferung von Schillers Schwägerin Karoline von Wolzogen galten die schwärmerischen sechs Laura-Gedichte des 22-jährigen Schillers, die er in der „Anthologie auf das Jahr 1782“ veröffentlichte, seiner Wirtin Luise Vischer. Sie begleitete den Dichter auch auf seiner zweiten heimlichen Reise nach Mannheim 1782. – Victor Heideloff war Mitschüler Schillers an der hohen Karlsschule und später Theatermaler in Stuttgart. Von ihm stammt der hübsch illustrierte Beitrag auf S. 107. – Weitere Beiträger sind: Friedrich August Heyd (1749-1840), 1779 Prediger auf der Hohen Karlsschule und 1781 Diakon in Calw, Hauptmann Meinhardt, der bei den Württembergischen Dragonern als Regimentsadjutant diente, sowie die Karlsschüler Johann, Christian, Christian Heinrich und Nikolaus Wilhelm Liemann aus St. Petersburg, August Friedrich Hölder und Johann Conrad Reuß. Der Eintrag von C. Bayha erwähnt: „Just als sich unsere bekannte Hofdienst geendiget.“ Auf S. 13 schreibt „Höpfner, ein ehrlicher Schweizer“: „Die Mädchen sind die Quelle ünser Schmerzen | Voll Unschuld auf der Stirn, voll Schelmerey im Herzen […] Ach wär kein Mädchen doch auf Erden, | Wir würden alle seelig werden!“ – Die Tuschpinselzeichnung in Rot zeigt eine Klosteranlage. – Gegen Ende oben mit kleinem Feuchtigkeitsrand. Beilageblatt mit einer Menuettkomposition. – Vgl. Hinderer, Schiller und kein Ende, S. 139; Gebhardt S. 356 F., 295, 435 und 162 f.