Album amicorum, .

Stammbuch des Theologen und Dichters Heinrich Harries (1762-1802). Flensburg, Kiel, Schleswig, Göttingen, Leipzig u. a., 1779-1799, Qu.-8°. Mit 13 Bildbeiträgen in verschied. Techniken, 11 Blättern mit Noten und 83 Schriftbeiträgen. 230 (unregelmäßig und lückenhaft pag.) Seiten, 4 Bl. Register. Ldr. d. Zt. mit Deckelbordüre und dreiseitigem Goldschnitt (bestoßen und beschabt).

Nicht vorrätig

Beschreibung

Interessantes Stammbuch des Flensburger Theologen und Dichters Georg Harries, das ihn auf seinen Lebensstationen begleitete: von der Pensionatsschule seines späteren Schwiegervaters Christian August Valentiner in Boren (3 Eintragungen) über die Studienjahre in Kiel 1780-81 (16 Eintragungen) und Göttingen 1782-84 (10 Eintragungen) zurück nach Flensburg (22 Eintragungen), auf seinen längeren Bildungsreisen nach Berlin, Leipzig, Dresden (12 Eintragungen) und London (6 Eintragungen) bis hin zu seiner Pfarrstelle in Brügge (2 Eintragungen). – Harries‘ „rege Wirksamkeit auf schriftstellerischem und musikalischem Gebiet“ zeigt sich in bedeutsamen musikalischen Eintragungen, darunter eine unbekannte doppelseitige Komposition des 12-jährigen Johann Nepomuk Hummel (1778-1837), der als musikalisches Wunderkind mit seinem Vater Europa bereiste und im Februar 1790 in Flensburg konzertierte. Ein Frühwerk des junges Talentes: Hummel hat das Lied „Auf, hinauf, zum Sternenfeld“ nach einem Text von Harries mit Klavierbegleitung in das Stammbuch eingetragen und Harries gewidmet. Auch der Flensburger Musikdirektor Karl Hanke (1749-1803) hat sich mit einer 2 1/2-seitigen Komposition verewigt: „Willkommen auf der Freyheit“, ebenso der Altonaer Organist Andreas Sabelon. Erwähnenswert sind darüber hinaus die Eintragungen von Harries‘ Ehefrau Ida Valentiner und seines Jugendfreundes und späteren Herausgebers Gerhard Holst, der ein längeres Gedicht über 2 Seiten ins Stammbuch schreibt. Als Schriftsteller kam Harries in Kontakt mit bedeutenden Verlegern wie Johann Friedrich Hammerich (1763-1827) aus Altona oder Johann Fiedrich Hartknoch (1740-1789), dem Verleger Immanuel Kants, und dessen gleichnamigem Sohn (1769-1819). Unter den zeichnerischen Beiträgen ragt ein Blatt des Architekten und Malers Carl Daniel Voigts (1747-1813) hervor: eine duftig aquarellierte Bleistiftzeichnung mit einem musizierenden Engel und Amor: „Der hat gut tanzen, dem das Glück aufspielt“. Voigts war später städtischer Zeichenlehrer in Kiel und schuf Porträts und Ansichten. – Als Musiker, Komponist und Schriftsteller war Harries maßgeblich an der Neuordnung des öffentlichen Musiklebens in Schleswig-Holstein beteiligt, er hielt enge Verbindungen zu gastierenden Schauspielgesellschaften, verfasste den Prolog zur Eröffnung des Flensburger Theaters, schrieb 1790 ein Preislied auf den dänischen König Christian VII. (das als „Heil Dir im Siegerkranz“ populär wurde) und war Redakteur des neu gegründeten „Flensburgschen Wochenblats für Jedermann“. – Aus unserem Album sind mehrere Blätter entfernt worden, nach Abgleich mit dem Register fehlen 16 Eintragungen eher unbedeutender Beiträger, 14 Namen im Register haben keine Seitenzahl und sind wohl gar nicht realisiert worden. – Zu Harries vgl. Host Windmann in: Biographisches Lexikon für Schleswig-Holstein, B. XI, S. 154-56 (dort weitere Literatur), ADB, NDB, Goedeke V, 436 f. und VII, 376. – Etwas fingerfleckig und mit leichten Gebrauchsspuren.