Album amicorum, .

„Buch der Freundschaft für Daniel Kriebel 1795“. Jena, Schnepfenthal, Eperies, Preßburg, Prag, Budapest, Wien u.a., 1794-1806, Qu.-8°. Mit 2 lavierten Tuschzeichnungen, 2 montierten Scherenschnitten, 1 Bleistiftzeichnung und 2 Rötelzeichnungen. Ca. 173 Blatt mit 210 Eintragungen. Neueres rotes Ldr. mit schwarzem Ldr.-Rückenschild.

Nicht vorrätig

Beschreibung

Inhaltsreiches Stammbuch mit Bezügen zu dem großen Pädagogen und Jugendschriftsteller Christian Gotthilf Salzmann und der von ihm 1784 in Schnepfenthal bei Gotha zusammen mit Johann Christoph Friedrich Guts Muths begründeten philanthropischen Erziehungsanstalt. – Salzmann selbst schrieb am 12. V. 1799 ganz im Geist der Aufklärung in Kriebels Stammbuch: „Ihr werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch frey machen.“ Zahlreiche Eintragungen vom selben Tag aus Schnepfenthal lassen auf eine engere Verbindung Daniel Kriebels zu Salzmann und dessen Umkreis schließen. So etwa zu Jakob Glatz, der sich auch am 12. Mai eintrug und wie Salzmann als Pädagoge und Jugendschriftsteller berühmt wurde. Glatz, der mit Salzmann seit 1794 brieflich in Kontakt stand, studierte auf dessen Anraten 1796 bei Fichte in Jena und wirkte dann auf Einladung Salzmanns als Erzieher in Schnepfenthal. 1799 veröffentlichte er in Gotha die „Freymüthigen Bemerkungen eines Ungarn über sein Vaterland“, die wegen ihrer mutigen Kritik in Ungarn auf den Index verbotener Bücher gesetzt wurden. Glatz scheint auch mit Kriebel befreundet gewesen zu sein, über den er 1805 in „Der Wiener Jugendfreund“ einen Nachruf veröffentlichte: „Auf den Tod des Prof. Daniel Kriebel in Eperies“. – Ebenfalls am 12. Mai 1799 verewigte sich Christian Ludwig Lenz im Stammbuch, der nach Studium und Lehrertätigkeiten in Gera, Jena, Leipzig und Dessau 1787 nach Schnepfenthal berufen wurde, wo er mit Salzmann in engere Beziehungen trat und dessen älteste Tochter heiratete. Weitere Einträge aus Schnepfenthal vom 12. Mai 1799 stammen von Johann Gottlob Alberti und Georg Christian Weißenborn, beide Lehrer an Salzmanns Schule, sowie u.a. von Christian Ludwig Lenz, W. (?) Salzmann und Kriebels ungarischem „Landsmann“ Andreas Stolka. – Ende 1783 erwarb Salzmann mit Hilfe Herzog Ernsts II. von Sachsen-Gotha Gut Schnepfenthal in der Nähe von Gotha und eröffnete 1785 seine philanthropische Lehranstalt. Salzmann gelang es, jüngere Erzieher nach Schnepfenthal zu holen, darunter Weißenborn und Glatz, die „später selbst bedeutende Erzieher und Schriftsteller wurden“. Zahlreiche Fürstensöhne wurden in Schnepfenthal erzogen, das „zu einem begehrten Reiseziel“ (Ewers) wurde. 1786 besuchte auch Goethe in Begleitung von Wieland die damals moderne, aufklärerische Bildungsanstalt. – Ferner zahlreiche Eintragungen aus Jena im selben Zeitraum, etwa von zwei Buchhändlern: Christian Heinrich Walz (7. IX. 1799), bei dem sich die unter Knappheit leidenden Studenten auch Geld leihen konnten, und Johann Bernhard Müller aus Rinteln. – Der Stammbuchhalter Daniel Kriebel (gest. 1804) wirkte als Schriftsteller („Teutsche Gedichte“) und Professor am Evangelischen Gymnasium im ungarischen Eperies (heute Presov), woher eine weitere große Anzahl von Stammbucheinträgen stammt, zum Beispiel von Johann Samuel Gertinger, Apotheker in Eperies und Mitarbeiter des „Patriotischen Wochenblattes für Ungarn“, Matthias Sennovitz, wie Kriebel Lehrer am evangelischen Gymnasium und Mitglied der ungarischen Gesellschaft für Botanik und Andreas Kralowansky, der in Jena 1789 mit einer mathematischen Dissertation promoviert hatte. – Die Illustrationen zeigen Freundschaftsdenkmäler und zwei hübsche ländliche und galante Szenen. – Vgl. Hans-Heino Ewars und Luise Siegling in: Lexikon der Kinder- und Jugendliteratur, Bd. 2, S. 447 f. und Bd. 3, S. 250 ff.; Der Wiener Jugendfreund, oder: monatliche Unterhaltungen für die Jugend. 2 Bde. Wien, 1805; Sandra Salomo, Die Ökonomie des knappen Geldes: Studentische Schulden in Jena 1770-1830; Sirges, Die Bedeutung der Leihbibliothek für die Lesekultur in Hessen-Kassel 1753-1866, S. 480. – 2 Blatt mit kleinen Einrissen, sonst gut erhalten.