Annunzio, Gabriele d‘, Schriftsteller (1863-1938).

Eigenhändiger Brief mit Unterschrift Ohne Ort [Gardone Riviera, Villa Carnacco], 29. IV. 1923, Gr.-4°. 3 Seiten auf 3 Blättern. Bütten mit Wasserzeichen und Devise „Per non dormire“.

Nicht vorrätig

Beschreibung

Ein weiterer erstaunlicher Brief an die 1914 durch die Kiegsfolgen vertriebene und enteignete Vorbesitzerin von d’Annunzios Villa (dem heutigen „Vittoriale“) Daniela Thode, die wiederholt versuchte, nach dem Krieg wenigstens einige Erinnerungsstücke zurückzuerhalten. Bisher nicht bekannt war, dass sie sich auch persönlich an d’Annunzio gewandt hat, um einzelne Gegenstände zurück zu erhalten. Offenbar reiste sie dazu sogar nach Gardone und wurde von d’Annunzio nach einer wortreichen Entschuldigung wegen seiner Arbeitsbelastung und Zurückgezogenheit zum Mittagessen eingeladen, um mit ihm über alte Zeiten und „Grosse Geister“ – womit wohl Richard Wagner gemeint war – zu plaudern: „Veuillez me pardonner, Madame, ce retard involontaire. Je n’ose pas même invoquer votre indulgence, car je sais qu’il est bien difficile de l’obtenir pour une telle dévotion – presque farouche – à l’oeuvre vivante. Depuis un mois je travaille quinze heures chaque jour; et je ne peux lire ni lettres ni journaux ni télégrammes; et je ne sais rien de rien. Je suis un ascète. En ce moment, mon ordonnance me dit que vous êtes ici depuis quelques jours! Il profite d’une courte trêve. Quel dommage! J’aurais tant aimé à causer, avec vous, des Grands Esprits, que nous aimons et nous révérons, à l’ombre des arbres fleuris. Voudriez-vous fraternellement partager mon repas franciscain, demain, à midi et 1/2? En ce cas, je pourrais envoyer l’auto vous prendre. Merci. Pardonnez-moi. Je yous baise les deux mains […]“ – D’Annunzio, der die vormals von Daniela und Henri Thode bewohnte Villa 1921 mit allem Mobiliar vom italienischen Staat zur Miete und 1923 als Eigentum übernommen hatte, wurde dadurch Besitzer von Thodes Bibliothek, einem Flügel Liszts, von Teppichen, Bildern etc., die bis heute in Gardone zu sehen sind. Daniela Thode versuchte bis zu ihrem Tod mit gerichtlichen Schritten gegen die Beschlagnahme der Villa vorzugehen, hatte aber nur geringen Erfolg. – Beiliegend zwei kleine Fotografien des noch schrottreifen Schiffs „Puglia“, dessen Buch d’Annunzio in seinen Garten einbauen ließ, ein Kartonauschnitt mit d’Annunzios Siegelabschlag sowie ein Handzettel zu einem Taubenschießen in Gardone unter Teilnahme d’Annunzos.