Bartók, Béla, Komponist (1881-1945).

Eigenhändiger Brief mit Unterschrift Wien, 17. XII. 1931, Fol. 1 1/2 Seiten.

Nicht vorrätig

Beschreibung

Inhaltsreich und unveröffentlicht, politisch brisant und in einer delikaten finanziellen Angelegenheit. An ein befreundetes Ehepaar: „[…] die wirtschaftliche Lage ist bei uns, wie Sie wohl wissen, so unsicher, dass ich womöglich meine künftigen Einkünfte aus dem Auslande in einem weniger unsicheren Land aufbewahren möchte […] dürfte ich Ihnen von Zeit zu Zeit kleinere Beträge (gelegentlich meiner Konzertreisen) überweisen lassen, die Sie dann in einer guten Bank legen und für mich bewahren würden? Es tut nicht, wenn auch die Einlagen niedriger (oder vielleicht garkeine) Zinsen tragen, auch können dieselbe auf 1 Jahr gebunden (? lekötve) sein. Wenn ich dann später eventuell dieselben oder einen Teil davon brauche, würden Sie den Betrag mir zukommen lassen? Da wir zur Zeit eine (allerdings schwer durchführbare) Briefzensur haben, schreibe ich Ihnen über diese Angelegenheit aus Wien; ich bitte Sie, Ihre Antwort auf meine Adresse in Budapest (Kavics u. 10) zu richten und mir vorsichtig diesbezüglich nur soviel zu schreiben, ob Sie geneigt wären, mir in dieser Angelegenheit zur Hilfe zu sein. – Wir leben in grosser Unsicherheit, und wer noch Pengö’s hat, versucht durch Einkäufe deren loszuwerden. Diese Zustände sind freilich nur teilweise, der Verschwendungssucht unserer Regierung zuzuschreiben; leider werden selbst noch heute von unseren leitenden Personen unverzeihliche Missgriffe begangen […]. Inzwischen habe ich eine Reihe von Duetten für 2 Violinen über Volkslieder geschrieben […]“. – Dieser Brief nicht in den deutschen und ungarischen Ausgaben von János Demény (Briefe 1973 und Levelei 1976). Am selben Tag schrieb Bartók laut Demény von Budapest aus auch an Schott’s Söhne in Mainz, er scheint also für den hier vorliegenden Brief, vorbei an der von ihm erwähnten ungarischen Zensur, extra nach Wien gefahren zu sein. Erwähnt werden am Schluss Bartóks Duette für 2 Geigen, die in Erich Dofleins Publikationen „Das Geigen-Schulwerk“ und „Spielmusik für Violine“ 1932 erstmals erschienen. – Briefe von Bartók in deutscher Sprache, zumal politischen Inhalts, sind außerordentlich selten.