Brod, Max, Schriftsteller (1884-1968).

Eigenhändiger Brief mit Unterschrift Tel Aviv, 31. V. 1946, Gr.-8° (22 x 14 cm). 2 Seiten. Gelocht.

Nicht vorrätig

Beschreibung

An den Pegasus Verlag in Zürich: „[…] von allem besten Dank für Ihre Bücher über den Staat […] Dostojewski wird von seiner schrecklichsten Seite gezeigt, was aber auch belehrend ist. Denn die Wahrheit über einen Mann, sei sie noch so abstoßend, muß letzten Endes, da sie Wahrheit ist, gute Folgen haben. Auch für Ihren Brief besten Dank. Mein Buch über Kafka (‚Krisis der Seelen‘) ist ins Stocken gekommen, vor allem deshalb weil ich meine ganze Zeit der neuen 10bändigen Kafka-Ausgabe widme, die bei Schocken in New York erscheinen wird. – Hätten Sie in ihrem Brief etwa in dem Sinne geschrieben, daß sie dringend eine Herausgabe dieses kleinen Buches wünschen, so hätte ich wohl die vorhandenen Skizzen ausgearbeitet. Sie schreiben aber, daß es nicht verlockend ist (unter den heutigen Umständen) und willigen gleichsam nur aus Gefälligkeit ein, dieses Buch herauszubringen, – das hat mich natürlich nicht ermuntert. Und etwas Ermunterung hätte ich wohl gebraucht, um dies Buch zu vollenden; denn ich bin ja mit anderer Arbeit überhäuft. So habe ich es denn vorläufig wieder liegen gelassen. Ich will nur noch bemerken, daß mich nicht Ihre Honorarbedingungen abgeschreckt haben. Ich hätte sie so, wie sie sie vorgeschlagen, akzeptiert; denn an Geld liegt mir nichts. Mein Freund Karl Seelig in Zürich, den sie gewiß kennen, ist so liebenswürdig, sich um meine Schriften zu kümmern zu wollen. Er weiß auch, was ich in den letzten Jahren geschrieben habe, nämlich ein großes politisch-theologisches Buch ‚Diesseits und Jenseits‘, – dem ich eine große Bedeutung zumesse. Es knüpft an Plato, Novalis, Kierkegaard, Goethe und Kafka an – es wendet sich gegen Nietzsche, Spengler, Dilthey – nebenbei auch gegen Karl Kraus, dessen Ich-Besessenheit ich immer abgelehnt habe und den ich in Ihrem Verlag überschätzt finde […]“ – Der verlegerische Außenseiters Gregor Müller gründete 1944 in Zürich seinen Pegasus-Verlag.