Dörpfeld, Wilhelm (aufteilen), Archäologe (1853-1940).

6 eigenhändige Briefe u. 8 Postkarten mit Unterschrift; 1 Umschlag; 1 Porträtphotographie 15 x 10,5 cm. Berlin und Athen, 2. III. 1892 bis 30. VIII. 1919, 8°. Zus. ca. 20 Seiten..

Nicht vorrätig

Beschreibung

An Frau Emma Roß. I. (20. XII. 1908): „[..] Ich möchte nicht unterlassen, Ihnen im Namen meiner Collegen bestens zu danken für den liebenswürdigen Brief, den Sie uns zu schreiben die Güte hatten. Ich nehme an, daß Her Prof. Robert Ihnen freundlichst unsere Reden mitgeteilt und auch aus den Zeitungsberichten etwas über die Feier erzählt hat. Die versprochenen Photographien kann ich Ihnen leider noch nicht schicken, habe aber, da ich morgen auf 14 Tage nach Olympia und Leukas reise, Auftrag gegeben, daß man Ihnen und Herrn Prof. Robert Bilder der Büste zuschickt, sobald sie fertig sind. Die Verzögerung ist durch Krankheit unsers Photographen veranlaßt. Die Feier verlief in der Tat sehr schön und war es nur schade, daß Sie selber […] nicht persönlich an der Feier teilnehmen konnten. Wenn es mir eben möglich ist, werde ich im Sommer nach Halle kommen, um Prof. Robert zu besuchen. Ich werde dann nicht unterlassen, auch Ihnen einen Besuch abzustatten, um Ihnen mündlich von der Feier zu berichten. Sie werden dann einen Mann kennenlernen, der zu den wärmsten Verehrern Ihres verstorbenen Gatten gehört, der ihm aus Überzeugung auch auf den Gebieten folgt, wo die meisten Archäologen ihn nicht folgen wollen. Es ist nicht die Kritik an der Überlieferung, die Roß verwarf und ich mit ihm, sonder nur die moderne Hyperkritik. Darüber könnte ich Ihnen viel erzählen. […]“ – II. (19. I. 1909): „[…] Ich hatte Ihnen die Photographie der Büste Ihres Gatten in Aussicht gestellt. Die Aufnahme war leider nicht geraten. Da aber unser Photograph erkrankt ist, so schicke ich Ihnen zunächst die schlechten Bilder, behalte mir aber vor, Ihnen später bessere Aufnahmen zu senden. […]“ – III. An Kern u. Pernice.(2. III. 1892): „Verehrte Peloponnes-Reisende! Ihnen für Ihre Nachrichten bestens dankend, sende ich Ihnen beifolgend alle für Sie bis heute angekommenen Briefe. Die Offiziere sind am Montag angekommen. Von den Ausgrabungen nichts Neues; die […], d.h. die Mündungen sind noch immer nicht gefunden. […]“ – An Otto Kern. IV. (1. IV. 1911): „[…] Ich will nicht unterlassen, Ihnen mitzuteilen, daß meine Gesundheit wiederhergestellt ist und ich übermorgen nach Griechenland reisen werde. Ich hatte gehofft, daß ich Sie und Robert auf dieser Reise in Halle besuchen könnte. Leider aber ist es mir nicht möglich. Dadurch daß mein Sohn sich in den letzten Tagen entschlossen hat, sein Fähnrich – Examen zu machen und Ofizier zu werden, habe ich so viel zu tun, daß ich meine Abreise bis zur letzten Stunde hinausgeschoben habe. Hoffentlich gelingt es mir im Sommer, den beabsichtigten Besuch in Halle auszuführen. Schon im Juni kehre ich von Athen zurück, um in Karlsbad eine Cur durchzumachen. […]“ – V. – XII.- 8 Postkarten. D. schreibt von Besuchen u. Absichten, aber z.B. auch von Ableitung griechischer Worte vom Semitischen; von Arbeiten in Salamis, Kerkyra, dem wohl wichigsten Seeweg nach Westen, einer Halbinsel auf Korfu, vom Mauern aus Luftziegeln mit Lehmmörtel, über frühere Namen der Insel Salamis und den Unbillen des Weltkrieges. – XIII. (14. VIII. 1919): Meinen Versprechungen gemäß sende ich Ihnen anbei ein Autogramm unseres früheren Kaisers, das er auf der Höhe der Freier-Insel (Arkudi) 1908 geschrieben hat. Ich habe zugleich meinen Namen darüber gesetzt, so haben Sie auch ein Autogramm von mir. Als Drucksache sende ich Ihnen ferner die 3 ersten Briefe von Leukas; ich habe auch vom 2. und 3. Briefe noch je ein Exemplar gefunden. – Wenn Sie Robert sehen, bitte ich ihn zu grüßen und ihm zu sagen, daß es mir eine große Freude war, mit ihm mehrere Fragen zu besprechen. Da wir unser Gespräch bei Ihrer Ankunft abbrachen, so habe ich, wie mir nachträglich einfiel, noch folgende Punkte ihm zu sagen vergessen, die Sie ihm vielleicht gütigst noch mitteilen können. 1.) Daß für die Gleichsetzung der Gorgo mit der Sonne noch der Umstand spricht, daß Perseus die Gorgo nicht anschauen kann, nur im Spiegel kann er die Sonne ansehen; 2) Schon Lalling hat in seiner Dissert. De Medusa, Göttingen 1871 bewiesen, daß die Gorgo ursprünglich die Sonne ist; 3) Den Kult zur lebenden Sonnenscheibe suchte derselbe Amenophis IV in Aegypten zu einzigen Religion zu erheben, der auch die Mykenische Kunst bevorzugt; 4) Den Gedanken, daß Gorgo die Sonne sei, habe ich in gemeinsamer Arbeit mit unserem früheren Kaiser gefaßt; es hat uns beiden dies Ergebnis unserer gemeinsamen Arbeit große Freude gemacht. […] Können etwa folgende Darstellungen der Gorgo noch phönikisch sein? (noch nicht griechisch) 1) Die Bronzeplatte eines Wagens von Perugia, veröffentlicht in den Antiken Denkmälern des Instituts. 2) Das Gefäß von Chiusi mit Gorgo, Perseus, Athene, Hermes etc. Die Aruskische Kunst war streng geomtr. Im 10. und 9. und 8. Jahrh. war dort phönik. Import; der griech. Import kam erst von 700 ab. Die Schwänze auf beiden obigen Darstelungen bezeichnen den Okeanos. Ebenso die beiden Löwen und die beiden Seepferde auf der Bronze. Die Löwen der letzten gleichen denen des Löwentores, die ich ja auch für phönikisch halte.“ – XIV. (30. VIII. 1919): „[…] Wenn ein Gelehrter an seinem Lebensabend, wie es natürlich ist, das geleistete Tageswerk überblickt, dann tut es ihm wohl, von Fachgenossen zu erfahren, daß sein Wirken nicht ganz vergeblich gewesen ist, sondern auch Samen gesät hat, der gut gedeiht und bereits Früchte trägt. Solche Mitteilungen sind ihm besonders willkommen, wenn er von anderen Fachgenossen und zwar von Führern auf archäol. und philolog. Gebiete nicht nur bekämpft, sondern als Verächter der Wissenschaft an den Pranger gestellt wird. Wie das mutige Eintreten für mich von Koepp, so hat auch Ihre wohlwollende Anerkennung mir neuen Mut verliehen, meine Arbeiten in der bisherigen Weise fortzusetzen und ohne Vorurteil nach der Wahrheit zu forschen. Es würde mir sehr lieb sein, wenn ich gerade die Fragen, die Sie beherrschen, weiter mit Ihnen besprechen könnte, die Fragen der griechischen Götter. Ich meine damit nicht die Einzelfragen, die ich nicht beherrschen kann und will, sondern die allgemeinen Fragen, zu denen mich meine Studien hingeführt haben: Welche Götter haben die Griechen aus ihrer nördlichen Heimat mitgebracht? Welche fanden sie bei den Urbewohnern vor? Welche sind von den Phonikiern aus den Osten mitgebracht worden, als sie Faktoreien und Kolonien in Griechenland gründeten? Die Beantwortung dieser Fragen ist besonders abhängig von der Beurteilung der homerischen Gedichte. Lassen diese sich wirklich, wie ich glaube, als Gesänge der achäischen Griechen des 12. Jahrhunderts nachweisen, so sind sie eine erstklassige Quelle zur Bestimmung der griech. Urreligion, also zur Beantwortung der ersten der drei Fragen. Dabei sollten auch Sie versuchen, über Homer ins Klare zu kommen und hier ohne Vorurteil nach der Wahrheit zu forschen. Es würde mir eine große Freude sein, die ganze Homerfrage einmal mit Ihnen und einem Philologen durchsprechen zu können, nachdem Sie sich darauf vorbereitet haben. Denn ich möchte Sie nicht überreden, sondern überzeugen und möchte auch selbst die Gründe kennen lernen, die gegen meine Auffassung vorgebracht werden können. Die Homerfrage ist wirklich eine Grundfrage für alle Gebiete der Altertumswissenschaft und sollte daher durch gemeinsame Arbeit von Kennern der verschiedensten Gebiete ernstlich studiert und zur Lösung gebracht werden. Jetzt herrscht auf diesem Gebiet eine veraltete Orthodoxie, die durch die Resultate der Ausgrabungen sich nicht belehren lassen will und jeden mit dem Bannstrahl zu erschlagen sucht, der sich der orthodoxen Lehre nicht unterwirft. Nahmen Sie, bitte, die Homer-Frage vor und teilen mir dann mit, wann ich Sie besuchen und mit Ihnen über Homer sprechen darf. Gerade für Ihr besonderes Arbeitsgebiet können Sie durch den Homer eine wertvolle und sichere Grundlage gewinnen. […]“ Nach dem Studium an der Berliner Bauakademie nahm D., Sohn von Friedrich Wilhelm ® D., durch Vermittlung Friedrich ®Adlers 1877 an den deutschen Ausgrabungen in Olympia teil. Seit 1882 gehörte er dem Deutschen Archäologischen Institut in Athen an und war 1887-1911 dessen Erster Sekretär. D. leitete zahlreiche Ausgrabungen, zum Teil in Zusammenarbeit mit ®Schliemann. Bahnbrechende Entdeckungen in Troja und Olympia gehen auf D. zurück; seine Thesen über den Ursprung und den zeitlichen Ansatz der mykenischen Kultur erwiesen sich allerdings als falsch. Er war maßgeblich an der Entwicklung systematischer Grabungsmethoden beteiligt. 1921-24 lehrte er als Honorarprofessor in Jena. Zu seinen Hauptwerken zählt Alt-Olympia (2 Bde., 1935).