Feininger, Lyonel, Maler (1871-1956).

Eigenhändiger Brief mit Unterschrift Dessau, 26. VII. 1931, 4°. 4 Seiten. Doppelblatt mit gedrucktem Briefkopf „Lyonel Feininger Dessau“ und eigenh. adressiertem Umschlag.

Nicht vorrätig

Beschreibung

Interessanter Brief an den Dresdener Kunsthändler Rudolf Probst (1890-1968), über das künstlerische Selbstverständnis und Schaffen in politisch schweren Zeiten sowie über die Galerie Neue Kunst Fides: „[…] Tief ergriffen hat mich die Nachricht Ihrer und der Kunstvertretung in Dresden gefährdeten Lage; in einer Zeit wie der heutigen, wo einfach das ganze bürgerliche Wohl auf so gedrückter Ebene liegt, wage ich’s kaum, danach zu fragen, wie es auf unserem Sondergebiet steht und welche Aussichten für die nächste Zeit bestehen, dass es besser werden könnte. Es war mir in den schwersten Jahren noch immer bewusst, dass es uns noch verhältnismässig recht gut ergangen war und ich habe niemals aufgehört, den Satz zu verfechten, dass die Zeiten noch immer zu ertragen seien und dass im Besonderen wir uns glücklich schätzen konnten, dass wir unser Auskommen hatten und ich, ohne zu grosse Sorgen belastet, weiter frei schaffen durfte. Jetzt aber muss man mit dem Träumen ein Ende machen. Bleibt die Pflicht, trotz allem, ‚frei‘ zu schaffen, und weder rechts noch links vom Weg abzuirren. […] Verhasste Selbstsucht, die aber letztendendes Bedingung für das Gelingen ist!! und andere zu beglücken vermag, so dass sie dem ‚Künstlerungeheuer‘ rührendsten Dank entgegenbringen! […]“. – Probst, der als einer der ersten mit den Werken der Bauhaus-Künstler handelte, gründete 1923 in Dresden die Galerie Neue Kunst Fides, die sich u.a. den Werken Noldes, Feiningers, Klees, Kandinskys und Moholy-Nagys widmete. 1928 geriet die Galerie in eine wirtschaftliche Notlage, musste im Februar 1932 in kleinere Räume umziehen. Im Mai 1933 wurde Probst von der SA aufgefordert, die Kunstwerke der Galerie innerhalb von 24 Stunden zu vernichten. Auch wenn Probst seine Bestände in Sicherheit brachte, zwang ihn die SA, die Galerie im Herbst 1933 endgültig zu schließen.