Friedell, Egon, Schriftsteller (1878-1938).

3 eigenhändige Briefe mit Unterschrift Kufstein, 11. IV. bis 22. VII. 1937, Kl.-4°. Zus. ca. 3 1/2 Seiten. Gelocht.

Nicht vorrätig

Beschreibung

An den Schriftsteller und Kritiker Lutz Weltmann (1901-1967) in Berlin, wegen Besprechungen im „Berliner Tageblatt“. – I. (11. IV. 1937): „[…] Ihre ausgezeichnete Besprechung, die mich riesig gefreut hat, ist mir noch in sehr guter Erinnerung. Ich lasse Ihnen jedenfalls durch den Verlag ein Exemplar zugehen und wäre natürlich sehr gespannt auf den Eindruck, den Sie von diesem wesentlich anders angelegten Werk haben werden. Wegen einer eventuellen Besprechung möchte ich Sie aber bitten, sich gütigst vorher mit mir in Verbindung zu setzen […]“ – II. (24.5.1937; Bleistift): „[…] vielen Dank für Ihren Brief und den interessanten Artikel. Im übrigen wiederhole ich, daß Sie auf mich nicht die geringste Rücksicht zu nehmen brauchen, ich bin da wirklich gar nicht empfindlich. Auch möchte ich nicht, daß sie aus diesem Grund auf eine Einnahmsmöglichkeit verzichten. Ein Zitat aus meinem Brief halte ich aber nicht für angebracht, da man über so grundlegende Fragen sich in dieser Form nicht in einem Privatbrief äußern kann, der im Empfänger Verständnis von vornherein voraussetzt, aber nicht in der Öffentlichkeit, die alles mißversteht. Ich bin gerade mitten in der Arbeit, weshalb ich Sie die Kürze und Verspätung meiner Antwort zu entschuldigen bitte […]“ – III. (22. VII. 1937): „[….] in Eile für heute nur vielen Dank für die Besprechung. Sie ist die weitaus beste, die ich bisher gehabt habe, ich meine natürlich der Qualität nach. Wundere mich, dass man sie gebracht hat. Wirklich ganz vorzüglich. So eine Freude hat man selten […]“ – 1936 war der erste Teil (Ägypten und Vorderasien) der „Kulturgeschichte des Altertums“ im Helikon-Verlag in Zürich erschienen. Ende 1937 wurden Friedells Werke im Nationalsozialistischen Deutschland beschlagnahmt. Im Februar 1938 wurde die „Kulturgeschichte“ schließlich verboten. Nach Österreichs „Anschluss“ schrieb Friedell am 11. März 1938 an Ödön von Horvath: „Jedenfalls bin ich immer in jedem Sinne reisefertig“. Am 16. März 1938 erschienen gegen 22 Uhr zwei Männer der SA vor seinem Haus, um ihn abzuholen. Während sie mit seiner Haushälterin diskutierten, nahm sich Friedell das Leben, indem er aus dem Fenster sprang. – Sehr selten.