Geibel, Emanuel von, Schriftsteller (1815-1884).

Eigenhändiger Brief mit Unterschrift „Ludwig Horst“ sowie mit 11 eigenh. Gedichtmanuskripten. Lübeck, 18. X. 1832 (Poststempel), Gr.-4°. 3 Seiten. Mit Adresse.

Nicht vorrätig

Beschreibung

Wichtiges literaturgeschichtliches Dokument für die erste Gedichtveröffentlichung des erst 17-jährigen Schülers am Katharineum. – An Adelbert von Chamisso in Berlin: „[…] Noch hätte ich nicht gewagt, mit meinen kleinen poetischen Versuchen hervorzutreten und dieselben einem größeren Publikum vorzulegen, hätten Sie nicht selbst freundlich einladend auch den schwächeren Jünger herangewinkt. Doch so nehme ich mir die Freiheit, Ihnen einige Kleinigkeiten zu übersenden, mit der Bitte, sie, falls es ihr Wert zulassen sollte, in den folgenden Jahrgang des deutschen Musenalmanachs mit aufzunehmen. Vielleicht könnte Ihnen der Ton, in welchem einige dieser Lieder abgefaßt sind, mißfallen […] aber ich konnte nicht anders, ich mußte auch die tieferen Saiten des Schmerzes und der Entsagung anschlagen […]“ Es folgen auf den Seiten 2-3 des Briefes die 11 Gedichte „Morgenglocken“ (12 Zeilen), „Entsagung“ (16 Zeilen), „Leben und Tod“ (9 Zeilen), „Im Herbste“ (8 Zeilen), „Vergessen“ (12 Zeilen), „Der Wandersmann“ (12 Zeilen), „Abendbild“ (12 Zeilen), „Erinnerung“ (8 Zeilen), „Oede“ (6 Zeilen), „Bestattung“ (12 Zeilen) und „Die weiße Rose“ (8 Zeilen). – Der Empfänger Chamisso hat eigenhändig auf auf der Adreßseite den Weiterleitungsvermerk „An Gustav Schwab“ eingetragen, Schwab hingegen bei dem Gedicht „Vergessen“ ein großes „A“ (wohl für Almanach) und in Rot das Pseudonym „L. Horst“. – Erstmals veröffentlicht von Karl Theodor Gaedertz in seiner Geibel-Biographie (Leipzig 1897, S. 99 ff.; vorher in: Universum, Heft 7, 1892/93): „‚Vergessen‘ betitelt sich das erste, überhaupt veröffentlichte Lied von Emanuel Geibel […] Dies Gedicht schickte unser jugendlicher Minnesänger unter dem Namen L. Horst an die Redaktion des deutschen Musenalmanachs, und er hatte die unnennbare Freude, sein erstes gedrucktes Lied vor sich zu sehen. Es war in dem Jahrgange 1834, der im Herbst 1833 erschien. Gleichzeitig […] hatte der damalige Sekundaner des Lübecker Gymnasiums schon am 17. Oktober 1832, seinem siebzehnten Geburtstage, noch zehn andere Proben seines lyrischen Könnens für den Musenalmanach bestimmt […] Eine Erklärung für das Pseudonym ‚Horst‘ habe ich von den wenigen noch lebenden Jugendfreunden Geibels nicht erhalten können […] Chamisso sandte die lyrischen Ergüsse kurzer Hand an Schwab […] Der gegenwärtige Besitzer […] Emil Landau in Lennep, hat mir den kleinen literarischen Schatz freundlichst anvertraut […]“ Geibel hat die Gedichte später in keine seiner Sammlungen aufgenommen. – Adreßblatt alt hinterlegt (mit Aussparung der Adresse), ebenso einige Durchbrüche in den Knickfalten des fragilen Blattes.