Gentz, Friedrich von, Staatsmann und Schriftsteller (1764-1832).

Eigenhändiger Brief mit Unterschrift „Gentz“. Wien, 17. V. 1814, 4°. 4 Seiten. Doppelblatt.

Nicht vorrätig

Beschreibung

An einen Freund in Paris, dem er „die letzten anlangenden Briefe an Gordon und Monnier“ empfiehlt und Aufträge zu Besorgungen erteilt; es geht um Damenschuhe „von feinem Leder, wie wir sie vorigen Sommer in Prag durch Trani [?] erhalten hatten“, um starkes Papier und Federn sowie um „Eau d’Ispahan“. Daneben erwartet Gentz aber vor allem neue Nachrichten aus dem Paris der ersten Restauration: „[…] Wenn alle, die von Paris zurückkehren werden, so unwissend sind wie der vorgestern hier angelangte Graf Sanson [?], so haben wir nicht viel zu erwarten; denn dieser Staatsmann wußte selbst von den currenten Sachen weit weniger als ich, welches viel gesagt ist, da mir niemand mehr schreibt, aus Ihren Briefen aber seit vier Wochen kein Tropfen Saft mehr zu pressen ist. Ich citire das nur als Factum, nicht als Vorwurf: denn ich kann Ihnen nicht genug danken, daß Sie Sich, trotz des Rausches, in welchem Sie leben, doch fortdauernd und täglich meiner erinnern […] Warum Sie den Artikel über Napoleons Reise [auf die Insel Elba vom 25.-27. April 1814] so himmlisch finden, begreife ich nicht, Sie müßten es denn bloß im Sinn der Abonnenten des [Österreichischen] Beobachters [einer von Metternich und Gentz beeinflussten Zeitung] gemeynt haben. Sonst ist er ja nichts als ein guter erzählender Artikel. Übrigens scheinen Sie jetzt wieder an den Leiden dieses Mannes Mißgefallen zu finden, da es doch kaum 8 Tage ist, daß Sie Sich von seinen Brüsten umringen wollten. Doch ich darf darüber mit Ihnen nicht hadern, nachdem Sie mir freymüthhig erklärt haben: ‚Ich liebe [Camille] Borgeshe [!], liebe [Abbé Henri] Gregoire, etc. hasse Borgeshe, hasse Gregoire etc. und bin immer der Meynung des letzten, den ich gelesen habe.‘ Ich hoffe, dieser Tumult in Ihrem Gemüth, wird sich hier, unter ruhigeren Umgebungen, wohl wieder legen. Sie scheinen noch immer den Rheinischen Merkur [1814-16; hrsg. von Joseph Görres] nicht gelesen, wenigstens nicht beherziget zu haben; sonst schwiegen Sie nicht ganz davon; denn das ist andre Speise, als der Brey, den die elenden Journalisten in Paris uns auftischen. Überhaupt wird es jetzt immer klarer, wie doch Deutschland allein der wahre Standpunkt aller gesunden Urteile, und der umbilicus orbis terrarum [Nabel der Welt] ist […]“ – Minimal gebräunt. – Transkription liegt bei.