Gessner, Salomon, Maler und Dichter (1730-1788).

Eigenhändiger Brief mit Unterschrift Zürich, 23. IV. 1763, 4°. 3 Seiten. Doppelblatt.

Nicht vorrätig

Beschreibung

Wohl an den Kupferstecher, Verleger und Freund Christian von Mechel (1737-1817) in Paris: „[…] Das allererste, was ich ihnen sagen soll, ist ein, zwahr allzuspäter Dank, für das schäzbare Geschenk, das sie mir durch ihren lezten Kupfer-Stich, durch unsern Freund Ust[e]ri vor langem schon gemacht haben. Haben Sie Dank, theuerster Freund, für diß schäzbare Zeichen ihres freundschaftlichen Andenkens, schäzbar als ein Meister-Stük der Kunst, und eben so schäzbar als ein Geschenk von ihnen. Auch zuspät, muß ich noch für die Gütigkeit danken, mit der sie den jungen [Heinrich] Pfenninger und mein Empfehlungs-Schreiben aufgenohmen haben. Denn so wenig ich auch von ihm erwartet hab, so erwart ich iezt noch viel weniger, da er 3 Wochen in Paris seyn konnte, ohne zu ihnen zugehn. Bey wenigem Genie, so wenig Eifer für die Kunst, da muß was rechtes draus werden. Ich hab ihm, bei dem lezten Besuch, da er mir für den Brief an sie dankte, mehr als einmahl gesagt, er sollte es für das größeste Glük schäzen, wenn sie ihn gütig aufnähmen, und keinen Augenblik versäumen, den sie ihm in ihrer Gesellschaft zuzubringen erlauben würden; das hat er mir versprochen; Ich rieth ihm auch, seine meisten Stunden darzu aufzuwenden, sich im Zeichen zuüben; O das kan ich schon ziemlich gut: Ich ward böse, da er das sagen konte und ich konte mich kaum enthalten, den Brief zurük zubehalten. Was kan aus dem werden, der niemahls einsieht, was ihm fehlt. Ich wünsche bessere Nachrichten von ihm zuvernehmen, als ich izt nicht hoffen kan. Jezt, mein Freund, muß ich ihnen sagen, was die 3 Dinger sind, die ich ihnen hier beyschließe. Man hat mir gesagt, ich habe Talente zur Landschaft-Zeichnung; ich wolte diese nicht ungenuzt lassen, und wandte seit einiger Zeit meine übrigen Stunden zu Übung derselben an. Wie weit ich darmit gekomen bin, mögen sie aus diesen beyden urtheilen, die die ersten sind, die ich geezt habe, aber nicht die besten die ich gezeichnet habe, und noch ezen will. Sagen Sie mir, ich kan mich an keinen größern Kenner wenden, sagen Sie mir freundschaftlich, was mir noch fehlt. Ich denke, diß Jahr noch eine Ausgabe von 8 oder 10 Stüken fertig zumachen, und vieleicht so mit guter Weile fortzufahren; aber, was soll ich dann damit anfangen,? Hier kan ich sie nicht einmahl recht sauber druken laßen. Ich würde sie einem Kupfer-Verleger überlaßen; Man sagt mir von einem Deutschen, der mir sie gut bezahlen würde, alein aus gewißen Gründen will ich sie lieber einem Pariser als einem Deutschen geben. Kupfer mag ich nicht darfür eintauschen, weil ich keine Sammlung mache, da mein Schwager eine der beträchtlichsten in unsrer Stadt hat, und unser Freund Ust[e]ri, der mich so freundschaftlich von seiner Sammlung profitieren läßt, als wenn sie meine eigene wäre. Findt sich also ein Kupfer-Verleger, der ehrlich mit mir handelt, so mag er sie hinnehmen, wo nicht, so laß ich einige Abdrüke für meine Freunde machen, und dann mögen sie da liegen. Verzeihen Sie, mein Freund, daß ich mich hierüber an sie wende, diese Verleger sind mir nicht bekant, ihnen hingegen müssen sie es seyn; wenn sie diese Landschaften so finden, daß sie mit Ehre vor Kennern erscheinen dürfen, so haben sie die Gewogenheit, diese Proben einem solchen zuweisen, und ihm meine Absichten zusagen. Küßen sie mir unsern Huber; wie sehr war ich erfreut, da er mir nachricht gab, daß er endlich in Paris sein Glük gefunden! Zwahr, ein mittelmäßiges Glük; aber er ist zufrieden, was braucht man mehr, um glüklich zu sein? Leben Sie wohl, theuerster Freund, geben Sie mir Gelegenheit, ihnen Gegengefälligkeit zutun […]“ – Mechel hielt sich 1758-65 in Paris auf. Ganz minimal fleckig und sehr gut erhalten. – Beiliegend: Bircher, Martin, Barockforscher (1938-2006). Eigenh. Brief mit U. Wolfenbüttel, 16. XI. 1994. Fol. 2 Seiten. – Dankt für die „Übersendung einer Kopie Ihres prächtigen Gessner-Briefs“: „[…] Es ist ein ungewöhnlich interessanter und schöner Brief und zeigt Gessner auf seinem künstlerischen Höhepunkt. Im Moment liegt meine Briefausgabe wie Dornröschen im tiefsten Schlummer […]“