Heim, Ernst Ludwig, gen. „der alte Heim“, berühmter Berliner Allgemeinpraktiker; führte die Pockenschutzimpfung in Berlin ein (1747-1834).

Eigenhändiger Brief mit Unterschrift Berlin, 26. IX. 1791, 4°. 2 Seiten. Doppelblatt mit Adresse und Siegelausriß. Eng beschriftet.

Nicht vorrätig

Beschreibung

Außergewöhnlich umfangreicher Brief über seine ärztliche Tätigkeit an einen „Vetter“, den Rat und Stadtschreiber Schenk in Wasungen (bei Meiningen), zunächst mit der Entschuldigung, daß er dessen vor 3 Jahren erhaltenen Brief erst jetzt beantworte: „[…] Alle meine Zeit muß ich auf die Praxis verwenden. Des Morgens schon vor 6. Uhr kommen Kranke auf mein Zimmer, u. dies dauert ununterbrochen fort bis 8. Uhr, da ich dann ausfahre und bis 2. Uhr Kranke besuche. Ich speiße selten des Mittags zu Hauße, – u. geschieht dies ja, so habe ich meistens einige gute Freunde zum essen bei mir. Nach 4. wird wieder ausgefahren, u. komme selten vor 8. Uhr zu Hauße. Abends esse ich nie, gehe auch höchst selten in Gesellschaft, sondern bleibe gern allein auf meinem Zimmer, – weil ich dann gar nicht mehr zum reden aufgelegt, u. müde von dem vielen Sprechen bei den Kranken bin. Die Zeit von 8 bis 11. Uhr des Abends wird mit Briefschreiben an auswärtige Kranke, Zeitunglesen, pp zugebracht u. so geht es alle Tage. Die Zeit wird mir äusserst kurz – so daß ich oft wünsche jeder Tag mögte einige Stunden länger seyn. Unter den vielen Aerzten die hier sind, und unter welchen mehrere sind, die mich an Kenntnissen übertreffen, habe ich von allen die stärkste Praxis – weil ich der thätigste bin, u. meine Kranken mit möglichstem Fleiß abwartete, auch in meinen Kuren ein glüklicher Arzt bin, und mich in die Launen der Menschen zu schikken verstehe. Meine weitläuftige Praxis verschaft mir Geld Ehre u. Ansehen genug. Ich habe alles im Ueberfluß. Ich habe nächstdem eine recht brave u. schäzbare Frau – 4. Kinder 3. Mädchen u. l. Sohn – bin immer frisch und gesund, heiter u. guten Muths, so wie meine Fr. u. Kinder es gleichfals sind u. glaube daher ein ganz glüklicher Mensch zu seyn – da ich alles habe was ich gebrauche u. mir kein Wunsch zu grösserer Glükseligkeit übrig bleibt […] durch Fleiß, Tätigkeit und Ehrlichkeit mit Glük oder vielmehr mit dem Seegen des Himmels begleitet, kann man es immer in der Welt weit bringen […]“ Sodann mit botanischen Einzelheiten und über neue Bücher auf diesem Feld sowie über die Familie von Puttkammer. – Teildruck in: Ernst Ludwig Heim, Tagebücher und Erinnerungen; hrsg. Wolfram Körner. Leipzig 1989. – Volltranskription liegt bei. – Leicht fleckig. – Aus der Sammlung H. G. Göpfert.