Henckel, Wenzel Ludwig, Pietist (1680-1734),.

Herrn W. Ludwigs Grafen Henckels Schatz-Kästlein, Bestehend In auserlesenen Göttlichen Verheissungen, deren gläubiger Zueignung, und beygefügten Reimen, Nebst einer Vorrede von dem kindlichen Wesen der Kinder Gottes. Halle und Leipzig, (ohne Verlag), 1743, 16° (8,5 x 11,5 cm). Mit gestoch. Frontispiz. 11 nn. Bl. (Titelblatt in Rot- und Schwarzdruck), 300 num. Bl. (einseitig bedruckt, auf den leeren Seiten 78 handschriftliche Stammbucheintragungen). Marmoriertes Ldr. d. Zt. mit reicher Deckel- und Rvg., beim Bund gepunzten dreiseit. Goldschnitt und Brokatpapiervorsätzen (etw. bestoßen und beschabt, Kapitale lädiert)..

Nicht vorrätig

Beschreibung

Kulturgeschichtlich hochinteressantes pietistisches Adelsstammbuch auf den Leerseiten von Henckels Erbauungsbuch „Schatz-Kästlein“. – Der Stammbuchhalter war Friedrich Wilhelm Graf zur Lippe-Biesterfeld (1737-1803), der zweite Sohn von Graf Friedrich Karl August (1706-1781) auf Friedrichsruh, benannt nach seinem Taufpaten Friedrich Wilhelm I. von Preußen. Bereits sein Großvater Rudolf Ferdinand hatte sich dem Pietismus zugewendet. Er selbst erwarb 1770 durch seine Ehe mit Johanna Elisabeth von Meinertzhagen (1752-1811) Besitzungen in und um Kleve, Bergrechte in der Eifel, das Lippesche Landhaus in Oberkassel bei Bonn und die Handlungsfirma von Meinertzhagen in Köln. Dieser erschließt sich durch den zweifachen Eintrag seiner älteren Schwester Wilhelmine Luise Constantine (1733-1766; verh. von Promnitz) auf den Blättern 140 und 162. Der junge Adelige besuchte ab seinem 15. Lebensjahr pietistisch geprägte Höfe und scheint in Halle studiert zu haben, wie unser Stammbuch mit seinen 78 handschriftlichen Eintragungen dokumentiert. Seine Stationen waren besonders 1751-53 Köstritz und Schleiz (30 Eintragungen) sowie 1753-57 Halle (10 Eintragungen); daneben besuchte er 1754 Wernigerode (7 Eintragungen), 1755 Greiz und Pölzig (8 Eintragungen), 1756-59 mehrmals Drehna (12 Eintragungen) und 1762 Stadthagen (3 Eintragungen). Unter den adeligen und bürgerlichen Pietisten, die sich, oft mit Psalmen und Bibelzitaten, in sein Stammbuch eingetragen haben, befinden sich (in der Reihenfolge des Buchs): Sophie Albertine von Hohenlohe-Ingelfingen (1701-1773), Friederike Charlotte zu Stolberg (1707-1782), Heinrich Ernst zu Stolberg-Wernigerode (1716-1778), Heinrich XI. Fürst Reuß ältere Linie (1722-1800), Conradine Eleonore Isabelle Gräfin Reuss (1719-1770), Heinrich XIII. Fürst Reuß ältere Linie (1747-1814), Henriette Friederike Gräfin Henckel von Donnersmarck (1733-1792), Johanna Charlotte Gräfin Henckel von Donnersmarck (1731-1790), Friedrich August von Zinzendorf und Pottensdorff (1733-1804; sächsischer Staatsmann), Rochus Friedrich Graf zu Lynar (1708-1781; Diplomat); Graf Heinrich XXIII. Reuß zu Köstritz (1722-1787; Stifter der jüngeren Linie), Marie Eleonore von Dohna (1729-1789), Frederic Sophus von Wartensleben (1709-1772), Johann Warendorff (1703-1774; Hofprediger), Seyfried Graf von Promnitz (1734-1760), Heinrich August Erdmann Wilhelm von Falckenstein (1729-1797), Marie Sophie Caroline von Brandenstein (1739-1789), Heinrich XII. von Reuss jüngere Linie (1716-1784), Christian Ernst von Lynar (1742-1784), Rochus Graf zu Lynar (1708-1783), Christian Ernst Graf zu Stolberg-Wernigerode (1691-1771), Sophia Charlotte Stolberg-Wernigerode (1695-1762; eine der einflussreichsten Pietistinnen ihrer Zeit und eine der Mitbegründerinnen des Pietismus in Wernigerode), Johanna Sophia von Feilitzsch (1721-1758), Curt Friedrich von Wreech (1707-?; Pietist), Ernestine Eleonore von Sayn-Wittgenstein-Berleburg (1731 – 1791), Ernstine Henriette Sophia von Schönburg, verh. Reuss von Schleiz-Köstriz (1736-1768), Ludwig Friedrich Cellarius (1745-1818; Theologe), Amelie Esperence Gräfin Reuss de Plauen, geb. Flodroff-Wartensleben (1715-1787), Heinrich IX. Reuss (1711-1780) und Johann Casimir Thamerus (1716-1781; Pietist). Die Beiträger sind digital in einer Tabelle erfasst. – Zum gedruckten Buch: Der Verfasser studierte an den Universitäten Leipzig (1698 ff.) und Halle (1701), war Pietist und verfasste das vorliegende Andachtsbuch nach dem Vorbild Bogatzkys. Es erschien erstmals 1735 in Greiz und wurde gerne als Stammbuch benutzt. Die Vorrede verfasste Johann Adam Steinmetz (1689-1762), „Abt zu Berga, Consistorial Rath und Gen. Superint. im Herzogth. Magdeburg.“ – VD 18, 1172 6822 (Fehler in der Lagenformel und Blattzählung: Lage T hat nur 8 Bl. und lautet richtig : [1], a7, b4, A-S16, T8, U4). – Etwas braunfleckig; insgesamt gut erhalten.