Hesse, Hermann, Schriftsteller und Nobelpreisträger (1877-1962).

Eigenhändiger Brief mit Unterschrift Bern, 31. XII. 1913, Gr.-8°. 2 Seiten.

Nicht vorrätig

Beschreibung

An der Verleger Wilhelm Langewiesche-Brandt (1866-1934): „[…] Ihr Brief macht mir den Eindruck, es sei bei Ihnen ein Rest von Bitterkeit oder Beleidigtsein vorhanden. Darum schreibe ich nochmals, denn im Übrigen scheint es mir doch, daß Sie, wennschon von anderer Seite aus, für ähnliche Kulturwerte arbeiten wie ich, und da sollten Verstimmungen nie dauernd werden. Sie halten mir vor, daß ich selber für die ‚Deutsche Bibl.‘ arbeitete. Ich glaube aber, in meinem Brief eigens gesagt zu haben, daß auch ich schon genötigt war, solche ‚Collektionen‘ zu benutzen, obwohl ich deren Art nicht liebe. Ich liebe auch die Zeitung nicht, und arbeite doch mit. Was Sie mir von Berechtigung zur Kritik etwa absprachen, mag stimmen. Darum ist aber ‚guter Wille und Unabhängigkeit von materiellem Vorteil‘ eben doch die erste und wichtigste Grundlage guter Kritik. Denken Sie, wieviel Anfeindung, Hohn, Verächtlichkeit und persönliche Hiebe wir Autoren von der Kritik einstecken müssen! Wenn ich jede solche Kritik, die mich doch auch ’schädigt‘, persönlich angreifen wollte! Daß ich mein kurzes, auf der Erinnerung fußendes Kritikerwort nicht mit Details belegen kann, tut mir leid. Es beruht auf der früheren Lektüre von Büchern, die ich nicht besprach und nimmer besitze. Genug! Ich bitte Sie, aus diesen Zeilen zu schließen, daß ich die Gesamtabsichten ihres Verlags nur schätzen kann und daß ich es bedauern würde, wenn bei Ihnen eine mißverstehende Verstimmung bliebe. Bei mir ist keine vorhanden.“ – Hesse hatte 1913 im Verlag „Deutsche Bibliothek Berlin“ die Anthologie „Das Meisterbuch“ herausgegeben. – Ungedruckt.