Hesse, Hermann, Schriftsteller und Nobelpreisträger (1877-1962).

Maschinengeschriebener Brief mit eigenhändiger Unterschrift „HHesse“ (Bleistift). Ohne Ort und Jahr (Montagnola, Ende November 1935), Kl.-4°. 2 Seiten. Doppelblatt mit Holzschnittvignette nach Hermann Hesse.

Nicht vorrätig

Beschreibung

An Nora Schadow in Kiel: „[…] Dank für das so sehr hübsche Fischbüchlein. Ich sitze noch zwischen Stößen von Bücherpaketen und andrer Post, dieser Tage erst nachlanger Abwesenheit zurückgekehrt, viel zu müde und verbraucht um einen wirklichen Brief schreiben zu können. In Baden, wo ich zur Kur war, habe ich meinen Bruder begraben müssen, der sich [am 27. XI. 1935] das Leben genommen hat während ich dort war. Und sonst drückt viel andres, Sorgen, Widerwärtiges. Weil ich in Schweden je und je einen Bericht über deutsche Bücher bringe, in dem ich das empfehle was gut ist, nennt mich Herr W[ill] Vesper in seiner Litteraturzeitschrift einen Volksverräter, der im Sold der Juden stehe, es sei eine Schande dass ein deutscher Dichter in ein Judenblatt schreibe. Das wäre ja häßlich und dumm genug von meinem Kollegen Vesper. Aber es ist noch nicht alles. Nachdem er auf meine Reklamation mich keiner Antwort gewürdigt, erfahre ich gestern, dass im gleichen schwedischen ‚Judenblatt‘ der gleiche Herr Vesper bis vor ganz kurzem ,als mein Vorgänger, die Berichte über deutsche Bücher geschrieben hat. Es ist in unsrer Literatur alles immer noch dreckiger als man sich vorstellt […]“ – Vgl. Über Hermann Hesse I, S. 94-98. H. Schwilk, Das Leben des Glasperlenspielers.