Humboldt, Alexander von, Naturforscher (1769-1859).

Eigenhändiger Brief mit Unterschrift Berg, 5. XII. 1793, 4°. 1 1/2 Seiten.

Nicht vorrätig

Beschreibung

An den Arzt Samuel Thomas Soemmerring (1755-1830) in Frankfurt am Main: „Ihr Brief, liebster Sömmering, ist spät in meine Hände gekommen. Er hatte mich hier verfehlt und wurde mir ins Fichtelgebirge nachgeschickt. Ich bin auf der Reise und kann Ihnen daher nur mit wenigen Worten danken. Daß Sie sagen, ich seie ein prodigium eruditionis [Muster an Bildung] möchte ich fast für Spott halten, daß Sie aber mit dieser Art die Physiologie zu betreiben zufrieden sind, freute mich sehr. [Christian Friedrich] Voß [Verleger und Buchhändler; 1722-1795] Brief erhalten Sie zurück. Ich kan es nicht annehmen, so schmeichelhaft es mir wäre, so iunctis viribus [mit vereinten Kräften] mit Ihnen in der Welt zu erscheinen. Ein Buch, das so voller Unwissenheit, wie der [William] Smellie [Arzt und Gynäkologe; 1697-1763] und wie mir immer schiene, im Zuschnitt verdorben ist, muß unendlich mühsam zu rectificiren sein. Mich deucht, der Smellie hätte keinen reinen Begrif von Philosophie der Naturgeschichte. Dazu bin ich so mit bergmännischen Geschäft[en] überhäuft, daß nur wenig Muße bleibt und diese wenige Muße wiedme ich jezt ganz der Philologie. Ich denke jezt eine Geschichte der Webereien bei den Griechen und Römern in Art von Kommentar zum onomastikon [graece] des Pollux herauszugeben und das führt mich weit. Wünschen Sie indeß einzelne Anmerkungen über botan. u chem. Physiolog. Gegenstände von mir, so erbitte ich mir von Voss ein Exemplar [‚Aphorismen aus der chemischen Physiologie der Pflanzen‘, 1793]. Die liefere ich gerne und so gut ich kann, umsonst versteht sich. Dafür müssen Sie mich aber auch loben in der Vorrede. Bald mehr. Empfehlen Sie mich Ihrer lieben Gattin [Margarethe Elisabeth] Ihren närrischen Humboldt […] Meine sicherste Adresse ist an den Oberbergm. v Humboldt in Bayreut.“ – Humboldt war seit 1791 im preußischen Staatsdienst, wo er schnell reussierte. Bereits 1793 wurde er Oberbergmeister im preußischen Fürstentum Ansbach-Bayreuth mit dem Auftrag der Sanierung des Bergbaues im Fichtelgebirge und Frankenwald. – Druck: Soemmerring, Briefwechsel, Bd. 20 (2001), Seite 151-52. – Sehr selten so früh.