Kästner, Erich, Schriftsteller (1899-1974).

5 masch. Briefe mit eigenhändiger Unterschrift München, 5. VII. bis 19. VIII. 1963, Gr.-8°. Zus. 5 Seiten. Gedruckte Briefköpfe. Gelocht. Eingangsstempel.

Nicht vorrätig

Beschreibung

An den Verleger Erich Seemann (1895-1980) in Recklinghausen beim Hermann Klemm Verlag. – I. (5. VII. 1963): „[…] Maschler hat mir die Zusammenstellung Ihrer Auswahl noch in Lugano gegeben, und ich glaube, daß diese Anthologie recht gelungen ist. – Ein kurzes Vorwort könnte ich natürlich schreiben. Ich weiß nur gar nicht, welchen Inhalt dieses Vorwort haben könnte, denn ich habe schon soviele Vorwörter geschrieben und bin in einiger Verlegenheit, wie ich die Sache, diesmal anpacken sollte. Vielleicht können Sie selber mir eine brauchbare Anregung geben? Das Schreiben selber würde mich dann nicht übermäßig aufhalten. Die Illustrationsfrage macht mir noch mehr Kopfzerbrechen. Max Schwimmer [1895-1960] wäre freilich geeignet gewesen, aber diese positive Meinung ist ja leider müßig. Am geeignetsten erschiene mir immer noch [Paul] Flora, aber der Ärmste ist ja so mit Arbeit überlastet, daß er höchstwahrscheinlich ablehnen würde. Ich fürchte, ich werde Ihnen diese Entscheidung überlassen müssen. Ich bin erst 14 Tage wieder in München, und dieses alte Leben, das nach so langer Pause neu und anstrengend genug ist, entschuldigt die Kürze meines Briefs […]“ – II. (18. VII. 1963): „[…] besten Dank für den Text Ihres Nachworts, das zweifellos seinen Dienst tun wird. Eine Wendung müssen Sie allerdings korrigieren. Ich habe sie unterstrichen. Sie ist durchaus irreführend für alle diejenigen, die die Gesammelten Schriften nicht kennen und deshalb glauben könnten, ich hätte nur zwei Kinderbücher geschrieben […]“ – III. (27. VII. 1963) „[…] besten Dank für die Zusendung Ihrer zweiten Nachwortfassung! Leider habe ich die erste Version an Sie zurückgehen lassen und kann meinen Eindruck nicht nachprüfen, dass diese erste Version im großen ganzen geeigneter war als die zweite. Wollen Sie es nicht noch einmal versuchen? Sie kennen ja auf Grund Ihrer Lektüre meine fast puritanische Empfindlichkeit gegenüber anspruchsvollen Eigenschaftswörtern und mein Bedürfnis nach Genauigkeit in den Gedankengängen. Hoffentlich wird Ihnen die kleine Arbeit mittlerweile nicht lästig. Das wäre sehr zu bedauern […]“ – IV. (15. VIII. 1963): „[…] es tut mir außerordentlich leid, daß Sie sich nun zum dritten Mal um das kurze Nachwort bemüht haben und daß mir auch diese Variation nicht übermäßig geglückt erscheint. U. a. war wohl der dreimal gleiche Ausgangspunkt schuld, der eine konsequent logische Durchführung des Gedankengangs erschwerte. Nun habe ich also doch selber zur Schreibmaschine gegriffen und, in Anlehnung an einige Ihrer Wendungen, einen Text fabriziert, von dem ich mir eher denken könnte, daß er sich für unsere Zwecke eignet. Mißlich daran ist natürlich, daß wir als Unterschrift weder Ihren noch meinen Namen verwenden können. Ich glaube aber, daß man ein so kurzes Nachwort ohne jede Unterschrift bringen kann. Man wird es für ein Verlagsprodukt halten, und dagegen ist ja nichts einzuwenden […]“ – V. (19. VIII. 1963): „[…] es freut mich, daß Ihnen der Text des Nachworts zusagt. Ich antworte Ihnen umgehend aus folgendem Grunde: es ist völlig unmöglich, daß Sie unter den Nachworttext meinen Namen setzen! Vor allem in den letzten Zeilen des Nachworts werde ich so, sagen wir, wohlwollend interpretiert, daß das jeder andere in Ihrem Verlag geschrieben haben dürfte und könnte, nur einer nicht, ich selber. Wenn es Ihnen nichts ausmacht, setzen Sie Ihre Initialen darunter, noch besser wäre es, ihn ungezeichnet zu lassen. Dann würde man darauf schließen, daß er von einem Verlagsangestellten geschrieben worden ist, und das wäre ja in bester Ordnung […]“ – Die Briefe beziehen sich auf das 1963 erschienene „Erich-Kästner-Seemännchen“, hrsg. von Erich Seemann (Die Seemännchen 38; Bode 66) und belegen, daß das Nachwort von Käster selber herrührt.