Kuh, Anton, Schriftsteller (1890-1941).

Maschinengeschriebener Brief mit eigenhändiger Unterschrift Berlin, ohne Jahr (ca. 1925), Kl.-4°. 2 Seiten. Hotelpapier „Hotel Adlon“.

Nicht vorrätig

Beschreibung

An Maximilian Harden: „[…] Vier Tage nach der öffentlichen Ankündigung Ihrer Absicht, die ‚Zukunft‘ wieder erscheinen zu lassen, muss dieser Brief umso zweifelhafter auf Sie wirken, als er voraussichtlich einer unter Hunderten ist. Das ist ein Missgeschick und doch kein Zufall; denn ich hätte ihn zu keinem anderen Zeitpunkt geschrieben. Was ich hier vorhabe, ist romantisches Hazard; aber ein von oben gespieltes und nicht eins, hinter dem Bittstellerpathos, Querulantentum, Utopismus, Projekte-Irrsinn,kurz: Belästigung steckt. Um doch eine Legitimation zu überreichen: ich habe über Sie mehrmals geredet und geschrieben, nicht dithyrambisch, doch auch nicht ohne Lebensgefahr; es wäre schade, wenn Ihnen die eine oder andere dieser Aeusserungen entgangen sein sollte – Sie hätten, glaub‘ ich, ein angenehmes Gefühl von der Möglichkeit unterirdischen Corpsgeistes gehabt. Ferner sandte ich Ihnen vor zwei Jahren eine Rede, die ich in Wien gegen Karl Kraus hielt – heute für Sie ein paläozoischer Name! Meine Anfrage: ob Sie Zeit, Lust und Erwartungsfrische genug haben, einen Unbekannten für ein langes Gespräch zu empfangen, das ohne äusserlichen und vorsätzlichen Zweck ist. Doch gebe ich Ihnen zugleich bereitwillig alle praktischen Hoffnungen, die diesem Brief zugrund liegen könnten, preis, indem ich die Unterredung unter der Voraussetzung als aufschiebbar erkläre, dass Sie die neue ‚Zukunft‘ wie die alte von A-Z allein zu schreiben und redigieren gedenken […]“ – Eine von Kuhs bekanntesten Stegreifreden, „Der Affe Zarathustras“, eine am 25. Oktober 1925 im Wiener Konzerthaus gehaltene Polemik gegen Karl Kraus, ist nur durch stenografische Mitschriften überliefert. In ihr attackierte Kuh nicht nur die schauspielerhafte Eitelkeit des Schriftstellers und Rezitators Kraus sowie dessen Publikumsverachtung, sondern vor allem das elitär apolitische „Krausianertum“ seiner Anhängergemeinde. – Sehr selten.