Lasker-Schüler, Else5, Schriftstellerin (1869-1945).

Eigenhändiger Brief mit Unterschrift „Prinz Jussuf“. , Ohne Ort und Jahr (Jerusalem ca. 1942), Kl.-4° (ca. 20 x 15,5 cm). 9 Seiten auf 8 liniierten Blättern.

Nicht vorrätig

Beschreibung

An ihre Freunde Grete und Leopold Krakauer in Jerusalem: „Zusammen bitte lesen […] Klug ‚wirklich‘ klug ist nur der Mensch der den Freund für gleich klug taxiert. Ich schreibe: ‚taxiert‘ den geschäftlichen Ausdruck wende ich an, da Ihr beide (verdammt) Euch bewegt nun, Sie Leopold Krakauer, || noch erstaunlicher – auf einmal auf Bussinessschienen. Ihr fragt nicht, Sie Herr Kr. – sind es ‚liebe‘ Menschen aber, ‚halten Sie es wirklich für gut, wenn ich (Sie) (meine ich) kommen werde?‘ Dr. Wo sind momentan Menschen, die kämpfen müssen wie Sie und ich. Auch sehr mit sich selbst beschäftigt, er, Dr. [Awraham] Werber, der mir ein wertvoller Freund, da er eben mein Freund ist, sich nicht || wandelt in der Freundschaft. Und was ich nur mit Bestimmtheit versichern kann, es ist dort nicht langweilig. Ich schreibe diesen Brief in der Erinnerung unserer Brüderlichkeit. Aber Erinnerungen faulen auch oft. Ich erlaubte mir stets zu reden ehrlich wie ich fühlte, fühlte Gutes zu stiften. Dachte ich auch oft anders über Dinge. Ich kenne Sie besser wie die meisten || Geschöpfe hier und Menschen. Ich habe einen Riß bekommen als ich vorgestern die Dinge erlebte. Sie Frau Grete Kr. wissen, daß wenn Sie mir ehrlich gesagt hätten, die Dame hat Bilets genommen für Sie und Sich und es ist gut für unsere Lage, ich gehe alleine mit ihr ins Cinema. Gerade ich, Madame, hätte es verstanden. Stattdessen || muß das Weib immer eine unwahre Geschichte erfinden: Sich müde stellen oder etc. Auch mich aufmerksam machen auf den Omnibus. Ich habe Interesse daran daß es Ihnen gut gehen soll in jeder Hinsicht. Und erwartete nur Vertrauen!! Auch daß Sie beide Geschöpfe zusammen bleiben und immer sprach ich lieb von Ihnen zu Elka [L. K., Leopld Krakauer] und Fritzi [Frieda Simon?]. Sie riß sich die Kinnhaare aus, so viel sprach ich und || sie – Gutes. Ich bin kein Schwein, Madame. Und Sie können unwahr gegen mich sein, ich klopfe keinen Keil (the war) zwischen Gatte [Ernst Simon] in Watte und Gemahlin. Was ich an ihn [so!] auszusetzen habe, ist sein ‚bewußtes‘ Sklaventum jetzt. Warum? Er soll nur aus Liebe zu bekehren sein, aber nicht, da er momentan Nebengedanken gehorcht. Fragt Schiff wie ich gesprochen || im Museum. Trotzdem mich selten was begeistern kann. Auch ‚weiß‘ ich alles!! Seid aber frohgemut, vertragt euch in den Bluttagen – auch mir habt Ihr ins [Zeichnung: Herz] gestoßen. Vielleicht nicht ahnend, wie ich gelitten und noch leide (im verstaubten Schuh und Kleide.) Ich geh nun meiner Wege, mit sich rechnet man ehrlicher ab! || Was mich am meisten störte und stört bei den Bildern ist, daß Elka nun Figuren, Menschen meine ich – oder symbolische Baumstämme zeichnet. Das Symbolische muß der Beschauer empfinden, ein Vogel kann ein Blatt plötzlich aufflattern und umgekehrt. Aber gemalt muß es bleiben: Blatt. Die Berge: unvergleichlich, er könnte 10000000 zeichnen er ist nie stilisiert. Das ist das wird groß! Der Beweis seiner Größe! || Und Margarete Wolff sollte nur ihren Geburtsnamen signieren, sich nicht anlehnen. Das ist Schwäche. Hassen Sie mich nur weiter; ich sage meine Ansicht. Und wünsche auch in Wahrheit Ihnen beiden Freude, schon der ernsten Zeiten wegen. Ich bin Ihnen verloren wie Sie – mir sicherlich? | Prinz Jussuf (stets) [Nachschrift am Unterrand:] Ich bitte Sie viele viele Male die Zeichnungen, die von mir gemacht, ich merkte es nie, zu vernichten! Ich liebe nicht conterfeit zu werden auch steht es im Testament.“ – Papierbedingt etwas gebräunt. – Ungedruckt.