Liszt, Franz, Komponist (1811-1886).

Eigenhändiger Brief mit Unterschrift Rom, 9. VI. 1868, 4°. 3 Seiten auf 2 Blättern.

Nicht vorrätig

Beschreibung

An Nicolaus Dumba (1830-1900), den Vorstand des Wiener Männergesangvereins über die Partitur zum 18. Psalm („Coeli enarrant gloriam Dei“), den er für den Wiener Männergesangverein komponiert hatte: „Verehrter Freund, Mein Cousin Eduard überbringt Ihnen die Partitur des 18ten Psalms, für den Wiener Männergesangverein bestimmt. Erlauben Sie mir, Ihnen bei dieser Gelegenheit meinen aufrichtigsten Dank zu wiederholen für die wohlwollende Gesinnung, die sie mir stets gewähren. Das fernere Loos des eingesandten Psalms lege ich ganz in ihre Hände. Entscheiden Sie ob es sich zur Aufführung bei dem Jubelfest des W.G.V. eignet oder nicht. Ersteres würde mich freuen; doch bitte ich Sie darauf keine besondere Rücksicht zu nehmen, und falls Sie es rathsam erachten das Fest Programm nicht damit zu beschweren, so bescheide ich mich dessen gerne, weil ich überzeugt bin dass Sie, Verehrter Freund, am besten dafür sorgen werden, was mir zuträglich. Übrigens hätte es keine Mühe mit dem einstudieren. Der Psalm ist sehr einfach und massif, – gleichsam ein Monolith. Wie bei anderen meiner Werke hat der Dirigent die wichtigste Rolle dabei. Ihm liegt es ob, das Ganze harmonisch zu gliedern, lebendig zu gestalten, als hauptsächlicher Virtuos und Artifex zu fungiren. An der rhymitschen [so!] und dynamischen Steigerung von Buchstabe B bis G, (wiederholt von H bis L) so wie an einigen ritenuti, – speziell in der Stelle: ‚Das Gesetz des Herrn ist ohne Wandel, | und erhebet die Seele | Das Zeugniss des Herrn ist gewiss | und macht die Albernen weise – etc. | finden Sie Stoff ihre vollkommene Dirigenten Meisterschaft zu bekunden. Nun, Sie wissen, Verehrter Freund, was es heisst den todten Noten, leuchtend flammenden Geist einzuflössen […]“ – Leicht gebräunt, kleine Einrisse in den Knickfalten.