Liszt, Franz, Komponist und Pianist (1811-1886).

Eigenhändiger Brief mit Unterschrift Weimar, 14. X. 1882, 8°. 3 Seiten. Doppelblatt. Mit eigenhändigen Umschlag, Briefmarke und Poststempel.

Nicht vorrätig

Beschreibung

Musikgeschichtlich interessanter Brief an den Herausgeber der „Allgemeinen Deutschen Musikzeitung“, Otto Lessmann (1844-1918) in Berlin; mit Rückblick auf einen berühmt gewordenen Eklat von 1857: „Verehrter Freund, Bei dem Musikfest, welches ich die Ehre hatte vor etwa 25 Jahren in Aachen zu dirigiren, verhielt sich allerdings mein Pariser Jugendfreund Hiller sehr kritisch gegen den Dirigenten und dessen Compositionen. Ich nahm keine besondere Notiz von seinem Betragen, hörte aber, dass es mehreren Personen missfiel, welche ihm daraus kein Hehl machten. Auch sagte man mir damals, dass Hiller eine der Proben nicht ganz freiwillig verliess. Da ich am Dirigenten-Pult beschäftigt war, konnte ich die Veranlassung seines Fortgehens nicht bemerken und begnügte mich, einige Tage später, sein witziges Referat über das Aachner Musikfest in der Kölner Zeitung zu lesen. Mein vortrefflicher Freund, Freiherr Hans von Bronsart, beantwortete, mit nicht minderen Witz und anderer Gesinnung Hiller’s Referat. Leider ist die musikalische Chronik mit unaufgelösten Dissonanzen überfüllt. Ihnen, verehrter Freund, bleibt harmonisch ergebenst […]“ – Gemeint sind das 35. Niederrheinische Musikfest 1857 in Aachen und der Kölner Musikdirektor Ferdinand Hiller (1811-1885). Hillers Artikel enthielt ziemlich maßlose Angriffe dieses Musikpapstes, der nachweisen wollte, dass Liszt überhaupt nicht dirigieren könne. Hans von Bronsart (1830-1913) antwortete darauf in der Berliner Musikzeitung „Echo“ Nr. 27 f.; vgl. auch Liszts Briefe von 1857 an die Fürstin von Sayn-Wittgenstein. – „Die Tatsache zum Beispiel, dass Liszt 1857 das Niederrheinische Musikfest in Aachen leitete, war für Ferdinand Hiller ein herber Rückschlag in seinen Bemühungen, das Rheinland vor der ‚Zukunftsmusik‘ zu schützen – was dann auch die Heftigkeit seiner Ausfälle gegen Liszt erklärt […] Selbst Hiller konnte einem solchen Programm nichts vorwerfen und verlegte sich in seiner vernichtenden Kritik (in der Kölnischen Zeitung) darauf, vor allem den Dirigenten Liszt anzugreifen.“ (Franz Stegemann, Franz Liszt, Genie im Abseits, 2011). – Vgl. dazu ausführlich: Nina Noeske, Steuermänner versus Ruderknechte, in: F. H. Besthorn, DirigentenBilder, S. 136-139. – Druck: La Mara, Liszts Briefe, Bd. II, Nr. 309. – Translation: „At the Musical Festival which I had the honour of conducting some twenty five years ago at Aix-la-Chapelle, Hiller, the friend of my young days in Paris, took up quite a critical attitude against the conductor and his compositions. I took no particular notice of his behaviour […] As I was engaged at the conductor’s desk I did not observe the occasion of his leaving, and contented myself with reading, some days later, his witty report […] in the Cologne paper […] Unhappily the musical chronicle is overflowing with unresolved dischords. To you, dear friend, I am ever harmoniously […]“ (Ebenda, engl. Ausgabe, 1894). – Gut erhalten.