Liszt – Menter, Eugenie (verh. Schulze), Komponistin und Pianistin, jüngere Schwester der Sophie Menter (1853-1934).

„Bekenntnisse einer traurigen Seele.“ Eigenh. Manuskript in 2 Fassungen. Ohne Ort (München, ca. 1922), Gr.-8°. 173 bzw. 140 Seiten. Kart. d. Zt. (leichte Gebrauchsspuren).

Nicht vorrätig

Beschreibung

Lebenserinnerungen von 1853 bis 1921. Kladde 1 enthält die erste Fassung (mit starken Alters- und Gebrauchsspuren), Kladde 2 die korrigierte Reinschrift. – Wichtige, bisher unbekannte Quelle für das musikalische Leben der Zeit. Eugenie Menter war eines der neun Kinder der Sängerin und Schauspielerin Wilhelmine geb. Diepold und des Cellisten und Komponisten Joseph Menter (1808-1856). Ihren ersten Klavierunterricht erhielt sie von ihrer älteren Schwester Sofie. Zwischen 1867 und 1869 war sie Schülerin von Hans von Bülow. Ihr öffentliches Konzertdebüt gab Eugenie Menter am 24. April 1873 in München im Rahmen eines Klavierabends von Benno Walter, wo sie Werke von Liszt, Chopin und Schubert-Tausig spielte. Anschließend konzertierte sie in München, Leipzig, Dresden, Berlin, Stuttgart, Hannover, Braunschweig, Nürnberg, Regensburg und Wien, reiste 1881 nach Italien und Paris sowie 1884 nach Zürich. Für ihre rege Unterrichtstätigkeit wurde sie in ihrer Heimatstadt München zur herzoglich-bayerischen Kammervirtuosin ernannt. – In ihren Erinnerungen berichtet sie etwa aus dem Jahr 1867 von einer Aufführung von „Tristan und. Isolde“ mit Richard und Cosima Wagner im Zuschauerraum. 1869 lernt sie zusammen mit ihrer Schwester Sofie Franz Liszt kennen: „Liszt kam zu Sofie und spielte uns einen Abend lang vor, und was es bedeutet einen Fr. Liszt vor sich am Klavier sitzen zu sehen und zu hören, das ist kaum zu schildern. Es liegt ein unbeschreiblicher Zauber darin, nicht nur wenn er über die Tasten führt, sondern auch seine Persönlichkeit hat etwas Überwältigendes. Wie könnte ich diesen Eindruck vergessen […]“ Sie spielt ihm eine Chopin-Polonaise vor, worauf Liszt meint, das sei kein Stück für eine Frau. „Er drückte mir dann zum Trost einen Kuß auf die Stirn, den ich einige Tage nicht wegwusch!“ Später lernt sie auch Brahms kennen, der sie Max Kalbeck zufolge für die „bei weitem musikalischere Schwester der berühmten Sophie Menter“ hält. Sie musiziert mit vielen bedeutenden Musikern, etwa Hermann Levi, Benno Walter, Carl Tausig, C. H. Reinecke, Franz Lachner, Joseph Joachim, ihrem Schwager, dem Cellisten und sie hört begeistert Clara Schumann in Leipzig. Ausführlich berichtet sie über ihre Werke und das Repertoire ihrer Konzerte. – Bewegendes Zeitdokument mit niedergeschlagener Bilanz: „1914 | Dann brach der unheilvolle Krieg aus, mit dem meine ganze Herrlichkeit ein Ende hatte […] Die vielen Schrecken, der grosse Jammer verursachte, daß mein Gehör immer schlecher wurde, und ich mein eigenes Spiel nicht mehr hören konnte […] steht mir ein sehr schweres Alter bevor. 1918 | Zu allem äußeren Elend gesellen sich noch die Miseren im Inneren […] 1921 | Es waren schöne Jahre bis 1914 dann war Schluß für immer. Gott helf weiter!“ – Beiliegend: I. Eigenh. musikalisches Album (Qu.-8°; 76 beschriftete und zahlr. leere Seiten, Pp. d. Zt.) mit Stücken für Gesang und Klavier u. a. v. Brahms, Mendelssohn u. Schumann. – II. Lichtdruck nach einer Photogaphie von Hanfstaengel (1896), Verstärkungskarton mit eigenh. Widmung an ihren Neffen Ernst Riemann von der „alten Tante Eugenie“, datiert 12. November 1913.